Süddeutsche Zeitung

Jesenwang:Windkraftgegner sammeln sich

Der Plan, eine Anlage südlich von Jesenwang zu errichten, trifft auf den Protest einiger Aktivisten. Angeführt werden sie von Gerald Kurz, der bereits gegen ein Projekt bei Grafrath mobilisiert hat

Von Manfred Amann, Jesenwang

Der Plan der Firma "Bürger Energie Genossenschaft - Freisinger Land eG", im Waldgebiet zwei Kilometer südlich von Jesenwang eine Windkraftanlage zu errichten, stößt nicht nur bei Bürgern der betroffenen Kommunen im Umkreis auf Kritik. Zu einem Treffen am potenziellen Standort des Windrades, zu dem Anti-Windkraft-Aktivisten aus Grafrath eingeladen hatten, waren am Samstag vor allem Standortgegner aus Jesenwang, Kottgeisering und Moorenweis sowie einige Windkraftkritiker aus dem gesamten Landkreis gekommen, um ihren Missmut zum Ausdruck zu bringen.

Etliche der etwa 50 Besucher, die mit Wortführer Gerald Kurz, CSU-Gemeinderat in Grafrath, bei teils kräftigem Regen etwa 15 Minuten vom Parkplatz zum Standort marschierten, waren jedoch nicht grundsätzlich gegen eine Windkraftanlage. Einigen missfiel, dass ein externes Unternehmen die Initiative ergreift. "Warum machen wir das nicht selbst als Bürgeranlage und überlassen das Geschäft Auswärtigen?" fragte etwa ein Moorenweiser. Ein Mitglied der Bürgerinitiative Gegenwind Jesenwang zweifelte grundsätzlich daran, dass die "Freisinger Land Genossenschaft" eine Anlage mit Bürgerbeteiligung errichten wolle und wieder ein anderer suchte nach Erklärungen, wieso der Gemeinderat von Jesenwang dem Antrag auf Vorbescheid einstimmig stattgeben hat.

"Mit Bedauern" stellten die Demonstranten fest, dass kein Jesenwanger Ortspolitiker erschienen sei. Es wurde der Verdacht geäußert, dass die Energiefirma der Gemeinde möglicherweise ein "Lockangebot" unterbreitet habe. Zu dem "Protesttreffen mit Ortsbesichtigung" hatte auch das Freisinger Unternehmen drei Mitarbeiter geschickt, die sich allerdings nicht in die Diskussion eingemischt haben. Gerald Kurz brachte energisch sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass inmitten eines großen Waldgebietes eine "Industrieanlage" errichtet werden soll und bekam große Zustimmung von den Demonstranten. Gemäß Windatlas sei bei einer Nabenhöhe von 131 Metern keine Windausbeute zu erwarten, die einen ökonomischen Betrieb garantiere, behauptete Kurz. "Das Projekt lohnt sich nur, weil die Stromerzeugung per Windrad staatlich subventioniert wird." Dafür werde aber ein riesiger ökologischer Schaden in Kauf genommen. Derzeit werde der Antrag auf Vorbescheid im Landratsamt geprüft, so Kurz weiter, der vor einigen Jahren mit Bürgerinitiativen im Landkreis Starnberg erfolgreich gegen drei Windräder südlich von Grafrath gekämpft hatte.

"Aus Erfahrung weiß ich, dass man möglichst früh Widerstand aufbauen sollte, denn sonst wird angenommen, dass die Bürger dieses Windrad akzeptieren", erklärte er. Und weil der Standort der 10H-Regelung (Zehnfache Höhe des Windrads als Abstand zur Wohnbebauung) entspreche, sei das Vorhaben privilegiert und könne nur verhindert werden, wenn zum Beispiel seltene Tierarten wie zum Beispiel der Rotmilan oder der Wespenbussard in der Region beheimatet seien. Seltene Arten seien in der Region Ramsar-Schutzgebiet Ampermoos nachgewiesen worden und der Jesenwanger Wald sei deren Futtergebiet, so Kurz. Er behauptete auch, dass die Windkraftanlage die Flugrouten zum Sonderflugplatz Jesenwang beinträchtigen könnte, so dass zukünftig womöglich über die Wohngebiete geflogen werden müsse.

Für die Waldlandschaft mit großem Erholungswert im Fünf-Seen-Land und damit für die Menschen, für die Tier- und Vogelwelt hätte die "katastrophale Zerstörung an der Gemeindegrenze zu Moorenweis, Kottgeisering und Grafrath unverantwortlich große Folgen, so Kurz' These. "Wir wollen den Eingriff verhindern, und dafür brauchen wir Ihre Unterstützung", warb Kurz. Und kündigte an, zu einer Informationsveranstaltung einzuladen und Flyer zu verteilen".

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Quelle:
SZ vom 23.06.2020
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