Jesenwang:Rundflüge überm Ammersee

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Bereit zum Start: Sarah (links) und ihre Schwester Sophie mit dem Piloten Gustl Knoller. (Foto: Günther Reger)

Piloten zeigen Kindern einer heilpädagogischen Einrichtung das Fünf-Seen-Land von oben

Von Paula Kolhep, Jesenwang

Nachdem es den ganzen Vormittag in Strömen geregnet hat, lichtet sich gegen Mittag der Himmel, und die kleinen Sportflugzeuge können doch noch starten. Zuvor wurde befürchtet, dass an diesem Samstag zum ersten Mal, seit der Verein Pro Luftfahrt Jesenwang das jährliche "Fliegen für Menschen mit Handicap" veranstaltet, die Teilnehmer nicht in die Luft abheben können. "Wir haben schlechte Karten mit dem Wetter heute", sagte Gero Dargel, zweiter Vorstand des Vereins, noch bevor die Kinder der heilpädagogischen Wiege Odelzhausen eintreffen.

Auch ohne den Boden zunächst zu verlassen, wird den Kindern im Alter zwischen sieben und 16 Jahren einiges geboten. Als Alternativprogramm ist eine Besichtigung des Flugplatzes geplant. "Das ist ein aufregender Tag für alle", sagt Betreuerin Petra Sattler. Zuvor werden die zehn Kinder der Wiege, die mit ihren Betreuern und Eltern da sind, aber mit Fanta, Spezi und Apfelsaft versorgt. Heinz Bassner, der das "Fliegen für Menschen mit Handicap" organisiert, bereitet die Kinder darauf vor, dass es heute wohl keine Flüge geben wird. Dafür erzählt er den Kindern, worauf sie sich trotzdem freuen können: "Jeder darf sich in den Flieger setzen und wie ein Pilot fühlen". Das ruft schon mal Begeisterung unter den Anwesenden hervor.

In kleine Gruppen aufgeteilt starten die Kinder die Besichtigung des Flugplatzes. Mit Schirmen geht es durch den Regen über die Landebahn zur jüngsten Halle des Flugplatzes, in der viele ältere Flugzeuge stehen. "Gestern bin ich noch geflogen, heute geht das nicht", sagt Franz Weissenbacher. Denn sein Oldtimer-Flugzeug von 1941 ist nicht bedacht. In diese Maschine, von der es nur wenige Exemplare in Deutschland gibt, dürfen sich die Kinder hineinsetzen. Der Pilot hilft vorsichtig beim Ein- und Aussteigen. Die Begeisterung für die Flugzeuge ist ihnen allen deutlich anzumerken. "Da wo du jetzt sitzt, sitzt der Pilot", sagt Weissenbacher zum 15 Jahre alten Jonas. Die Erfahrung kommt bei dem Jungen gut an, als er wieder aussteigt, kichert er vergnügt. Auch der achtjährige Tim freut sich. "Wenn ich so alt bin wie du, will ich auch fliegen", sagt er zu dem Piloten.

Als der Regen gegen Mittag wider Erwarten doch noch aufhört, ist die Begeisterung groß. Alle freuen sich darauf, fliegen zu dürfen. Angst haben die Kinder nicht. Es zieht gerade ein Tief durch, wodurch ein Wetterfenster entstehe, erklärt Andreas Isenberg, der Präsident des Vereins Pro Luftfahrt Jesenwang. Innerhalb dieses Fensters sind Flüge möglich. In zwei Cessnas nehmen die Piloten die Kinder zu einem etwa fünfzehnminütigen Rundflug mit. Drei Personen können jeweils in einem Flugzeug mitgenommen werden. Stephanie Böck, Erziehungsleiterin der Wiege, teilt ihre Schützlinge in Gruppen ein. Mindestens ein Erwachsener fliegt immer mit den Kindern und dem Piloten mit. Weil das Wetterfenster sehr klein ist und natürlich alle Buben und Mädchen die Gelegenheit zum Fliegen bekommen sollen, werden die Flugzeiten verkürzt.

Aufgeregt warten die Kinder auf ihren Flug. Die Motoren der Maschinen heulen laut auf und das Gras unter den Flugzeugen weht im Wind der Turbine. Die Wartenden winken den Kindern in den abhebenden und landenden Flugzeugen zu und sehen ihnen mit großen Augen nach. Mutig trauen sich alle in die Maschinen. Auf dem Rundflug sehen die Kinder das Fünf-SeenLand aus mehreren hundert Metern Höhe. Für die Kinder der Wiege Odelzhausen bot sich eine einmalige Gelegenheit und alle waren begeistert vom Fliegen. "Davon werden sie noch lange erzählen", sagt Stephanie Böck.

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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