Jesenwang:Neues Leben in sakralem Gemäuer

Die Kirche Maria Himmelfahrt in Bergkirchen ist in den vergangenen drei Jahren innen renoviert worden. Die Katholiken in Jesenwang und im Pfarrverband Mammendorf feiern zur Wiedereröffnung das Patrozinium

Von Erich C. Setzwein, Jesenwang

Welchen Zweck hatte die Durchreiche in der kleinen Sakristei, welche Fresken waren wohl an der Wand, von denen nur noch Fragmente übrig waren, und vor allem: war da, wo seit Jahrhunderten Kirche Maria Himmelfahrt in Bergkirchen bei Jesenwang steht, ein römischer Wachturm? Fragen über Fragen, deren Antworten höchstens Vermutungen sein können. Auch wenn es darüber nichts Genaues gibt, so sind doch die Zeugnisse über das Kirchlein auf dem Bergrücken in Sichtweite zu Sankt Willibald und Sankt Michael zahlreich. Die jüngsten stammen aus den zurückliegenden drei Jahren und umfassen die Renovierung des Innenraums der kleinen Kirche, deren Abschluss am Mittwoch mit einem Patrozinium und einer Sternwallfahrt gefeiert werden soll.

Pfarrer Wojciech Halys wird zur Wiedereröffnung um zehn Uhr einen Festgottesdienst halten. Er ist seit zehn Jahren in Jesenwang Pfarrer und hat fast jedes Jahr in dem Kirchlein im Mai eine feierliche Andacht nach dem Bittgang gehalten und Mitte August das Patrozinium gefeiert. Jetzt, die die Renovierung der seit 1846 im Gemeindebesitz befindlichen Kirche abgeschlossen ist, soll sie auch wieder mit Leben erfüllt werden. Halys denkt dabei an Taufen und Hochzeiten.

Annemarie Hillebrand hat vor 31 Jahren dort ihrem Mann das Ja-Wort gegeben und ist seither die engste Nachbarin von Maria Himmelfahrt. Sie hat den riesigen Schlüssel für das mächtige Schloss der Kirchentür, und sie kümmert sich um die Kirche, die nur ein paar Schritte vor ihrer Haustür liegt. Mittlerweile weiß sie so gut wie alles über das Gotteshaus, das am Fuß des Glockenturms noch die typisch gotischen Spitzbögen zeigt, während das Kirchenschiff barockisiert wurde. Seit das Altarblatt gereinigt wurde, wisse man, dass es von Johann Rieger und aus dem Jahr 1691 stammt.

Rieger war Maler und Zeichner, verewigte sich mit solchen Altarbildern und Fresken in einigen Kirchen in Schwaben und Oberbayern, studierte in Rom und war schließlich Leiter der Reichsstädtischen Kunstakademie in Augsburg. Annemarie Hilllebrand erzählt von der aufwendiger Säuberung der Figuren in der Kreuzigungsgruppe auf der einen Seite der Kirche sowie des Gnadenaltars mit der Maria Mutter Gottes. Beide Werke stammen aus dem 15. Jahrhundert, und von dieser Zeit an haben wohl Wallfahrten zur Kirche von Bergkirchen stattgefunden. Die wurden aber in den Siebzigerjahren eingestellt. Anfang der Achtziger dann wurde der Kirche zumindest außen neuer Putz und Anstrich zuteil, ehe 2009 die Bemühungen begannen, die Kirche auch innen komplett zu renovieren.

Doch zunächst war, wie der Kirchenmusiker und ehemalige Kulturreferent des Gemeinderates, Paul Weigl, erzählt, die kupferne Haube des Glockenturms dran. Deren hölzerne Verankerung im Turm sei völlig verfault gewesen. Erst danach begannen die Arbeiten im Inneren. Die Gesamt-Bausumme wurde seinerzeit auf etwa eine halbe Million Euro geschätzt, zwischenzeitlich wurden vom Bezirk Oberbayern einmal 50 000 Euro und vom Rat der bayerischen Landesstiftungen 45 000 Euro bezuschusst.

Weigl ist ebenfalls froh, dass die Arbeiten beendet sind. Er hofft darauf, dass es dort mehr kirchliche Anlässe gibt, denn die Kirche wie ein Museum zu erhalten, davon hält er gar nichts. Für den Festgottesdienst am Mittwoch hat er die Messe für Chor, Streicher und Orgel von Wolfram Menschick vorbereitet. Pfarrer Wojciech Halys rechnet mit Wallfahrern aus den Pfarreien des Pfarrverbandes Mammendorf, am Ende des Gottesdienstes werden auch noch Kräuter gesegnet. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass "die Kirche der Vergessenheit entrissen" werden solle, wie Paul Weigl es formuliert.

Noch in diesem Jahr steht dann auch die erste Hochzeit nach der Wiedereröffnung an. Heiraten wird die Tochter der Hillebrands. Weit wird die Braut es zur Kirche Maria Himmelfahrt jedenfalls nicht haben.

Wiedereröffnung Maria Himmelfahrt Bergkirchen, Mittwoch, 15. August, 10 Uhr, Patroziniumsfeier

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