Jesenwang:Drückjagd auf Rehe

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Kreisgruppe der Jäger zeigt Münchner Kollegen an

Von Manfred Amann, Jesenwang

Die Kreisgruppe des Jagdverbandes ist erzürnt über das Jagdverhalten von Kollegen bei der städtischen Forstverwaltung München. Diese betreut zwischen Landsberied und Jesenwang ein etwa 160 Hektar großes Waldgebiet und versucht mit Drückjagden die Abschusszahlen zu erreichen. Da im privaten Nachbarrevier ein von Hunden gerissenes Reh verendend aufgefunden wurde, hat der zuständige Revierleiter Alexander Frank die seiner Ansicht nach "nicht waidgerechte Bejagung" zur Anzeige gebracht. Der Kreisvorstand nimmt den Vorfall zum Anlass, deutlich zu machen, dass Jäger nicht nur zum Abschießen von Wild ausgebildet seien, sondern neben der Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen Wild und Wald zu halten, auch als Naturschützer, Heger und Pfleger Verantwortung hätten.

Laut Frank hatten bei der Drückjagd im Münchner Revier etwa 20 Waidmänner mit etwas mehr als zehn sogenannten Stöberhunden Jagd auf Rehwild gemacht. Das Revier dieser Größenordnung sei für Drückjagden dieser Größenordnung jedoch viel zu klein. Es sei daher auch nicht verwunderlich, dass Stöberhunde über Reviergrenzen hinweg Wildtiere aufscheuchten. Viel schlimmer aber sei es, dass so mancher eingesetzte Jagdhund offensichtlich nicht richtig ausgebildet sei, kritisiert Frank. Gut abgerichtete Hunde würden stehen bleiben und bellen, wenn sie ein Wildtier aufgebracht hätten. Er habe jedoch ein Reh gefunden, dem ein Hund eine ganze Keule herausgerissen habe und das er dann nur noch habe "erlösen" können.

Frank befürchtet nun, in seinem Revier noch mehr verendete Tiere zu finden. "Dass eine Drückjagd auf Rehwild per se nicht waidgerecht ist, lernt man in der Jagdschule", heißt es dazu in einer von Michael Pöllmann, dem Pressesprecher des Kreisverbandes. Dass es nicht der Forderung nach Waidgerechtigkeit entspreche, auf einem lediglich 160 Hektar großen Gebiet mit schlechten Hunden diese Jagdmethode anzuwenden, bei der Hunde das Wild auf eine einsehbare Fläche "drückten", müsse eigentlich jedem Jäger klar sein, auch wenn Drückjagden grundsätzlich erlaubt seien. Für den Vorsitzenden der Kreisjäger, Gerhard von Hößlin, belegt das Jagdverhalten bei der städtischen Forstverwaltung, dass das Prinzip "Wald vor Wild" ganz egal wie durchgesetzt werden solle. Pöllmann ist zudem bestürzt über die Einstellung der städtischen Revierverantwortlichen. Bei einem Gespräch sei ihm deutlich gemacht worden, dass die Münchner Jäger nicht die Zeit hätten, nächtelang zu warten, bis ihnen ein Reh vor die Flinte gehe. Pöllmann erklärt zudem, dass bei der Schwarzwildjagd Nachtsichtgeräte nicht erlaubt seien. Den Einsatz von Nachtsichttechnik "wenigstens pilotweise", um mehr Abschüsse zu erzielen, hatte unlängst der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Georg Huber, vorgeschlagen, weil die Wildschweinpopulation trotz zunehmender Abschüsse immer größer werde und entsprechend Schäden anrichte. "Die Idee ist nicht schlecht", so Pöllmann. Vorhandene Technik so zu nutzen, dass die Bejagung in der Nacht tierschutzgerecht möglich werde, wäre ein sinnvoller Lösungsansatz, der Einsatz sei aber schon aus waffenrechtlicher Sicht nach wie vor verboten.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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