Jahresrückblick (4):Schock am Neusiedler See

Jahresrückblick (4): Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil.

Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im August überlebt OB Klaus Pleil nur knapp einen Herzinfarkt

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Wenn auf jemanden der Begriff "Workoholic" zutrifft, dann sicher auf Klaus Pleil. Möglicherweise wurde dem heute 52-Jährigen, der seit seiner überraschend deutlichen Wahl zum Brucker Oberbürgermeister im Mai 2014 fast keinen regulären Feierabend und kein freies Wochenende kannte, gerade sein immenser Arbeitseifer zum Verhängnis: Im Sommerurlaub erlitt er einen Herzinfarkt, unter dessen Folgen er bis heute leidet.

Im August ist eine der seltenen Gelegenheiten, mit Ehefrau, Tochter und Freunden ein paar unbeschwerte Tage auf einem Campingplatz in Österreich zu verbringen. Der als zupackend bekannte BBV-Politiker, den so schnell noch nie etwas umgehauen hat, nutzt die Gelegenheit: Früher hat er beim Skifahren Pokale abgeräumt und war aktiver Handballer. Und in der Stadt ist er meistens mit dem Fahrrad unterwegs. An jenem Sonntag steht er vormittags auf dem Neusiedler See auf dem Surfbrett. Zurück auf dem Campingplatz, bricht er plötzlich zusammen - Herzinfarkt. Pleil hat noch Riesenglück, dass zwei Krankenschwestern ganz in der Nähe sind. Sie reanimieren den Bewusstlosen und versorgen ihn, bis zehn Minuten später der Notarzt eintrifft. In der Klinik von Eisenstadt werden ihm bei einer Notoperation drei Stents eingesetzt, und er wird in ein künstliche Koma versetzt. Seine Frau, die beiden erwachsenen Kinder sowie sein Bruder Dieter weichen in den ersten sehr schwierigen Tagen nicht vom Krankenbett. In Fürstenfeldbruck wird die Botschaft mit größter Besorgnis aufgenommen. Nach drei Wochen kann der Orthopädieschuhmachermeister, der früh schon den väterlichen Betrieb in seiner Heimatstadt übernommen und erweitert hatte, in eine oberbayerische Reha-Klinik umziehen. Fred Härtl, Vorsitzender der Brucker Bürgervereinigung und enger Vertrauter Pleils, berichtet regelmäßig über die Fortschritte. Ende Oktober besucht Pleil überraschend ein Heimspiel der TuS-Handballer. Einige Wochen später wird er aus der Klinik in die ambulante Reha entlassen. Vertraute rechnen frühestens im Februar wieder mit einem schrittweisen Einstieg in die Amtsgeschäfte. Als Glücksfall hat sich für die Stadt erwiesen, dass der Zweite Bürgermeister Erich Raff (CSU) bereits pensioniert ist. Der frühere Polizeihauptkommissar war als Stellvertreter zum Zug gekommen, weil Pleil nicht mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Lohde zusammenarbeiten wollte, die CSU aber auch nicht seinen Vorschlag Franz Höfelsauer akzeptiert hatte. Auch Vertreter anderer Fraktionen bescheinigen dem 62-Jährigen eine gute Arbeit im Sinne Pleils. Unterstützt wird Raff von der Dritten Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne), 55.

Entscheidende Weichen mussten von der Interims-Rathausspitze noch nicht gestellt werden. Die wirklich bedeutsamen Projekte kommen ohnehin noch nicht so recht voran. So dürfte sich erst nach den anstehenden Haushaltsberatungen zeigen, welchen Spielraum es fürs neue Sportzentrum-West oder die Bebauung des Viehmarktplatzes gibt. Und die Bundeswehr hat erst jüngst eingeräumt, dass frühestens 2020 mit ihrem Abzug vom Fliegerhorst zu rechnen ist.

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