25 Jahren Städtepartnerschaft:Wertvolles Gastgeschenk

Eine Delegation aus Eichenau reist mit der Zusage nach Wischgorod in die Ukraine, ein Energieprojekt mit bis zu 50 000 Euro zu unterstützen. Die Mittel dafür hat die neue Stelle für Wirtschaftsförderung aufgetan

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wenn an diesem Mittwoch eine kleine Delegation aus Eichenau zur Feier der 25 Jahre währenden Partnerschaft mit Wischgorod in die Ukraine reist, wird sie ein besonderes Geschenk im Gepäck haben. Es ist die Zusage für die Förderung eines Energiesparprojekts, die Eichenaus Bürgermeister Peter Münster überbringen wird. Die Mittel stammen aus einem Fördertopf, der für Städtepartnerschaften mit der Ukraine aufgelegt wurde.

Dass die Wishgoroder Geld aus Eichenau bekommen, ist in der Geschichte der Partnerschaft nicht neu. Die Eichenauer haben in der Vergangenheit viel für den Bau eines Waisenhauses sowie für andere Projekte gespendet. Neu aber ist, dass die Gemeinde nun in der Lage ist, mit einer eigens dafür geschaffenen Stelle für EU-Angelegenheiten genau solche Fördermöglichkeiten zu suchen und sie für die Kommune selbst oder aber auch für andere Projekte wie das in Wischgorod zu nutzen.

Keine Gemeinde, keine Stadt, kein Kreis kommt ohne finanzielle Förderung aus. Zuwendungen erwarten die Kommunen oft aus dem Finanzausgleich oder aber aus der Städtebauförderung, daneben gibt es nationale wie europäische Programme, aus denen der ein oder andere Euro fließt. Nur: Es muss jemanden in der Verwaltung geben, der weiß, wo es was zu holen gibt.

Genau diese Position nehmen Alexandra Herzog und Edigna Kessel ein. Sie haben jene neuen Teilzeitstellen, die der Gemeinderat der Verwaltung auf Antrag Münsters genehmigte. Münster hatte den Posten eines Wirtschaftsförderers im vergangenen Jahr in seinem Wahlprogramm. Kämmerer Alexander Zydek konnte dann seine Zusatzaufgabe, nach EU-Förderungen zu suchen, abgeben.

Diesen Part hat nun Edigna Kessel übernommen. Die 39-Jährige stammt aus Olching, hat wie Alexandra Herzig Betriebswirtschaftslehre studiert, war zwischenzeitlich im Marketing einer Bank tätig und hat im Herbst vergangenen Jahres an der Universität der Bundeswehr promoviert. Ihre Aufgabe sieht sie nicht als leicht an. Schließlich begebe sie sich bei den EU-Förderungen "in einen Dschungel". Das hat sie bei der Suche nach dem Geld für Wischgorod schon erfahren.

Wischgorod Wyschgorod

Eichenaus Partnerstadt Wischgorod in der Ukraine wächst. Bei diesem Prozess wollen die Eichenauer mithelfen und bieten ein Energiesparprojekt an.

(Foto: Dieter Berg/oh)

Für Edigna Kessel müssen Fördermittel "ein spürbarer Beitrag sein, um einen Ort zu entwickeln". Es gehe darum, die Lebensqualität für alle zu erhöhen. Dazu gehört nach Ansicht von Alexandra Herzog, dass es mehr Möglichkeiten gibt, in der Gemeinde einzukaufen, dass Büroflächen geschaffen werden und dass sich Dienstleister ansiedeln können. Nicht nur Eichenauer Firmen hätten Interesse daran, sondern vor allem auch Unternehmen, die aus München wegziehen wollen. Laut Herzog gibt es derzeit 440 Firmen, die ihren Sitz in der Landeshauptstadt aufgeben wollen. Darunter seien viele aus dem IT-Bereich.

Genau solche Firmen wünschen sich Münster und der Gemeinderat in einem neuen Gewerbegebiet im Norden der Gemeinde. Ein kleines, aber feines Gewerbegebiet soll dort entlang der Bahnstrecke an der Grenze zu Puchheim-Bahnhof entstehen, doch die bisherigen Planungen zeigen, dass es die Gemeinde dabei weder übertreiben noch kurzfristig planen will. Dort soll auch Platz sein für heimisches Gewerbe, denn Herzog möchte Eichenauer Firmen nicht abwandern lassen.

Die 41 Jahre alte, aus Niederösterreich stammende Betriebswirtin weiß, worauf sie sich in Eichenau einlässt. Sie will mit ihrer Expertise, die sie bei Banken in Österreich, als Projektmanagerin bei der Außenwirtschaftskammer Österreichs in Zürich und zuletzt bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern erworben hat, mit den drei für sie wichtigsten Punkten der Wirtschaftsförderung konzentrieren: Standort, Förderung, Ansiedlung. Herzog ist es ein Anliegen, auch mit den in Eichenau etablierten Unternehmen zu sprechen und zusammenzuarbeiten. Bestandspflege sei enorm wichtig, sonst laufe man Gefahr, ein Unternehmen zu verlieren. Damit sei ein Gewerbesteuerzahler verloren und mittelfristig auch die Attraktivität des Standorts, sagt sie.

Eichenau: Alexandra Herzog und Edigna Kessel - Neue Wirtschaftsförderinnen

Ihr erstes Projekt kommt der Partnerstadt zugute: Alexandra Herzog (links) und Edigna Kessel sind in Eichenau für Wirtschaftsförderung zuständig.

(Foto: Johannes Simon)

Das in angemieteten Räumen der Komm-Energie untergebrachte Büro der Wirtschaftsförderung wird sich bald auch mit der Beschaffung von Fördermitteln für die Verschönerung der Gemeinde Eichenau befassen dürfen. Falls ein Antrag der CSU-Fraktion angenommen wird, der genau dies zum Ziel hat. Nämlich nach Förderprogrammen auf europäischer oder nationaler Ebene zu suchen, mit denen Eichenau städtebaulich aufgewertet werden kann. Also etwa neue Fahrradständer, Bänke oder Abfalleimer.

Das Geld, das für die Ukraine bestimmt ist, stammt übrigens von der "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt" (SKEW), die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsame deutsch-ukrainische Projekte fördert. Die Mittel sollen dazu beitragen, Institutionen auf kommunaler Ebene zu stärken, wie es bei der SKEW heißt. Ganz neu ist heuer das für die Partnerschaften aufgelegte "Schnellstarterpaket". Dafür stehen Mittel von 10 000 bis 50 000 Euro zur Verfügung - je nach Umfang des Projekts. Was im Einzelnen nun angepackt werden kann, werden Peter Münster und die Eichenauer Delegation in Wischgorod erfahren. Möglich ist die Energieeinsparung an einzelnen Gebäuden oder Projekte für die Fernwärme.

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