Ist Umgehung die Ursache?:Hochwasser im Garten

Wasser in Puchheim

Naturereignis oder Menschenwerk? Vor sechs Jahren steht das Wasser 40 Zentimeter hoch in Gärten an der Neufeldstraße in Puchheim-Ort.

(Foto: Privat)

Ein Fachbüro soll untersuchen, welchen Anteil die B-2-Trasse an zwei Überschwemmungen in Puchheim-Ort hat

Von Peter Bierl, Puchheim

Zweimal innerhalb von fünf Jahren sind in der Neufeldstraße am Südrand von Puchheim-Ort mehrere Häuser überschwemmt worden. Im Sommer 2011 floss das Wasser am frühen Morgen über die Felder den Hang herunter. In den Gärten stieg es bis zu 40 Zentimeter hoch und fand seinen Weg in die Keller. Ein Dutzend Häuser war damals betroffen. Eiserne Kellertüren wurden eingedrückt, Öltanks aufgeschwemmt, Leitungen verbogen, Waschmaschinen, Kleidung, Möbel und Dokumente waren in wenigen Minuten zerstört. Im Spätsommer 2016 kam die Flut am Nachmittag. In kürzester Zeit waren die Keller wieder voll. Die Bewohner argwöhnten beide Male, dass es sich nicht bloß um ein Naturereignis handle, sondern die Abflüsse vom Parsberg durch den Bau der B-2-Umgehung verändert worden seien und Entwässerungsgräben schlecht gewartet würden. Sie wandten sich an die Stadt Puchheim und Landrat Thomas Karmasin.

Nun zeigt die Stadt ein Einsehen. Am Dienstag beschloss der Stadtrat einstimmig, dass die Vorsorge bei Starkregen eine "kommunale Gemeinschaftsaufgabe" sei. Ein Fachbüro soll die Starkregenfälle der vergangenen sechs Jahre im Altdorf analysieren, ebenso die Topografie, das Kanal- und Gewässernetz, Bebauung und Infrastruktur. Auf diese Weise sollen jene Gebiete ermittelt werden, in denen das Risiko einer Überschwemmung existiert und Gegenmaßnahmen entwickelt werden. Geprüft werden soll auch, ob die neue Umgehungsstraße die Überschwemmungen verursacht. Das Gremium folgte damit einem Antrag der CSU.

Bereits im Februar hatten Mitarbeiter der Stadt und eines Ingenieurbüros mit Vertretern der Anwohner über ein Hochwasserschutzkonzept gesprochen. Die Kosten dafür werden auf bis zu 20 000 Euro geschätzt. Einige Stadträte befürchten, dass die Stadt sich mit der Grundsatzerklärung schadenersatzpflichtig machen könnte. "Wo endet das", fragte Gisella Gigliotti (Grüne). Sigrun Matthes (SPD) will den Anwohnern zwar helfen, warnte aber vor Unwägbarkeiten. Aufgrund des Klimawandels werde der Starkregen zunehmen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) treibt die Frage um, was für ein Signal mit diesem Beschluss ausgesendet wird. Auch in Puchheim-Bahnhof gebe es solche Überschwemmungen, etwa in der Krokus- und der Weiherstraße. Fest steht für ihn allerdings, dass die Stadt sich beteiligen und die Starkregenvorsorge in das Gesamtkonzept Hochwasserschutz integriert werden soll.

Die beiden Juristen aus der CSU-Fraktion suchten die Bedenken zu zerstreuen. "Vorsorge bedeutet nicht Schadenersatz", betonte Fraktionsvorsitzender Thomas Hofschuster. Die Schäden für die Bürger seien aber so massiv, dass man sie "nicht länger im Regen stehen lassen dürfe". Altbürgermeister Erich Pürkner sagte, es handle sich zwar nicht um eine Pflichtaufgabe der Stadt. Wenn sich aber immer wieder Wassermassen sammelten und bestimmte Grundstücke überschwemmten, sei das eine Gemeinschaftsaufgabe. Was die Kosten betreffe, könne man diese auf die Anlieger umlegen, wie beim Straßenbau. Stadt-Geschäftsleiter Jens Tönjes versicherte, dass der Begriff "kommunale Gemeinschaftsaufgabe" kein juristischer Terminus sei. Die Stadt gehe damit keine Verpflichtung ein, sondern binde sich lediglich selber. Er schlug vor, den Beschluss um den Satz zu ergänzen, dass Ansprüche Dritter ausgeschlossen sind. Das übernahm der Stadtrat.

Außerdem wird sich Puchheim dem Verbund von Kommunen anschließen, der sich unter Federführung des Abwasserverbandes Amper mit dem Hochwasserschutz entlang des Starzelbaches befasst. Der Abfluss erfolgt über den Gröben- und Erlenbach, damit sei Puchheim auch betroffen, sagte der Bürgermeister.

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