Es muss erst eine Notlage eintreten, bevor Menschen ein Stoßgebet in den Himmel senden, hoffend, dass sich danach etwas für sie verbessert. Einer, der von den Bauern angerufen wird, wenn die Not groß ist, ist ein Heiliger aus dem elften Jahrhundert namens Isidor. Seitdem er im Jahr 1622 heiliggesprochen wurde, ist er neben seiner Funktion als Patron der Bauern auch der Schutzpatron der Stadt Madrid sowie der Feldvermesser. Die Landwirte erbitten von ihm Regen und für eine gute Ernte.
In den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg gibt es immerhin noch 230 aktive oder nicht mehr arbeitende Landwirte, die um den Beistand Isidors bitten. Sie haben sich im Isidori-Verein Maisach zusammengeschlossen. Seit einem Jahr scheint die weitere Existenz des mit 250 Jahren ältesten Vereins im Kreis Fürstenfeldbruck gesichert zu sein. Denn vor Jahresfrist übernahm die Maisacher Erlebnisbäuerin Monika Strauß-Rehberg aus Maisach den Vorsitz. Am Bauernjahrtag, am Sonntag, 16. März, beginnen die Vereinsmitglieder nicht nur offiziell das Wirtschaftsjahr, sondern sie feiern auch einen Gottesdienst in der Klosterkirche Fürstenfeld.

Monika Strauß-Rehberg, die mit ihrer Familie im Maisacher Ortsteil Germerswang einen Milchviehbetrieb betreibt und als Erlebnisbäuerin Kindern ihren Beruf und die Liebe zur Natur näherzubringen versucht, hat den Isidori-Verein in schwieriger Zeit übernommen. Wie fast überall in Vereinen und Verbänden ist die Suche nach Ehrenamtlichen schwer geworden, die einen Posten übernehmen sollen – noch dazu einen leitenden.
Strauß-Rehberg hat Erfahrung damit, war sie doch ein Jahr kommissarische Vorsitzende des katholischen Frauenbundes Maisach und in jenem Jahr auf der Suche nach weiteren Vorstandsmitgliedern. Weil sich niemand fand, musste der Verein nach 111 Jahren aufgelöst werden. Nun also versucht sie, den Beistandsverein der Landwirte am Leben zu erhalten.
Die vielen Facetten der Landwirtschaft
Der Isidori-Verein ist ein rein berufsständischer Verband, der sich jedoch nicht als Lobby der Landwirte versteht wie etwa der politisch auftretende Bayerische Bauernverband. Es ist ein regionaler Zusammenschluss von Landwirten, die alle etwa ähnlich denken und wirtschaften, wie die Vorsitzende erläutert. Ebenso wichtig wie der Zusammenhalt als Bauern ist den Mitgliedern, das Brauchtum zu erhalten. So fahren die Mitglieder bei der Leonhardifahrt in Fürstenfeldbruck mit und veranstalten eine Maiandacht.
Gegründet wurde der Verein nach einer katastrophalen Dürre in den Jahren vor 1775. In Maisach hatten sich Bauern ohnehin schon zu einer Notgemeinschaft zusammengeschlossen. 1775 dann wurde der Verein mit dem Schutzheiligen im Namen von dem Braumeister Castulus Zangmeister und dem Pfarrer Simon Nottenstein gegründet mit dem Ziel, Hungernden mit Lebensmitteln und Darlehen zu helfen.
Es sei das Alleinstellungsmerkmal des Vereins, dass nur aktive oder nicht mehr wirtschaftende Landwirte Mitglieder werden können. „Es ist egal, ob man 20 oder 200 Hektar hat, an einem Tisch sind wir alle gleich“, skizziert die Vorsitzende. Alle seien stolz auf ihren Berufsstand, und das zeige man auch gern. Im Verein komme man „ohne Belehrungen von Ämtern“ aus, der Fokus liege auf dem Wir-Gefühl, dem Glauben an die Natur und die Verbundenheit zum Boden. Dieses Gefühl will die Hauswirtschaftsmeisterin auch den Jüngsten weitergeben. Wenn Kinder zu ihr auf den Hof kämen, um zu erleben, was es heißt, Bauer oder Bäuerin zu sein, seien sie regelmäßig begeistert: „Landwirtschaft hat so viele Facetten“, sagt die 55-Jährige.
Mit wie viel Begeisterung die Mitglieder bei der Sache sind, soll sich am Sonntag, 16. März, zeigen, wenn vor der Jahreshauptversammlung im Restaurant Fürstenfelder (11.30 Uhr) ein Gottesdienst in der Klosterkirche Fürstenfeld abgehalten wird, der um neun Uhr beginnt.