Süddeutsche Zeitung

Investitionen:Rekordbudget für Schulen

Fast 40 Millionen Euro steckt der Landkreis im kommenden Jahr in Neubauten und Renovierungen. Das Gymnasium Olching erhält eine Generalsanierung - eine Forderung, die schon zehn Jahre alt ist

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

"Die Gebäude, die verfallen regelrecht", schimpfte Klaus Wollenberg. Landrat Thomas Karmasin habe "kein Konzept, den Renovierungsstau abzuarbeiten". Wollenbergs mahnende Worte sind fast zehn Jahre her. Damals tobte im Kreistag ein erbitterter Streit darüber, wie man die weiterführenden Schulen modernisieren könnte. An vielen Gebäuden nagte der Zahn der Zeit, doch womit anfangen? Man einigte sich schließlich darauf, viele Projekte gleichzeitig anzugehen. Überall ein bisschen, nach und nach. Bis heute ist der Landkreis mit der Instandsetzung seiner mittlerweile 18 weiterführenden Schulen beschäftigt. Fast 40 Millionen Euro plant er im kommenden Jahr für Neubauten, Sanierungen und den Unterhalt seiner Liegenschaften ein - eine neue Rekordsumme.

Der FDP-Politiker Klaus Wollenberg ist immer noch Kreisrat. "Eine sehr, sehr positive Sache" sagt er dazu, dass der Landkreis 2020 ordentlich Geld für seine Schulen in die Hand nimmt, und erinnert daran, dass seine Partei es gewesen sei, die vor acht Jahren Generalsanierungen von Gymnasium Olching und dem baugleichen Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck gefordert hatte. Doch "damals hat man Zeter und Mordio geschrieben und gesagt: Das geht überhaupt nicht." Deshalb "ist es schön, dass nun alle Beteiligten zur Einsicht gekommen sind, dass diese Flickschusterei endlich aufhört". Einstimmig entschied sich der zuständige Kreiskulturausschuss jetzt für eine Generalsanierung des Gymnasiums Olching. "Es ist schade", sagt Wollenberg noch, "dass im öffentlichen Bereich immer bis zur letzten Nutzungssekunde abgewartet wird, bis man auf die Idee kommt, zu sanieren". Das Umdenken, sekundiert Michael Schrodi (SPD), hätte schon früher einsetzen müssen.

Im Vergleich zu den Debatten vergangener Jahre wird dann die Rekordsumme von 39,8 Millionen Euro für das kommende Jahr ohne Meinungsverschiedenheiten durchgewunken. Immer mehr Geld hat der Landkreis im zurückliegenden Jahrzehnt in seine Schulen gesteckt. Mittlerweile sind viele Punkte der Sanierungsliste abgearbeitet, wenngleich kaum ein Projekt komplett fertig ist. Die politischen Diskussionen beruhigten sich.

Auch Michael Schrodi, der in der Vergangenheit immer wieder Kritik geübt hatte, hält sich deutlich zurück. Akribisch hat er sich in der Vergangenheit vorbereitet, die geplanten Ausgaben bisweilen exakt mit jenen aus dem Vorjahr verglichen. Diesmal sitzt er nach einem beim Fußballspielen mit dem FC Bundestag erlittenen Achillessehnenteilabriss mit einer Orthese am Fuß an seinem Platz im großen Sitzungssaal und wirkt einigermaßen zufrieden mit dem, was an Sanierungsmaßnahmen geplant ist. "Ich interpretiere das so, dass wir auch viel geschoben haben in den letzten Jahren", sagte er über die geplante Ausgabensteigerung von gut zwölf Millionen Euro.

Aber kann das zuständige Hoch- und Tiefbaureferat ein solches Volumen überhaupt stemmen? In den vergangenen Jahren war es tatsächlich so, dass bisweilen nicht alle geplanten Vorhaben binnen eines Jahres abgewickelt werden konnten. Was dann wiederum andere Schwierigkeiten aufwirft: Denn die Kommunen finanzieren den Kreishaushalt zur Hälfte mit. Wenn dort Geld eingestellt, aber nicht abgerufen wird, sind sie zumeist wenig begeistert. Diesmal ist man optimistischer. Im laufenden Jahr habe es nur Verzögerungen beim Abriss der beiden Turnhallen am Schulzentrum Puchheim gegeben, sagt Referatsleiter Axel Schuhn. Er geht davon aus, dass die 27 Millionen Euro, die für 2019 eingeplant waren, auch ausgegeben werden.

In der Zwischenzeit hat der Landkreis auch neu gebaut: die Berufsschule zum Beispiel als größtes Projekt für insgesamt 46 Millionen Euro. Die Logistik ist einigermaßen kompliziert, der Schulbetrieb am bisherigen Standort muss weiterlaufen. Die ersten beiden Gebäude sind bereits bezogen, die Rohbauarbeiten am dritten Gebäudewürfel im Gange. Im Laufe des nächsten Jahres soll auch dieser in Betrieb gehen. Oder die neue Fachoberschule in Germering. Die kam in einem nicht mehr genutzten, aber renovierten Pavillon unter und bekam dann ein weiteres Containergebäude dazu. Im Entstehen ist gerade eine neue Dreifachturnhalle an der Realschule in Maisach (für insgesamt elf Millionen Euro) sowie zwei neue Turnhallen für Gymnasium und Realschule Puchheim (18 Millionen Euro). Seit Jahren umgebaut und saniert wird auch das Hauptgebäude des Landratsamts in Fürstenfeldbruck. Derzeit erhält es ein zusätzliches Bürogebäude samt Parkdeck.

Generalsaniert wurde zuletzt die Turnhalle am Olchinger Gymnasium, von 2021 an soll das Schulgebäude folgen. Der Kreiskulturausschuss billigte das immerhin 35 Millionen Euro teure Vorhaben, was Christina Claus (Grüne) zur Frage nach den Kosten eines Neubaus führte. Der freilich ist noch einmal deutlich höher, Referatsleiter Schuhn nannte 55 Millionen. Also sanieren. Die Mängel, die sich nicht mehr beheben lassen, betreffen Fassade, Schallschutz, Dachabdichtung und Brandschutz. Einen Neubau für Lehrerbereich, einige Fachräume, einen Meditationsraum und eine neue Hausmeisterwohnung soll das Gymnasium in Gröbenzell erhalten. Gesamtkosten: zwölf Millionen Euro. Dafür wird das 1983 mit dem Schulgebäude errichtete und 1997 erweiterte Lehrerzimmer abgerissen, es gilt auch wegen Mängeln im Brandschutz als nicht sanierungsfähig. Kreisfinanzreferent Johann Thurner (FW) regt noch an, am Gymnasium Gröbenzell "kompakter zu bauen", vielleicht einen Stock höher, um weniger Fläche zu verbrauchen. Die Architektur dort mache schon "einen sehr zersiedelten Eindruck".

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Quelle:
SZ vom 07.12.2019
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