Im Notfall sind die Teams der Integrierten Leitstellen (ILS) im Freistaat telefonisch zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar. Mitarbeiter koordinieren in ihren Zuständigkeitsbezirken Feuerwehr, Rettungsdienste und Katastrophenschutz, um schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Nun gibt es Pläne, die übergeordneten Zweckverbände mit Sitz in Weilheim und Fürstenfeldbruck zu fusionieren und von 2026 an nur noch eine gemeinsame Einsatzzentrale in Gernlinden bei Maisach zu betreiben. Das Team der ILS Oberland kritisiert das Vorhaben. Doch der Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung (ZRF) Oberland hält eine Fusionierung für zwingend. Die Leitstelle in Gernlinden wäre dann für eine Million Einwohner in den Kreisen Dachau, Fürstenfeldbruck, Starnberg, Weilheim, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen zuständig. Und für einige Millionen Touristen im Voralpengebiet.

Vor einem Jahr haben die Bauarbeiten an der August-Rasch-Straße im neuen Gernlindener Gewerbegebiet begonnen, und heuer im Juli wurde Richtfest gefeiert. Wenn der Bau so fortschreitet wie geplant, dann könnten in spätestens zwölf Monaten die Arbeitsplätze besetzt werden. Platz wäre genug, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes unterzubringen, die in der Integrierten Leitstelle in Weilheim Dienst tun. Nur weiß man mittlerweile vom Betreiber der ILS Weilheim, dass ein Umzug Probleme aufwerfen könnte.
Die Hauptsorge gilt der erfahrenen Belegschaft, die für ihre Schichten im Landkreis Fürstenfeldbruck 60 und mehr Kilometer fahren müsste – einfach. In der ILS Oberland befürchtet man, dass qualifiziertes Personal abspringt und so regionalspezifische Fachkompetenz verloren geht.

Rettungsdienst:Nur an Effizienz gedacht
In der Diskussion um die Zusammenlegung der Einsatzzentralen Weilheim und Fürstenfeldbruck sollte mehr auf die Mitarbeitenden gehört werden.
„Für uns ist fraglich, ob das in nur vierzehn Monaten überhaupt technisch machbar ist“, sagt Leiter Jörg Holzapfel auf Nachfrage. Aus seiner Sicht ist die Idee, damit Synergieeffekte erzielen zu wollen, grundsätzlich positiv. Bislang seien für ihn und sein Team allerdings viele Aspekte ungeklärt, mögliche Folgekosten nicht überdacht. „Eine solche Fusion muss aber Hand und Fuß haben, damit niemand auf der Strecke bleibt“, so Holzapfel. Das gelte für die Bevölkerung bei Notfällen genauso wie für sein Team am Weilheimer Standort. „Wir wissen nicht, wie es mit uns weitergeht.“
Notfalleinsätze im Gebirge
38 Namen stehen unter einem Appell der ILS Oberland, den Standort Weilheim möglichst zu erhalten. Laut Holzapfel sind davon vier Mitarbeiter nebenamtlich beschäftigt, zwei weitere Personen in Teilzeit, der Rest in Vollzeit. Ihre Aufgabe ist es, Notalleinsätze in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim Schongau zu koordinieren.

„Die ILS Oberland verfügt über ein einzigartiges Know-how im Bereich der alpinen Rettung“, sagt Holzapfel. Das stehe auf dem Spiel, wenn die Zweckverbände für den Rettungsdienst und die Feuerwehralarmierung (ZRF) mit Sitz in Weilheim und Fürstenfeldbruck fusionierten. Zudem arbeite das Team der ILS Oberland seit vielen Jahren mit örtlichen Einsatzkräften, Behörden, Kliniken und der Polizei eng zusammen. Die dadurch entstandene Vertrauensbasis sei gefährdet.
Eine Fusion 2026 hinzubekommen hält Holzapfel für unrealistisch. Denn die beiden ILS nutzten unterschiedliche Systeme zur Telefon- und Funkvermittlung. Ob sich etwa die von verschiedenen Anbietern installierten Brandmeldeanlagen problemlos in Fürstenfeldbruck aufschalten ließen, sei nur eine der ungeklärten Fragen. Außerdem müssten 8700 Tetra-Funkgeräte und Pager bayernweit umprogrammiert und eine doppelte Alarmierungstechnik für eine Übergangszeit installiert werden.