Die Räume erscheinen riesig, die Wände sind aus dickem, grauem Beton, da kann ein Landrat wie Stefan Löwl (CSU) schon mal anfangen zu scherzen. Der Landrat aus Dachau, an diesem Tag zu Gast in Maisach, fragt seinen Kollegen aus Starnberg, Stefan Frey (CSU), im Schatten des Rohbaus für die Integrierte Leitstelle in Gernlinden, wo denn da eine Turnhalle untergebracht werden könnte. Beide witzeln kurz über den Neubau im neuen Maisacher Gewerbegebiet an der August-Rasch-Straße, weil sie in ihren Landkreisen mit teuren Schulneu- und umbauten zu tun haben. Doch in dem Gebäude, in dem nun Richtfest gefeiert wird, werden keine Turngeräte aufgebaut, es werden keine Spiele veranstaltet. Dort sollen, wenn alles nach Plan läuft, vom vierten Quartal 2025 an alle jene Spezialisten ihre Arbeitsplätze bekommen, um die Notrufe aus vier Landkreisen abzuarbeiten und die Einsätze zu koordinieren. Dann, da sind sich die Landräte aus Dachau, Starnberg und Fürstenfeldbruck bei der Richtfeier sicher, wird sich auch einiges ändern.

Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) erinnert in einer kurzen Ansprache daran, dass sich seit Bestehen der Integrierten Leitstelle (ILS) im Jahr 2007 die Zahl der dort abgewickelten Einsätze von 90.000 auf 140.000 gesteigert hat. Gleichzeitig seien auch die Bevölkerungszahlen in den vier Landkreisen, die den Neubau finanzieren, um 60.000 auf 640.000 gestiegen. Diese große Zahl an Einsätzen von Rettungsdienst und Feuerwehr anzunehmen und abzuarbeiten, war in den vergangenen Jahren in den ehemaligen Wohnräumen an der Münchner Straße in Fürstenfeldbruck, die zur Einsatzzentrale umgebaut wurde, nur auf engstem Raum möglich.
Der Neubau wird das Provisorium ablösen und soll mehr als 40 Millionen Euro kosten, wie Frey und Karmasin bestätigen. Als Bauherr tritt der Rettungszweckverband für die vier Landkreise auf. Damit sei man deutlich flexibler in Entscheidungen und Abläufen, sagt der Mammendorfer CSU-Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch. Er ist Mitglied im Verbandsrat und hat die Entwicklung seit den ersten Ideen für einen Neubau begleitet. „Eine funktionierende Leitstelle ist eine Lebensversicherung für die Bürger“, sagt der Abgeordnete, der selbst einer der Blaulichtorganisationen angehört, die künftig von Gernlinden aus koordiniert werden. Neu werde dort ein Telenotarztplatz sein, von dem aus beispielsweise ein Notarzt ersteintreffende Kräfte des Rettungsdienstes oder der Feuerwehr fachlich unterstützen könne. In dem dreistöckigen Gebäude unterhalb der Straßenbrücke zwischen Gernlinden und Maisach, an dem seit Herbst vergangenen Jahres gebaut wird, sollen einmal 70 Mitarbeiter die Abfrageplätze besetzen.

Neben dem Standort in Gernlinden war unter anderem auch ein Grundstück im Gewerbegebiet Gada in der Gemeinde Bergkirchen (Kreis Dachau) sowie eine Fläche in Mammendorf untersucht worden. In der Gemeinde Maisach fand man schließlich die beste Lösung und kam mit der Planung rasch voran. „Die Gemeinde hat den Weg erleichtert“, dankte Landrat Karmasin Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU). Damit bleibt die Integrierte Leitstelle weiterhin in dem Landkreis, von dem aus die Einsatzzentrale der Polizei viele Jahre die Notrufe annahm.