Innungsversammlung:Metzger wollen enger mit Landwirten kooperieren

Wegen massiver Konkurrenz durch Supermärkte, die mit Regionalität werben, suchen Handwerker nach neuen Wegen

Von Ariane Lindenbach, Alling

Personalmangel und jetzt auch noch massiver Druck von den Supermärkten, die zunehmend mit Regionalität werben, bereiten den Metzgern im Landkreis Sorgen. Eine engere Kooperation mit den Landwirten, die offenbar sogar aus einer höheren Vergütung bestehen könnte, sowie offensive Werbung bei den anstehenden Berufsmessen sollen die Situation verbessern helfen. Das machte Obermeister Engelbert Jais unlängst bei der Versammlung der Metzger im Oberen Wirt im Allinger Ortsteil Biburg deutlich.

"Wir müssen mehr zusammenstehen als je zuvor", appellierte er an das knappe Dutzend Anwesender, wobei er nicht nur die Metzger, sondern auch die Landwirte meinte. Der Innungsobermeister sprach gerade von der Strategie großer Supermarktketten, ihre Produkte immer mehr mit Regionalität zu bewerben. Wobei Regionalität in solchen Fällen häufig sehr großzügig definiert wird. "Bei den Preisen ist das Tierwohl nicht inbegriffen", betonte er. Und schlug vor, dass "wir, die Metzger in der Region, uns mit den Landwirten in der Region absprechen, wie es weitergehen soll mit dem Tierwohl".

Mit seinem Appell wollte Jais seine Kollegen davon überzeugen, dass sie sich finanziell am tiergerechten Umbau der Ställe beteiligen sollen, wie er später auf Nachfrage gegenüber der SZ erläuterte. "Wenn die kleineren Landwirte nicht mehr umbauen, dann haben wir ein Problem." Denn die Alternative - Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebs - mache es den Metzgern immer schwerer, überhaupt regional produziertes Fleisch zu bekommen, sagt Jais, der selbst 400 Säue hat. "In Jesenwang hat der letzte Bauer mit Viechern aufgehört." Wenn diese Entwicklung nicht wenigstens gestoppt werde, unterstreicht Jais, "brauchen wir unseren Schlachthof nicht mehr und dann gibt es uns auch nicht mehr." Konkrete Vorschläge hat er allerdings noch keine. Man müsse eben "mal mit den Landwirten reden", wie höhere Preise für das Schlachtvieh im Gegenzug für eine tierfreundlichere Haltung die Existenz der Landwirte sichern könnte.

Auch der Personalmangel ist für den Innungs-Obermeister ein dramatisches Problem, das er auf Nachfrage ausführt. "Wir haben im Landkreis drei Lehrlinge im dritten Lehrjahr, wir haben im ersten Lehrjahr niemanden, wir haben im zweiten Lehrjahr niemanden", keiner wolle Metzger werden. Und selbst beim Verkaufspersonal schaut es Jais zufolge nicht wesentlich besser aus. "Die Wertschätzung für unseren Beruf ist ein Problem." Bei der Freisprechungsfeier beispielsweise habe er zuletzt gerade einmal einen Gesellen entlassen können - der Kollege von der Friseurinnung 20. Sein Fazit: "Es will keiner mehr machen." Bei der Versammlung in Biburg verweist Jais deshalb auf die anstehenden Berufsmessen für Schulabgänger: Auf der Vocatium im Veranstaltungsforum Fürstenfeld suchen die Metzger schon immer nach Auszubildenden. In diesem Jahr möchten sie darüber hinaus erstmals auf dem Berufsinfomarkt der Sparkasse für ihren Berufsstand Werbung machen.

Lars Bubnick, der Geschäftsführer vom bayerischen Fleischerverband in Augsburg, wetterte gegen den Mindestlohn - obwohl alle Metzger im Landkreis deutlich mehr bezahlen, wie es von den Anwesenden hieß - sowie gegen die neue Verpackungsverordnung, die von keinem überprüft werde. Im Widerspruch zum Personalmangel im Landkreis berichtete er von der großen Beliebtheit der Fleischsommelierkurse in Augsburg. Wie man Mitarbeiter motiviert, erläuterte schließlich Marie-Luise Berrang. Laut der Effizienztrainerin können Lob und Eigenverantwortung Wunder bewirken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: