Fast einen Monat vor Beginn der Paralympics und der Special Olympics veranstaltet der FC Puchheim gemeinsam mit dem TC Puchheim, dem Landratsamt Fürstenfeldbruck und dem Behindertenbeirat Puchheim (BBR), erstmalig das „Inklusive Sportfest für Menschen mit und ohne Behinderung“. Dabei ballen sich die inklusiven Sportangebote auf dem Gelände des FC Puchheim nur so: Fußball, Handball, Rollstuhlsport, Judo, Ping-Pong-Parkinson, Parabogensport, Tennis trotz Handicap, rhythmische Sportgymnastik und Rollstuhlparcours dürfen dort unter Anleitung der jeweiligen Ehrenamtler und Vereinsmitglieder ausprobiert werden.
Ziel ist es, inklusiven Sport bekannter zu machen und neue Mitglieder anzulocken. „Sport ist ein einfacher Weg, um Menschen zusammenzubringen“, sagt Sarah Grätz, Inklusionsbeauftragte des Landkreises. Außerdem soll durch Angebote wie den Rollstuhlparcours mehr Bewusstsein im Bereich Barrierefreiheit geschaffen werden. „Die Hindernisse, die hier aufgebaut wurden, sind für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, ganz normale Störungen, die sie im Alltag bewältigen müssen“, sagt Patrick Hatzler, Einrichtungsleiter der Caritas Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung. Durch das eigene Erfahren könne man anders nachvollziehen, wo man Menschen im Rollstuhl vielleicht Hilfe anbieten kann, so Hatzler.
Bei der Station des SC Gröbenzell können die Teilnehmer das Dribbeln und den Torschuss trainieren und im Laufe des Tages kommt auch ein kleines Spiel zustande. Für Inklusionsfußball hat der Verein seit 18 Jahren eine eigene Abteilung, in deren Team acht- bis 34-Jährige zweimal wöchentlich zusammen trainieren. Bei Turnieren wird aber nach biologischem Alter getrennt, manche der älteren Spieler spielen also, aufgrund von körperlichen Behinderungen, im Team der Jüngeren mit. Nach den Erfahrungen von Abteilungsleiter Christian Mausbach fangen viele der Kinder im Regelbetrieb an, aber ab acht oder neun Jahren werde es oft schwerer, dort mitzuhalten, durch den Druck von Trainern oder den Vergleich zu Kindern ohne Behinderung.
Wie wichtig inklusiver Sport in dieser Situation sein kann, zeigt auch der 13-jährige Zen, der eine mehrfache körperliche Behinderung hat und in der inklusiven Fußballmannschaft des FC Gröbenzell spielt. Die Mannschaft sei, sagt Zen, das Beste an dem Ganzen. Wenn es einem Mal nicht so gut gehe, munterten die anderen einen beim Training direkt auf, erzählt er. Sein Lebensmotto, „Niemals aufgeben“, lebt er auch auf dem Platz aus, wo er mit vollem Elan dabei ist und von seinem Trainer Christian Mausbach als Dribbelkünstler bezeichnet wird. „Man muss immer weiter machen, um seine Ziele zu erreichen“, fügt Zen hinzu, als er verschwitzt und glücklich vom Platz kommt.
Auch um die Finanzierungen im Parasport auszubauen, sei es wichtig Inklusionssport publiker zu machen, sagt Rosita Anaya Rodriguez, Mitglied des Mitveranstalters BBR Puchheim. Sie selber hat langjährige Erfahrung im Parasport und nahm 2000 und 2004 in der Para-Dressur an den Paralympics teil, 2004 landete sie in Athen auf dem achten Platz. Dort wurden den Reitern und Reiterinnen auch das erste Mal eigene Pferde gestellt, mit denen sie sich auf das Turnier vorbereiteten. Davor wurde, aufgrund von fehlenden Finanzierungen, ausgelost, wer welches Pferd bekommt und dann musste man sich in kurzer Zeit erst einmal mit dem neuen Tier bekannt machen, erzählt Rodriguez.
Bei der Inklusionstennisstation des TC Puchheim, spielen die 26-jährige Jennifer Gotta, mit einseitiger Beinprothese, und der 45-jährige Christian Hübner, mit beidseitiger Beinprothese, gegeneinander. Gotta spielt seit einem Jahr in einem Tennisverein, jedoch in einem normalen Team, da sie sonst wahrscheinlich alleine spielen oder einen längeren Weg auf sich nehmen müsste. Hübner spielte als Jugendlicher im Regelbetrieb Tennis, doch irgendwann sei der körperliche Anteil wichtig geworden, als die Technik. Nun will er aber gerne wieder anfangen zu spielen und plant, das wöchentliche Training beim TC Puchheim auszuprobieren.
Angebote, wie das inklusive Sportfest dienen, laut Manuela Brehmer, erste Vorsitzende des „Kreis Eltern behinderter Kinder Olching“ (EBK), außerdem dazu, Menschen ihre Möglichkeiten darzustellen. „Eltern brauchen oft mehr Mut, ihre Rechte einzufordern, dafür müssen sie aber erst einmal ausreichend informiert werden“, sagt Brehmer. Der Kreis Eltern behinderter Kinder, bietet dazu abgesehen von Rhythmischer Sportgymnastik, Schwimmen und Kart fahren auch gesellschaftliche Teilhabe, wie Theaterbesuche, Familienbildungsabende oder Ausgehgruppen. Wichtig sei außerdem, dass die Vorschläge für die Aktivitäten von eigenen Mitgliedern mit Behinderung kommen, sagt Brehmer. „Die Wahlfreiheit in der Inklusion ist eine der größten Herausforderungen, ist aber enorm wichtig.“
Kommendes Jahr wird der EBK 50 Jahre alt und ist somit ein Pionier beim Thema Inklusion. In Deutschland ist Inklusion erst seit 1994 offiziell im Grundgesetz verankert. In Artikel 3 heißt es unter anderem „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Seit 2009 gilt in Deutschland zudem die UN-Behindertenrechtskonvention, in der sich 175 Staaten dazu verpflichtet haben, Inklusion weiter voranzutreiben und drei festgelegten Grundsätzen zu folgen: Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung.
Wer sich selbst für inklusiven Sport interessiert kann sich bei folgenden Vereinen und Institutionen melden: SC Gröbenzell, TuS Fürstenfeldbruck, FC Puchheim, TC Puchheim, Kreis Eltern behinderter Kinder Olching und Caritas Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung.