Infekt breitet sich aus:Zahl der Grippekranken hat sich verdreifacht

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Gesundheitsamt registriert deutliche Zunahme im Vergleich zu 2013. Seit dem Jahreswechsel wurden 180 mögliche Krankheitsfälle gemeldet - vor allem Schulen und Kindergärten sind betroffen

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Der kalte Winter wirkt sich auch auf die Gesundheit der Bürger im Landkreis aus: bereits 180 Influenza-Fälle hat das Gesundheitsamt seit Jahresbeginn registriert. Im vergangenen Jahr hatte der monatliche Durchschnitt in den Wintermonaten bei 60 bis 70 Fällen gelegen. Vor rund 14 Tagen begann die große Grippewelle.

Die Zahlen stammen vor allem aus Laboruntersuchungen. Immer wenn dabei eine Influenzaerkrankung festgestellt wird, erhält das Gesundheitsamt eine Benachrichtigung. Auch, wenn ein Arzt die Krankheit bei einem Patienten aus dem Landkreis feststellt, gibt er die Information an die Behörde weiter. Dennoch bedeuten die Zahlen nicht, dass auch tatsächlich 180 Krankheitsfälle festgestellt wurden. Wenn etwa die Untersuchung eines Altenheimbewohners eine Grippeerkrankung ergibt, werden auch alle anderen Bewohner, bei denen eine erhöhte Temperatur gemessen wurde, als Influenzafälle gemeldet. Mediziner sprechen dabei von einem epidemiologischen Zusammenhang.

Auch dass die Zahl der monatlichen Krankheitsfälle dreimal so hoch ist wie im vergangenen Jahr, ist für Rudolf Summer, den Leiter des Gesundheitsamts, nicht alarmierend. "Der letzte Winter war ausgesprochen mild. Deswegen war auch die Influenza kaum ausgeprägt", erläutert er. Der kalte Januar und Februar 2015 hingegen begünstigen die Krankheit.

"Schulen und Kindergärten gelten als Motor für die Influenza-Erkrankung", sagt Summer. Das liege daran, dass Kinder oft noch nicht immun gegen die Erreger sind. Erkranken sie an Influenza, geben sie die Viren schnell weiter. Während die Kinder selbst meist schnell wieder gesunden, leiden Ältere stärker an der Krankheit.

In Germering hat es vor allem die Kerschensteiner-Schule getroffen. An der Grund- und Mittelschule waren am Montag rund 30 der 441 Schüler krank, etwa dreimal so viele wie sonst. "Unsere Lehrer sind dagegen noch tapfer", berichtet die Sekretärin Gabriele Schätz. Schon vor Weihnachten hatte es eine Krankheitswelle gegeben, die jedoch weniger schlimm ausgefallen war als die jetzige. Auch in den letzten Jahren hatten sich selten so viele Schüler auf einmal krank gemeldet. Dass alle von ihnen an Grippe erkrankt sein müssen, bedeutet das freilich nicht. Auch andere Krankheiten können für das Fehlen verantwortlich sein.

In anderen Germeringer Schulen war die Lage in den letzten Tagen weniger schlimm. Die Zahl der Krankmeldungen lag beispielsweise in der Grundschule an der Kleinfeldstraße und in der Wittelsbacher-Mittelschule im Durchschnitt. Genauso sah es in der Brucker Grundschule am Niederbronner Weg aus. Rektorin Ursula Edelmann habe zwar die Erfahrung gemacht, dass sich viele Kinder bei Faschingsveranstaltungen anstecken. In diesem Jahr ist die Zahl der kranken Kinder vor den Faschingsferien allerdings nicht höher als im Durchschnitt. Im Kindergarten Frühlingsstraße in Fürstenfeldbruck ist nur eine der sechs Gruppen stärker von der Grippe geplagt. Insgesamt hat die Krankheit die Einrichtung, die von 150 Kindern besucht wird, nicht schlimmer heimgesucht als an anderen Wintertagen.

Aber nicht nur Kinder sind betroffen. Auch die Brucker Sparkasse, die rund 800 Mitarbeiter beschäftigt, bekam sie zu spüren. Die Zahl der Krankmeldungen stieg vor zwei Wochen um 20 bis 30 Prozent an. "Wir wissen aber natürlich nicht, ob es nur an der Grippe liegt. Wir kennen ja die Diagnosen nicht", schränkt Pressesprecher Dirk Hoogen ein. Seit etwa einer Woche bessere sich die Lage wieder.

Wer sich einmal angesteckt hat, kann nicht übermäßig viel gegen die Krankheit tun. In manchen Fällen empfiehlt das Gesundheitsamt einen Arztbesuch. Ansonsten hilft vor allem, viel Obst und Gemüse zu essen und viel zu trinken. Außerdem sollten Grippekranke gelegentlich warm angezogen an die frische Luft gehen und ansonsten am besten zu Hause bleiben. Das Grippemedikament Tamiflu, das eine Zeitlang üblich war, wird inzwischen nur noch bei Komplikationen verschrieben, weil eine Studie schlechtere Ergebnisse zu Tag brachte als ursprünglich angenommen worden war.

© SZ vom 13.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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