Im September dürfen Jugendliche fiktiv ihre Stimme abgeben:Werbung für die Demokratie

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Die U-18-Wahl an sieben Orten im Landkreis soll die Heranwachsenden für das politische System sensibilisieren

Kevin Schrein

Im Landkreis wimmelt es von Umweltschützern und Naturliebhabern, wenn man der Stimmauswertung der im Landkreis abgegebenen Stimmen für die Bundestagswahl 2009 Glauben schenken mag. Die Grünen sind stärkste Kraft mit 24,8 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von der CSU mit 24,4 Prozent. Die Sozialdemokraten erreichen 15,1 und die FDP immerhin 8,7 Prozent. Die Linke kommt nicht über fünf Prozent. Nein, das sind nicht die Resultate der Wahlberechtigten im Landkreis. Es handelt sich um die Stimmen von Kindern und Jugendlichen, die bei einer fiktiven Wahl, der sogenannten U-18-Wahl, ein paar Tage vor der eigentlichen Bundestagswahl ihre Stimme abgeben hatten.

Ziel war es, junge Menschen für Politik und das politische System in Deutschland zu sensibilisieren und die Bedeutung des Wahlrechts hervorzuheben. An der bundesweiten Aktion beteiligten sich rund 127 000 junge Menschen. Auch in diesem Jahr findet eine bundesweite U-18-Wahl statt. Am Freitag, 13. September, neun Tage vor der Bundestagswahl, können Kinder und Jugendliche an der fiktiven Wahl teilnehmen. Wahlberechtigt sind Menschen von null bis 17 Jahren. 150 000 ausgefüllte Stimmzettel werden erwartet. Gefördert wird die U18-Initiative vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Im Landkreis wird die U-18-Wahl vom Kreisjugendring Fürstenfeldbruck (KJR) organisiert, der auch die Stimmauswertung übernimmt. Sieben Wahllokale werden geöffnet haben.

Isabella Paller, die den Bildungsbereich des Jugendrings leitet, hofft auf etwas mehr Teilnehmer als 2009: "Bei den 13- bis 15-Jährigen war das Interesse da, bei den 17-Jährigen hingegen weniger, die lieber auf die richtige Wahl in diesem Jahr warteten und deswegen wenig Begeisterung zeigten." 800 junge Menschen im Landkreis nahmen 2009 an dem Projekt teil. Heuer sollen es mehr werden. Dafür haben Mitarbeiter des KJR in Schulen, Vereinen und Verbänden für die Wahl geworben. Plakate sollen demnächst im Landkreis aufgehängt werden.

Damit es nicht bei der doch recht unaufgeregten Zeremonie, ein Kreuz zu machen und den Zettel einzuschmeißen bleibt, hat sich der Jugendbeirat Eichenau, der das Wahllokal im Jugendzentrum Eichenau beaufsichtigt, für Grillen und Party entschieden. "Wir müssen den Jugendlichen auch etwas bieten, damit sie an der Wahl tatsächlich teilnehmen", sagt Andreas Zerbes, Vorsitzender des Jugendbeirats.

Die von Medien und Politikern viel diskutierte Politikverdrossenheit bei jungen Menschen sehen Isabella Paller und Andreas Zerbes nicht annähernd so negativ. "Klar, es gibt Jugendliche, die sich für Politik nicht interessieren. Aber viele Kinder wissen viel und informieren sich regelmäßig über Debatten und Politiker", sagt Paller. Diese Einschätzung teilt auch Michael Schrodi, SPD-Bundestagskandidat für den Bundeswahlkreis Fürstenfeldbruck und Dachau. Schrodi, Lehrer für Deutsch und Geschichte, erlebt nach eigenen Angaben im Unterricht ein reges Interesse an Politik. Am Freitag, 6. September, eine Woche vor der fiktiven Jugendwahl, wird Schrodi an einer Podiumsdiskussion zur U-18-Wahl teilnehmen. "Das Projekt ist wichtig, um Kindern und Jugendlichen die Pflichten und die Verantwortung eines Wählers näher zu bringen", sagt Schrodi. Ob die Bemühungen in eine höhere Wahlbeteiligung bei Erstwählern münden, bezweifelt er hingegen. "Aber das Interesse ist da und das ist die Grundvoraussetzung." Warum also nicht gleich mit 16 Jahren wählen? "Dem gegenüber bin ich aufgeschlossen. Man sollte das nicht von vornherein ausschließen. Auch ein von Politik begeisterter Jugendlicher kann mit 16 Jahren die Verantwortung eines Wählers übernehmen."

CSU-Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt, die ebenfalls an der Diskussion Anfang September teilnimmt, hofft "auf eine rege Wahlbeteiligung". Ihrer Ansicht nach zeigt die U-18-Wahl: "Auch Kinder und Jugendliche sind bereit, sich zu informieren, zu engagieren und wählen zu gehen."

Die U-18 Wahl findet am Freitag, 13. September, statt. Im Landkreis kann an folgenden Orten gewählt werden: Eichenau JUZ, Emmering Jugendtreff, Jugendcafé Fürstenfeldbruck, Gröbenzell JBS Impuls, Volksschule Mammendorf, Gymnasium Olching, Puchheim JUZ. Die Öffnungszeiten stehen auf der Webseite des KJR: www.kjr.de.

© SZ vom 05.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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