Im Norden von Olching:Schneise durch die Amperauen

Naturschützer wollen die Anbindung der Müllverbrennungsanlage an die B471 verhindern. Sie würde durch ein Überschwemmungsgebiet führen.

Robert Stocker

Die Überlegungen der beiden Kommunen Bergkirchen und Olching, eine direkte Anbindung der Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach zur B 471 durch die Amperauen zu bauen, stoßen auf massiven Widerstand der Naturschützer in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck. Mit der Trasse, die durch die Flussauen und über die Amper zum Kreisverkehr beim Bergkirchener Gewerbegebiet Gada führen würde, will die Stadt Olching zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Geiselbullach vom Durchgangsverkehr der Müllfahrzeuge entlasten und eine Nordumgehung von Olching schaffen, das am innerörtlichen Verkehr erstickt.

Die Nachbargemeinde Bergkirchen unterstützt diese Pläne, weil die Trasse den Ausbau der Müllverbrennungsanlage zu einem Energieversorger erst ermöglichen würde. Der Bund Naturschutz hat unterdessen angekündigt, das Projekt "mit allen ihm zur Verfügung stehenden politischen und juristischen Mitteln zu verhindern". Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) und sein Bergkirchener Kollege Simon Landmann (CSU) verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Müllverbrennungsanlage (MVA) mit der B 471 zu verbinden. Die Realisierung der Trasse hat nur dann eine Chance, wenn die geplante Straße keine reine Werksanbindung ist, sondern auch eine übergeordnete Funktion hat. Das wäre der Fall, wenn sie den expandierenden Olchinger Norden entlasten und zu einer Nordumgehung ausgebaut würde. Autofahrer aus dem Norden Olchings hätten dann eine direkte Anbindung an die B 471 und zur Stuttgarter Autobahn.

Die größte Hürde für das Projekt sind jedoch naturschützerische Belange. Die Trasse durch die Amperauen bis zum Kreisverkehr würde durch ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) führen, in das Eingriffe nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Allein für den Verkehr der Müllfahrzeuge würde der Straßenbau wohl nicht erlaubt; deshalb müsste er auch als Umgehung des Olchinger Nordens dienen. Ungeachtet dessen wird der Eingriff in die Amperauen - ein nach europäischen Richtlinien geschütztes Naturschutzgebiet - nur dann genehmigt, wenn sämtliche Alternativtrassen ausscheiden. Gutachten und Prüfungen dazu stehen noch aus.

Der Dachauer Kreisverband des Bundes Naturschutz macht jetzt gegen die Pläne der beiden Kommunen mobil. "Die GfA in Geiselbullach soll für den Straßenbau in Geiselhaft genommen werden", wettert Kreisvorsitzender Roderich Zauscher, der für die Grünen auch im Dachauer Kreistag sitzt. Zauscher argwöhnt, dass die Stadt Olching mit der Amperquerung nur ihre "jahrzehntelang verschlafenen Verkehrsprobleme" lösen will. Schon vor Jahren hätte Olching für die Anbindung an die B 471 und die A 8 selbst eine Trasse schaffen müssen. Olching müsse seine Verkehrsprobleme auf eigenem Gebiet und mit eigenem Geld lösen. "Die Bürgermeister Magg und Landmann sollten ihre Kraft auf eine vernünftige Energiepolitik konzentrieren", sagt der Vorsitzende des Bundes Naturschutz. Er verstehe, dass Olching seine massiven Verkehrsprobleme lösen wolle, "aber bitte nicht auf Kosten der Natur".

Zauscher hält die Planung für "absurd und extrem naturfeindlich", weil die Trasse nach seinen Angaben auf Ständern errichtet werden müsste. Die Straße würde nämlich durch ein Überschwemmungsgebiet der Amper führen. Gleichzeitig nimmt der Vorsitzende des Bundes Naturschutz den Dachauer Landrat Hansjörg Christmann in die Pflicht. Der Landkreis habe vor 25 Jahren das betreffende Grundstück, das "Große Ochsenwehr", mit der Zusage erworben, dass dieses Areal auf Dauer der Natur und dem Naturschutz dienen werde. Am Kauf des Grundstücks sei auch der Bund Naturschutz interessiert gewesen, habe dann aber zugunsten des Landkreises zurückgezogen. Christa Spangenberg, Vorsitzende beim Brucker Kreisverband des Bundes Naturschutz, versicherte Zauscher ihre Unterstützung. Dessen Vorstoß sei mit ihr abgesprochen, sagt sie und weist darauf hin, dass die Olchinger Umfahrung weitere wertvolle Flächen vernichten werde. Auf einer Sitzung Anfang September wird sich der Brucker Kreisvorstand mit diesem Thema befassen.

Als beste Lösung für eine direkte Anbindung der Müllverbrennungsanlage an die A 8 sieht Zauscher immer noch eine zusätzliche Autobahnauffahrt im Bereich der Brücke am Marienweg. Dies sei verkehrstechnisch optimal und naturverträglich. Dafür sollten sich die beiden Bürgermeister und die Wahlkreisabgeordnete Gerda Hasselfeldt (CSU) einsetzen. Eine direkte Anbindung an die Autobahn haben die zuständigen Behörden jedoch abgelehnt. Begründung: Sie läge zu nahe an der bestehenden Auffahrt und sei wegen der Kosten nicht zu rechtfertigen.

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