Süddeutsche Zeitung

Im Landkreis:Heftiger Zoff um den SCF

Freie-Wähler-Fraktionschef Markus Droth wirft dem Oberbürgermeister in einem geharnischten Brief zum Sportclub Desinformation und ein "Kesseltreiben" vor. Erich Raff hält die Kritik für überzogen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Markus Droth wirft Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) in einem geharnischten Brief massives Foulspiel vor. Es geht um den Sportclub Fürstenfeldbruck (SCF), um die Nutzung seines E-Jugendplatzes und um die vom Verein beantragte Benennung des Fußballstadions nach einem Sponsor. Droth, der von "Kesseltreiben" spricht, fühlt sich auch persönlich verunglimpft und droht letztlich mit rechtlichen Schritten. Oberbürgermeister Erich Raff spricht von einem Missverständnis, hält die Kritik für überzogen und ärgert sich, dass interne Schreiben publik werden und aufgebauscht würden.

Seinen Brief hat Droth direkt an Raff sowie an alle Stadtratskollegen weitergeleitet. Der frühere CSU-Stadtrat, der im August 2019 zu den Freien Wählern gewechselt war und nach den Wahlen zum Fraktionsvorsitzenden aufstieg, ist bekannt für sein ausgleichendes Wesen. Nun aber bringt ein Brief des Oberbürgermeisters an den SCF, in dem auch sein Name vorkommt, das Fass zum Überlaufen: In dem Schreiben, das der SZ vorliegt, nimmt Raff Stellung zum indirekten Vorwurf des SCF, er verschleppe die Entscheidung über die Umbenennung und riskiere, dass der Sponsor wieder abspringt. Der Verein hatte vergeblich gehofft, dass die Sache bereits an diesem Dienstag dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird. Zudem fühlt sich der Klub bei den Plänen, den E-Jugendplatz in ein städtisches Jugend-Freizeitgelände zu integrieren, übergangen.

Am 16. März monierte Raff schriftlich, dass der Antrag auf Namensumbenennung nicht von genügend oder nicht den korrekten Vorstandsmitgliedern unterzeichnet worden sei. Des Weiteren habe der SCF Alling als Adresse des Sponsors genannt (der Sponsor ist mittlerweile nach Puchheim umgezogen): "Unter dieser Adresse ist nach unseren Recherchen in Alling keine Firma Energiewerke Bayern gemeldet." Zudem spricht Raff die Nutzung des E-Jugendplatzes durch Hobbymannschaften an. Das sei nicht mit der Stadt abgesprochen. Unter anderem spielt dort sporadisch ein Hobbyteam, in dem auch Markus Droth und Jan Halbauer (Grüne) mitkicken. Bei der Stadt sei "kein Antrag auf Nutzung des E-Platzes durch vereinsungebundene Nutzer" gestellt worden. Zudem dürften sich keine Personen außerhalb des Vereins an der Flutlichtanlage zu schaffen machen (Halbauer hatte sich in einer älteren Mail missverständlich ausgedrückt und den nicht korrekten Eindruck erweckt, Droth habe eigenhändig versucht, die marode Flutlichtanlage des E-Jugendplatzes instandzusetzen). Zudem fragt Raff in seinem Schreiben sehr deutlich, warum der letztlich von der Stadt finanzierte Mitarbeiter, der beim SCF für die Pflege des Sportgeländes zuständig ist, nicht in Kurzarbeit geschickt worden sei.

Der SCF-Vorstand empfindet den Brief als "äußerst aggressive Angriffsvariante". Und auch Droth, der sich bislang aus der "Privatfehde" des Oberbürgermeisters mit SCF-Präsident Jakob Ettner weitgehend herausgehalten hat, ging nun der Hut hoch. In dem Schreiben, das er nicht an die Öffentlichkeit bringen wollte, wird er sehr deutlich. So wirft er Raff vor, Stadtratskollegen gegeneinander auszuspielen "und gegenüber einem Verein ohne ihr Wissen in Misskredit" zu bringen. Droth macht Raff dafür verantwortlich, dass die Stadt in der Sache einen Schaden davontrage und zeigt ihm im übertragenen Sinn "die rote Karte". Die Nutzung des Platzes auch durch die externe "Fußballgruppe" hält Droth schon aus sozialer Sicht für sinnvoll. Nachdem diese coronabedingt nicht mehr im Fliegerhorst spielen konnte, habe sich der SCF sehr kooperativ gezeigt. Raff kreidet er bewusste Desinformation an. Auch andere Vereine, die städtische Immobilien nutzen, müssten nun fürchten, "dass jede Nutzung von Nicht-Mitgliedern von der Stadt geahndet wird und zur Kündigung des Vertrages führen könnte". Raff stoße hier ein "Kesseltreiben" an und zerstöre in der ganzen Stadt Vertrauen und ehrenamtliches Engagement. Er selbst, so Droth, wolle seinen Namen nicht durch den Dreck ziehen lassen und werde sich notfalls rechtsanwaltlich wehren.

OB Erich Raff zeigte sich am Montag überrascht von dem Schreiben. Man solle das wegen der Emotionen aber auch nicht zu hoch hängen. Er habe Droth bereits geantwortet. Zu Details will Raff sich nicht äußern. Er betont aber, dass sein Schreiben an den SCF nicht als Drohung gemeint sei und er auch weder etwas gegen den Verein habe, noch den Nutzungsvertrag kündigen wolle, wie dies der SCF befürchtet. Von ihm erwarte er aber mehr Informationen: "Es darf nicht immer eine Einbahnstraße sein." Die Stadionumbenennung befürwortet Raff. Er selbst habe bereits Kontakt zu dem Sponsor aufgenommen.

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SZ vom 23.03.2021
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