IHK:Werkswohnungen für Facharbeiter

Der Regionalausschuss Fürstenfeldbruck will neue Wege gehen, um Personal zu gewinnen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn es allein nach der jüngsten Umfragen unter Unternehmen im Gebiet der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ginge, dann wären die Aussichten prächtig. Doch auch wenn es den Firmen im Landkreis momentan gut zu gehen scheint, so sehen sie sich doch durch ein immer stärker werdendes Problem herausgefordert. Allein die benötigten Fachkräfte zu bekommen, stellt die Unternehmen nach Einschätzung des IHK-Vorsitzenden für Fürstenfeldbruck, Michael Steinbauer, vor große Herausforderungen, noch mehr aber beschäftigt sie die Wohnungssituation. Falls ein Facharbeiter gefunden sei, stelle sich die Frage, wie er im Großraum München eine preiswerte Wohnung finden könne, sagt Steinbauer. Das Brucker IHK-Gremium will nun neue Wege gehen und denkt dabei an alte Errungenschaften: Werkswohnungen.

Wenn die Mitglieder des Regionalausschusses Fürstenfeldbruck, wie das Gremium gewählter Firmenvertreter seit vergangenem Jahr heißt, am Dienstag in den Räumen der Deutschen Doka im Maisacher Gewerbegebiet zu seiner Sitzung zusammenkommt, dann wird es dort im Gespräch mit Fachleuten und Maisachs Bürgermeister Hans Seidl zunächst einmal um ein anderes, die Unternehmen in der täglichen Kommunikation betreffendes Problem gehen, nämlich den Breitbandausbau.

Schnelles Internet, hohe Datenvolumina in kürzester Zeit durchs Netz zu schicken, das fordern Firmen seit Langem. Doch der Ausbau ist schleppend und nicht flächendeckend, wie Firmenvertreter regelmäßig bei ihren Treffen beklagen. Wo schnelles Internet schon angeschlossen ist, dort lassen sich Unternehmen lieber nieder, und so stehen die Gemeinden im Landkreis nicht nur bei den Preisen für Gewerbeflächen und der Höhe von Steuersätzen in Konkurrenz, sondern auch bei der Infrastruktur.

Die anhaltende Belebung des Geschäfts, wie sie die IHK für München und Oberbayern in ihrer jüngsten Umfrage bestätigt bekommt, kann aber nur so lange anhalten, wie sie auch von den Beschäftigten erarbeitet wird. In den Unternehmen tauche daher, wie Michael Steinbauer sagt, stets aufs Neue die Frage auf, wie Facharbeiter zu gewinnen und zu halten seien. Denn von einem Facharbeiterlohn in München oder der engeren Umgebung sich eine Wohnung und den Lebensunterhalt leisten zu können, werde immer schwieriger. Deshalb habe sich der neue Regionalausschuss im vergangenen Jahr zum Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren bei der Beschaffung von preiswertem Wohnung ein eigenes Ergebnis zu erzielen. Über diesen ersten Schritt sei man nun hinaus, sagte der IHK-Vorsitzende. Es hätten sich nämlich schon kleinere wie größere Betriebe gefunden, die sich vorstellen könnten, im Verbund Wohnungen für ihre Beschäftigten selbst zu bauen oder bauen zu lassen. Wie viele und vor allem wo, das soll erst in einem der nächsten Schritte angesprochen werden.

Zunächst einmal geht es Steinbauer und seinem Gremium darum, diese Idee auf einer anderen Ebene zu besprechen. Das IHK-Forum mit Vertretern der IHK-Ausschüsse aus den anderen Landkreisen rund um München sei der Ort, an dem das Thema Werkswohnungen als nächstes auf den Tisch kommen solle. Denn die Unternehmer dort hätten exakt die gleichen Probleme wie die im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Steinbauer verdeutlich es am Beispiel der Firma, in der er stellvertretender Personalleiter ist: Die Deutsche Doka Schalungstechnik sucht dringend Fachkräfte im Bereich Logistik. Wenn es sie gäbe, müsste die Firma schon etwas besonders Attraktives haben: preiswerte Wohnungen, zum Beispiel. Doch die kann sie derzeit nicht anbieten. Und wenn sich die Unternehmer zusammentäten, um Wohnraum zu schaffen, dann würden sie es nicht ohne steuerliche Vorteile machen: "Es soll eine Win-win-Situation für alle werden", fordert Steinbauer und zielt damit auf die Bundespolitik ab. Die zu erreichen und von ihr Zugeständnisse zu bekommen, wäre sicher ein Anreiz für die Firmen im Speckgürtel von München, in Immobilien zu investieren.

Für Steinbauer liegen die Gewinne für beide Seiten auf der Hand: "Wenn wir lokale Wohnangebote schaffen, verringern wir die Zahl der Pendler. Die B 471 etwa wäre nicht mehr so belastet, außerdem wären die Einkommensteueranteile für die Kommunen höher." Der IHK-Kreischef ist sich sicher, dass die Wohnraumbeschaffung die Firmen in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Noch vor Ende der fünfjährigen Amtszeit des Regionalausschusses könnten die ersten Firmenwohnungen gebaut sein. Damit ist es nach Steinbauers Worten aber nicht getan: "Das wird noch viel länger dauern."

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