Gröbenzell:Neue Igelstation in Gröbenzell

Gröbenzell: Wie erkennt man, was Igeln fehlt, und was ist dann zu tun? Die Igelhilfe weiß Rat.

Wie erkennt man, was Igeln fehlt, und was ist dann zu tun? Die Igelhilfe weiß Rat.

(Foto: Johannes Simon)

Im Gewerbegebiet findet die Einrichtung, die in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Fürstenfeldbruck entsteht, eine Bleibe in Containern.

Von Isabel Strathmann, Gröbenzell

Die Igelhilfe Fürstenfeldbruck plant, von September an zwei Container als Anlaufstelle in Betrieb zu nehmen, wo kranke oder verletzte Igel abgegeben werden können. Bisher stemmt Iris Bodensteiner mit einem Team von 15 bis 20 Aktiven die Igelhilfe privat, bei knapp 300 Hilfegesuchen im vergangenen Jahr ist das aber künftig nicht mehr möglich. Um eine zentrale Anlaufstelle zu haben, wird nun eine Igelstation in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Fürstenfeldbruck auf die Beine gestellt und im Gewerbegebiet Gröbenzell unterkommen.

In den zurück liegenden Jahren habe es immer mehr verletzte und kranke Igel gegeben, berichtet Bodensteiner. Die 53-Jährige ist seit etwa 30 Jahren im Tierschutz aktiv und nimmt sich seit 2016 der Igel an. "Es waren mal welche im Garten", sagt sie auf die Frage, wie sie dazu gekommen ist. Und als eine private Igelstation in Germering mit dem Tod der Betreiberin Waltraud Eckl 2017 geschlossen wurde, ergab es sich, dass Iris Bodensteiner durch das Wissen, das sie zwischenzeitlich gesammelt hatte, zur neuen Anlaufstelle wurde.

Oft werden Igel verletzt, weil Mähroboter sie nicht rechtzeitig erkennen

Denn Igel treffen in Gärten auf zahlreiche Hindernisse: Gartenteiche und Lichtschächte, in die die Igel fallen, Müll, in dem sich die Tiere verheddern und verletzen, oder Mähroboter, die die Igel nicht als Hindernis erkennen und einfach überfahren. Verletzt würden Igel auch, wenn Laubhaufen zu früh weggeräumt oder der Kompost angestochen werde, erläutert Bodensteiner. Denn ein gesunder Igel halte bis Mitte oder Ende April Winterschlaf.

Auch der Klimawandel und das Insektensterben machen den kleinen Wildtieren zu schaffen. Sie finden nicht mehr genügend Nahrung, denn zu sie ernähren sich zu 95 Prozent von Insekten. Deshalb würden sie mehr Schnecken fressen, die häufig Überträger von Krankheiten sind, berichtet Bodensteiner. Diese schwächen die Igel und führen im schlimmsten Fall zu Lungenentzündungen und damit zum Tod. Und auch das Wasser wird knapp, denn es gebe kaum noch Pfützen, aus denen die Igel trinken können. Hier könne man die Igel durch Zufütterung, etwa mit Katzenfutter ohne Gelee und Soße oder Rührei, und mit einem Wasserangebot unterstützen.

An der Igelstation soll nun eine zentrale Anlaufstelle gegründet werden, an der kranke Igel in regelmäßigen Sprechstunden ambulant versorgt werden können. "Weil sich keiner auskennt und viele Leute einfach hilflos sind", sagt Bodensteiner. Tierärzte können oft nicht helfen, da Wildtiere im Studium nicht behandelt und sich die Ärzte daher nicht mit Igeln auskennen würden. Bisher betreut Bodensteiner mit anderen Freiwilligen ein Notfalltelefon und berät Menschen, die einen Igel gefunden haben, bei sich zu Hause. Sie versucht dabei, die Menschen zu überzeugen, die Igel im Anschluss wieder mitzunehmen und selbst zu versorgen, denn bei bis zu 15 Anrufen am Tag - Tendenz steigend - würden sie und ihr Team als Ehrenamtliche es zeitlich und räumlich nicht schaffen, alle Igel selbst wieder aufzupäppeln. Das soll auch in der Igelstation so bleiben. "Wir haben auch da nicht den Platz", erklärt sie.

Die Container werden mit einem Behandlungstisch für medizinische Behandlungen ausgestattet. Denn mittlerweile hat Bodensteiner Tierärzte gefunden, die die Igelhilfe unterstützen und mit denen sie Rücksprache über die Behandlung der Igel halten kann. Zur Untersuchung von Kotproben wird außerdem ein Mikroskop angeschafft. Zudem bauen sie in die Container einige Gehege, um Igel in Notfällen auch selbst versorgen zu können. Der Schwerpunkt soll aber auf der Beratung und ambulanten Behandlung liegen.

Die neue Anlaufstelle sucht noch Helfer

Die Kosten von mehr als 8500 Euro pro Jahr deckt die Igelhilfe aktuell über Spenden und privates Engagement. Dazu kommt ein ehrenamtlicher Zeitaufwand von fünf bis sechs Stunden, die es in der Zeit zwischen Mitte September und Mitte Dezember schnell werden. Gehege sauber machen, füttern, von Parasiten befallene Tiere baden, Verletzungen behandeln, Hilfesuchende beraten und ihnen zeigen, wie sie sich am besten um die Igel kümmern können. "Da ist man schon beschäftigt", sagt Bodensteiner. Die Betriebswirtschaftlerin hat bis Dezember in Teilzeit gearbeitet und nimmt sich nun ein Jahr Zeit, um die Igelstation aufzubauen, und will sich dann einen neuen Job suchen. Die Kosten für die beiden Container kommen ebenfalls durch Spenden zusammen. Mehr als 7000 Euro kamen über ein Crowdfunding zusammen, den zweiten Container sponsert Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer. Bodensteiner hofft, dass die Igelhilfe in Zukunft Zuschüsse vom Landkreis bekommt. Denn wegen der neuen Container kommen zu Futter-, Arzt- und Medikamentenrechnungen Nebenkosten von etwa 200 Euro pro Monat hinzu. Um die Kosten niedrig zu halten, werde versucht, für die Einrichtung möglichst viel selbst zu machen. Auch für die Zeit, wenn die Anlaufstelle in Betrieb geht, hofft Bodensteiner auf weitere Helfer. Derzeit "sind wir immer noch ein bisschen wenig". Interessierte können unter der Telefonnummer 0157/51584588 oder per E-Mail unter kontakt@igelhilfe-ffb.de Kontakt aufnehmen.

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