Ideen für die Buchenau:Plattenbau mit Untergeschoss

Der Geschwister-Scholl-Platz im Brucker Westen ist der große Deckel einer Tiefgarage. Jetzt soll die triste Pflasterfläche aufgehübscht werden.

Stefan Salger

Ein etwas gehässiger Zeitgenosse verdreht die Augen: Da verschaffe sich jetzt wohl wieder die Blümchenfraktion Gehör, die ein paar Pflanzentröge über die Pflasterplattenwüste verstreuen wolle. Und die Herren Politiker, die die ganze Sache verbockt hätten, würden wieder ungeschoren davonkommen. Am Mittwochnachmittag steht Oberbürgermeister Sepp Kellerer auf eben jenem Platz und versucht, den rund 50 erschienenen Bürgern die Schwierigkeiten bei der Platzgestaltung zu verdeutlichen. Kritik wird eher verhalten geäußert und, ja, es gibt die Vorschläge, den etwas tristen Platz bunter zu machen und auch Blumen anzupflanzen. Die meisten Bürger halten sich aber mit offener Kritik zurück und erkennen durchaus an, dass die Stadtspitze nun ihre Ankündigung wahr macht, die Bürger bei strittigen Objekten stärker einzubinden. Eine Woche zuvor hatte Stadtbaurat Martin Kornacher bereits auf dem Bahnsteig des S-Bahnhofs Buchenau gemeinsam mit einem Vertreter der Bahn die verschiedenen Konzepte für einen behindertengerechten Ausbau vorgestellt.

Immer wieder waren auf Bürgerversammlungen Klagen laut geworden über den Geschwister-Scholl-Platz. Alles grau in grau, Platten ohne Ende, wenig Aufenthaltsqualität, kein Schatten - Kellerer kennt die Vorwürfe. Die Stadt versuchte immer wieder, an einigen Stellschrauben zu drehen. Ein Podest, das zum Hinsetzen einladen sollte - dann aber dem Weihnachtsmarkt und dem neuen Grünen Markt im Weg war, Pflanzentröge, ein paar Bänke am Rand, ein kleiner, etwas verloren wirkender Brunnen.

Weil die Kritik nie abgerissen ist, sollen nun alle Vorschläge gesammelt und auf eine mögliche Umsetzung geprüft werden. Stadtbaurat Martin Kornacher spricht auch nur noch von einer "Ausbaustufe" und stellt eine Aufwertung in Aussicht. Der Spielraum dafür freilich ist nicht nur in finanzieller Hinsicht begrenzt.

Wer bis 2009 auf dem Balkon einer der benachbarten Häuser stand, der sah viele Autodächer auf der nach oben offenen Parkebene und eine Garagenzufahrt. "Ein grausames Loch" nennt Kellerer, der ein paar alte Fotos mitgebracht hat, das heute rückblickend. Und deshalb wurde der Vorschlag, hier einen durchgängigen Platz zu schaffen, von den meisten Politikern und auch Anliegern begrüßt. Als das Loch 2010 geschlossen war, offenbarte sich freilich auf dem Platz, der nichts anderes ist als der große Deckel einer Tiefgarage, die ganze Bandbreite der Probleme: Zum einen lassen sich - wenn überhaupt - Bäume nur am Rand pflanzen, sofern sie auch dort nicht den unterirdischen Kabelsträngen oder den Feuerwehrzufahrten in die Quere kommen. Zum anderen sieht es aus, als habe irgend jemand mitten auf dem Platz drei Trafohäuschen aufgestellt, um auch den letzten Flaneur zu vergraulen. Die großen Betonquader sind Mahnmale des kalten Kriegs - die zweite Tiefgaragenebene ist bis heute ein Luftschutzbunker, für den strenge Auflagen für die Entlüftung gelten. Die zwischenzeitlich mit Riffelblech verkleideten Quader immerhin könnten noch in diesem Jahr verschwinden, nachdem sich das zuständige Bundesamt einer Entwidmung des Bunkers gegenüber offenbar aufgeschlossen zeigt. Ein Quader wird wohl ersatzlos verschwinden, zwei können deutlich verkleinert werden, müssen sie doch nur noch die reguläre Entlüftung der Tiefgarage gewährleisten und nicht mehr die Sauerstoffversorgung Hunderter Menschen im Luftschutzbunker.

Die Gestaltungsvorschläge, die von den Bürgern in die aushängenden Listen eingetragen werden, umfassen ein weites Spektrum. Die verbleibenden Lüftungsauslässe mit einem Pavillon zu überbauen, hält auch Kornacher für keine schlechte Idee. In jenem solle aber möglichst nicht noch eine Dönerbude unterkommen, eher schon ein Blumen- oder Feinkoststand. Nach dem Geschmack eines Besuchers wäre das freilich zu viel Kommerz. Und hier wird bereits deutlich, wie schwer es sein wird, sich auf eine Lösung zu verständigen, mit der alle zufrieden sind. So ist das auch mit einer Pergola. Tolle Sache, finden viele. Gar nicht toll, findet der Hausverwalter des AEZ, Georg Kachelriß. Ein solcher Schutz gegen Regen und Sonne würde auch ungebetene Gäste zu Party ohne Ende einladen, prophezeit er.

Irgendwann werden dann die Listen eingerollt. Und die Stadtoberen nehmen viele Arbeitsaufträge mit ins Rathaus: mehr Abfallkörbe, Aschenbecher, ein Hochbeet in der oberen Garagenebene in der Mitte des Platzes mit einem Baum, ein großes Wasserspiel auf einer erhöhten und abwechslungsreich geschnittenen Fläche, ein mobiler Pflanzengarten, Kunstobjekte aus Metall und Holz, eine Laube über den zwei verbliebenen Lüftungsauslässen, Kinderspielgeräte wie Wipptiere, ein Gartenschachbrett, ein Sonnensegel oder Zelt, bunte Pflanzentröge und Bodenplatten sowie die Belebung durch einen Flohmarkt.

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