Hürden aus der Verwaltung:Asylhelfer klagen über Bürokratie

Ehrenamtliche kritisieren die Behörden und werfen dem Landratsamt vor, sie für Handlangerdienste einzuspannen. Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge stark gesunken ist, wird für die Betreuer die Arbeit nicht weniger

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis mag stark gesunken sein, den Ehrenamtlichen geht die Arbeit gleichwohl nicht aus. Schuld seien die Mühlen der deutschen Bürokratie, sagen Asylhelfer. Sie klagen über das Landratsamt Fürstenfeldbruck. Die Helfer kritisieren Arbeitsverbote für abgelehnte Asylbewerber sowie Versuche der Regierung, Gebühren für die Unterkünfte zu kassieren. Außerdem haben Flüchtlinge nach wie vor Schwierigkeiten im Alltag, etwa bei der Wohnungssuche. "Wir werden oft als Handlanger missbraucht", sagt Reinhild Friedrich vom Puchheimer Helferkreis.

Sie kritisiert, dass die Kreisbehörden den Helfern allerlei Arbeit aufzubürden versuchen. "Da werden Sachen erwartet, das geht gar nicht." So habe das Landratsamt gefordert, dass die Ehrenamtlichen alle Elektrogeräte der Flüchtlinge mit einer Leistung über 1000 Watt überprüfen, andernfalls müssten je Gerät sieben Euro bezahlt werden, rügt Friedrich. Die Pressesprecherin des Landratsamts sagte dazu, dass alle Elektrogeräte in allen Liegenschaften des Kreises aus versicherungstechnischen Gründen untersucht werden mussten. Flüchtlinge in den Unterkünften hätten diese Prüfung an ihren Geräten selber vornehmen müssen.

Insgesamt hat sich die Arbeit der Ehrenamtlichen verlagert. Bei Neuankömmlingen steht im Mittelpunkt, sich zurecht zu finden, die Kinder sollen in die Schule oder den Kindergarten. Bei denen, die schon länger im Landkreis sind, geht es darum, eine Wohnung oder einen Job zu finden. Dabei kritisieren Hans Sautmann von der Eichenauer Initiative und Karl Heinz Theis aus Olching erneut, dass die Kreisbehörde bei Arbeitsgenehmigungen restriktiv verfährt. "Die Leute sind dazu verdammt, untätig in den Unterkünften zu sitzen", rügt Theis. Während die CSU sonst gerne über Verschwendung im Sozialbereich klage, spiele es anscheinend keine Rolle, wenn die Flüchtlinge kein Geld verdienen und zu ihrem Unterhalt beitragen können.

Ein weiteres Ärgernis sind die Bescheide der Regierung von Unterfranken, die Gebühren von mehr als 300 Euro pro Monat für die Unterkünfte von Flüchtlingen verlangen. In den meisten Fällen muss am Ende das Jobcenter die Beträge bezahlen, weil die Flüchtlinge kein regelmäßiges Einkommen haben. "Die ganzen Behördengänge kosten viel Zeit, der Aufwand ist enorm", sagt Theis. Ein weiterer Punkt ist die Unterstützung von Flüchtlingen, deren Asylanträge abgelehnt wurden. In solchen Fällen geht es darum, Kontakte zu Anwälten für die Einsprüche zu knüpfen.

Der Puchheimer Helferkreis hat sich von Anfang an in Gruppen aufgeteilt, die sich auf verschiedene Aspekte konzentrieren, etwa der AG Wohnen. "Wir helfen bei der Job- und Wohnungssuche, bei Umzügen oder Behördengängen. Dazu gibt es viele Kleinigkeiten zu erledigen", erzählt Friedrich. Allein zur Hausaufgabenbetreuung sind von Montag bis Freitag jeweils zwei Helfer für Grundschüler und Berufsschüler an der Siemensstraße im Einsatz, dazu ein bis zwei Helfer in der Zweigstelle an der Friedenstraße. "Wir sind von Asyl- zu Integrationshelfern geworden", sagt Friedrich.

In Olching leben derzeit laut Theiß etwa 200 Flüchtlinge in drei Sammelunterkünften und einigen dezentralen Wohnungen. In Eichenau sind es 120 Flüchtlinge in zwei Unterkünften, die maximal 140 Menschen aufnehmen können. "Die Gemeinschaftsunterkünfte sind nicht mehr überbelegt, sondern gut belegt", berichtet Sautmann. In Eichenau gebe es kaum Fehlbeleger, weil die meisten anerkannten Flüchtlingen Wohnungen gefunden haben. Bei den wenigen, die neu ankommen, handelt es sich um Syrer, die im Rahmen der Familienzusammenführung einreisen durften. Außerdem würden Asylbewerber aus anderen Kommunen nach Eichenau verlegt, wenn Plätze frei sind. Ähnlich ist die Lage in Puchheim in der Unterkunft an der Siemensstraße im Gewerbegebiet. Dort leben 146 Personen, das Haus ist für 160 eingerichtet. "Vor einigen Tagen kam eine Familie aus Grafrath", sagt Friedrich.

Nach Angaben des Landratsamtes wurden bisher etwa zehn Unterkünfte aufgelöst, weil die Mietverträge ausliefen oder nicht verlängern wurden. Darunter waren auch große Einrichtungen wie das Hotel Mühlbach in Olching oder das ehemalige Altenheim der Caritas in Germering.

Außerdem schwinden in einigen Kommunen die Ehrenamtlichen. Während die Zahl der Aktiven in Puchheim mit etwa 125 laut Friedrich stabil ist, sind es in Olching und Eichenau jeweils nur noch um die 50 Helfer. "Wir haben dringend neue Leute", sagten Sautmann und Theis.

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