Junge Musiker:Energiegeladen bis zum Schluss

Brettl-Festival

Die Songtexte der Neubiberger Band "Zwoa Bier" befassen sich mit Zombies in der U-Bahn und anderen Übeln.

(Foto: Günther Reger)

Fünf Bands heizen den Besuchern des Brettl-Festivals in Hörbach richtig ein

Von Edith Schmied, Hörbach

Wenn die Kornfelder abgeerntet sind, die semmelweißen Stoppeln in der Sonne leuchten, kleine Jungs in Warnwesten Fähnchen schwingen und eifrig die Fahrzeuge dirigieren, dann ist wieder Festival-Zeit in Hörbach. Parkplatzwächter, das ist quasi die Einstiegsdroge, um einige Karrieresprünge später in den Kreis der rund 50 freiwilligen Helfer aufgenommen zu werden. Sie stemmen souverän den zehn Tage dauernden Event, heuer zum 40-jährigen Bestehen des Hörbacher Montagsbrettls, einer der ältesten Kleinkunstbühne weit und breit.

Der grandiose Auftakt mit dem bitterbösen und wortgewandten Kabarettisten Max Uthoff und "Kofelgschroa", einer dadaistisch, minimalistisch agierenden Krautrockband, entspricht ganz der Tradition des Brettls. Der zweite Tag mit fünf Musikgruppen soll dagegen dem Begriff "Festival" gerecht werden. Ein Festival, das junge Zuhörer anlockt. "Raus aus dem angestammten Ablauf", so lautet die Devise von Markus Peters. "Nur Musik", das soll Leben und vor allem Jugend in die Bude, beziehungsweise ins Zelt bringen, so die Überlegung des Organisators. Es funktioniert. Die durchwegs jugendlichen Zuhörer drängen sich auf dem Bretterboden vor der Bühne, hüpfen und tanzen sich den Rhythmus in den Leib, singen bereitwillig jeden angeordneten Refrain mit, bleiben mit "Impala Ray" in der Hocke bis die Gelenke krachen. Die Kombination von Hammond-Orgel, Tuba und Hackbrett heizt die Stimmung schon mitten am Nachmittag an. Frontmann Rainer, dazu die zierliche Nicola, die der schwergewichtigen Tuba ungewöhnliche Töne entlockt, Carmen am Hackbrett und Dominik an den Drums - alles zusammen ergibt eine Allianz, die Bayern in die Nähe Kaliforniens rückt, die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer beflügelt.

"Zwoa Bier", der Sepp und der Michi, sind da wesentlich kerniger drauf. Die Neubiberger hämmern ihre Texte raus, singen von Zombies in der U-Bahn und von dem, was ihnen täglich auf den Geist geht. Sie sind durchaus sympathisch. Nur was die Performance angeht, ist nach oben noch Luft, auch wenn die enorme Spielfreude und der akrobatische Körpereinsatz einiges wett machen.

Eine weitere Nachwuchsband betritt die Bühne, die "Müslis Most Funkiest", eine Vier-Mann-Kombo aus dem Landkreis, die vor zwei Jahren zusammen gefunden hat. Sie mixen Funk und Rap zu einem eigenen Sound und rocken das Zelt bis spät in die Nacht zu Texten wie, "Bavaria, du geile Sau".

Der Höhepunkt des Abends sind jedoch unbestritten die Band "Oansno" und die mit dem unaussprechlichen Namen "Holstuonarmusigbigbandclub" kurz "HMBC". Die internationale Zusammensetzung von "Oansno" prägt auch ihren Musikstil. Menya aus Ungarn ist ein Trompeter mit Endlospuste, der griechisch/bairische Frontsänger Michi spielt das Akkordeon, Drummer Phil ist eine Mischung aus Südafrika und Tirol, und Tom, der Quotenschwabe, bläst die Helikontuba. Selbst wenn sie aus den Fraunhofer Volksmusiktagen als Sieger hervorgegangen sind, volkstümeln tut da rein gar nichts. Innerstädtische Volksmusik nennen sie es, wenn sie "liaba dadirrn" - verdursten - als sich irgendwo einzuordnen, auch nicht beim Musikstil. Reggae, Landler, Balkan, Techno, oder doch Dreigesang und Blues, Hauptsache, es haut rein, und zwar richtig. Das kommt beim Brettl-Publikum an. Beim Parforceritt auf der Trompete brennt das Publikum ähnlich wie die "Bruckn" im mittelalterlichen München. Und ein lautmalerischer Refrain wie "oane moan i pack i no" lässt sich sowieso wunderbar johlen.

Mit der österreichischen Formation "HMBC", sechs Mann und 17 Instrumenten, steht eine geballte Ladung an Musikalität auf der Bühne. Eine einpeitschende Version von Madonnas "Celebration" lässt erahnen, was jetzt gleich abgeht. Egal ob Klarinetten-, Blockflöten- oder Gitarrensolo, eingestreuter Flügelhornzauber, Reggae Jazz, Funk und Hip-Hop, das Tempo ist atemberaubend. Dazwischen schrummt Ossi Weber, ein bisschen Mike Jagger Verschnitt, grandios auf der E-Gitarre. Ein Highlight ist die Komposition von Andreas Broger. Sanft elegisch erklingt ein gefühlsvolles Blockflötensolo und entführt das Publikum in einen dunklen Wald. Dumpfe Gitarrenklänge lassen anschließend drohendes Unheil in Gestalt von Postkutschenräubern erahnen. Bis wieder Gitarre, Blockflöte und Posaune den friedlichen Wald signalisieren. Doch mit friedlicher Stille haben die fünf Bands dieses Abends nichts am Hut. Das Festival endet so wie es begonnen hat: rockig, fetzig und energiegeladen bis zum Schluss.

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