Hörbach:Das Künstlerdorf

Hörbach: HOFMARKART - Brettl-Festival

Skulptur von Uli Sobeck

(Foto: Johannes Simon)

In Hörbach findet von diesem Wochenende an die vierte Hofmarkart statt. Über den ganzen Ort verteilt finden sich dabei Kunstwerke, die zum Verweilen und Nachdenken anregen. Das diesjährige Thema sind die aktuellen Veränderungen in unserer Gesellschaft

Von Florian J. Haamann, Hörbach

So lyrisch das Motto der Hörbacher Hofmarkart in diesem Jahr klingt, so ernst ist sein Hintergrund. "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen", heißt es und der Organisator Toni Drexler will damit auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die auch im Landkreis keinen Bürger unberührt lassen, aufmerksam machen. Natürlich kann Kunst keine konkreten Antworten etwa auf die Flüchtlingsfrage geben, aber sie kann zum Nachdenken anregen, den Horizont erweitern. "Ich habe den Künstler gesagt, dass sie sich nicht zwingend mit dem Motto beschäftigen müssen, weil vielleicht auch nicht jedem etwas dazu einfällt. Aber ich bin froh, dass einige Teilnehmer dem Thema gefolgt sind", erzählt Drexler.

Der Kottgeiseringer Künstler Klaus Kühnlein stellt das Thema in seiner Skulptur "Wind der Veränderung", ganz konkret dar. Aus Holz und Stahl hat er ein Flüchtlingsboot geschaffen, die Menschen stehen dicht an dicht gedrängt und dennoch muss man bei dem groben Holzboot direkt an die Arche Noah denken. Die Parallelen sind unübersehbar - Menschen, die aus ihrer zerstören Heimat vertrieben wurden, treiben auf dem Meer, mit nicht mehr als ihrem Leben und der Hoffnung, irgendwann ein rettendes Ufer zu erreichen. Der Name "Wind der Veränderung" deutet aber auch darauf hin, dass sich durch die Ankunft des Bootes an seinem Ziel etwas ändern wird. Durch die Poesie des Titels weht ein beruhigender Klang mit, der vermittelt, dass diese Veränderung nicht bedrohlich sein muss, sondern bereichernd sein kann. Etwas abstrakter wird es bei verschiedenen Windspielen, die die Künstler geschaffen haben. "Leicht wie der Wind" von Peter Neuberger aus Fürstenfeldbruck, hängt quer über einen Feldweg. Es ist eine filigrane Skulptur aus rot lackierten Ästen, die an ein Nest erinnert und die sanft von Plexiglasschaufeln bewegt wird.

25 Künstler, ein Großteil von ihnen kommt aus dem Landkreis, beteiligen sich in diesem Jahr bei der vierten Auflage dieser Kunstausstellung der anderen Art. Denn die etwa 50 Werke werden nicht in eine Galerie gezwängt, sondern sind größtenteils über ganz Althegnenberg verteilt. Lediglich das Parkettstadl und das Rote Haus dienen als überdachte Ausstellungsflächen. Die Besucher müssen sich so nicht im Trippelschritt von einem Bild zum nächsten drängeln, sondern können bei einem ausgedehnten Spaziergang ihre Gedanken schweifen lassen und dabei sich dabei immer wieder von einem Kunstwerk inspirieren und überraschen lassen. Zwischen den aktuellen Stücken, finden sich immer wieder Überbleibsel vergangener Hofmarkart-Ausgaben, die den kleinen Ort auch in den vier Jahren zwischen den Ausstellungen zu einrm großen Galerie machen. Toni Drexler hofft, dass auch in diesem Jahr wieder ein oder zwei Objekte stehen bleiben, wenn die Hofmarkart am 24. Oktober offiziell beendet wird. Pläne gibt es dafür allerdings noch nicht.

Hörbach: HOFMARKART - Brettl-Festival

Gerhard Gerstberger lässt die Besucher einen Blick auf den Kirchenturm werfen.

(Foto: Johannes simon)

Entstanden ist die Idee für die Hofmarkart 2002. "Ich war damals in einem Literaturkreis hier im Westen und durch die Landkreisgrenzen waren wir immer irgendwie von unseren Nachbarn in den anstoßenden Kreisen abgeschnitten. Also haben wir uns überlegt, etwas künstlerisches auf die Beine zu stellen, an dem sich jeder beteiligen kann", erinnert sich Drexler an die Anfangszeit. Getreu dem Beuys'schen Motto "Jeder ist ein Künstler", habe man ganz naiv die erste Ausstellung geplant. "Das hat sich stark weiterentwickelt. Jetzt kommen fast nur noch professionelle Künstler. Trotzdem ist es keine akademische Veranstaltung", sagt Drexler. Beachtlich angesichts der Tatsache, dass die Veranstalter nur ein sehr schmales Budget haben, ist, wie professionell die Veranstaltung organisiert und wie hochwertig die gezeigten Werke sind. Ein übersichtlicher Flyer zeigt Kurzporträts der einzelnen Objekte und eine Übersichtkarte sorgt dafür, dass sich auch niemand verläuft.

Neben den Werken, die sich mit dem Ausstellungsmotto beschäftigen, gibt es noch eine Reihe anderer Objekte, die allerdings nicht minder sehenswert sind. Ruth Strähhuber etwa zeigt eine Videoinstallationen, Hilde Seyboth einige Holzobjekte und Toni Drexler selbst eine Ernst-Jandl-Stele und ein Jandl-Marterl. Spannend ist auch die Skulptur von Gerhard Gerstberger. "Turmblick" ist eine große Stahlstele, die den Blick direkt auf den Kirchenturm freigibt. Schaut man von der anderen Seite in das Objekt, sieht man - Überraschung - auch den Kirchturm. Wie dieser Effekt entsteht, darf man als Besucher selbst herausfinden.

Hörbach: HOFMARKART - Brettl-Festival

Windspiel von Peter Neuberger

(Foto: Johannes Simon)

Hofmarkart in Hörbach, von Sonntag, 30. August, bis zum 24. Oktober. Die Vernissage findet am Sonntag von 15 Uhr an im Parkett-Stadl statt. Im Rahmen der Veranstaltung wird es ein "Konzert am Ring" und mehrere Kunstspaziergänge geben. Weitere Informationen unter www.hofmarkart.de

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