Höhepunkt des närrischen Treibens:Unterhaltsames Schneckentempo

Der Olchinger Faschingszug erweist sich wieder als Krönung des Faschings im Landkreis. Fantasievoll kostümierte Fußgruppen und Wagen-Motive mit lokalpolitischen Spitzen versetzen gut 20 000 Zuschauer in gute Stimmung

Von Julia Huss, Olching

Eine kleine Herde von gefleckten Kühen stößt auf einem Balkon mit Blick über den 65. Olchinger Faschingszug klirrend mit Sektgläsern an. Unter ihnen strecken blaue Krümmelmonster die Arme in die Höhe, um eines der von den 42 Faschingswagen und acht Fußgruppen heruntersegelnden Karamellbonbons zu ergattern. Farbenfrohe Schmetterlinge suchen unterdessen den Boden nach Tüten voll Gummibärchen ab, um diese ordnungsgemäß in ihre extra dafür mitgebrachten Beutel zu verstauen. Während sich der Nachwuchs um die durch die Luft fliegenden Leckereien kümmert, versuchen die Erwachsenen ihre Becher mit heißem Glühwein vor den zuckerhaltigen Wurfgeschossen zu schützen. Ob sich die Besucher nun auf die Suche nach Süßigkeiten begeben, die oft von politischen Themen inspirierten Wagen bewundern oder nur das letzte Faschingstreiben vor dem Ende der fünften Jahreszeit genießen, der Olchinger Umzug, organisiert vom Faschingskomitee, füllt trotz eisiger Temperaturen, aber dafür mit strahlendem Sonnenschein die Straßen und Balkone.

Höhepunkt des närrischen Treibens: 42 Faschingswagen und acht Fußgruppen schlängeln sich durch die Straßen Olchings. Trotz eisiger Temperaturen verfolgen wieder gut 20000 Zuschauer den Umzug, der zu den größten in Bayern zählt.

42 Faschingswagen und acht Fußgruppen schlängeln sich durch die Straßen Olchings. Trotz eisiger Temperaturen verfolgen wieder gut 20000 Zuschauer den Umzug, der zu den größten in Bayern zählt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Vor einer Bäckerei in der Hauptstraße erwartet die gut 20 000 Zuschauer eine der zahlreichen Bars, die für frisch gemischten Hugo sorgen. Dazu können sich die Kostümierten einen Krapfen holen und zu der Musik eines DJs im Hahnenkostüm tanzen. Sein roter Kamm wackelt im Takt der Musik. Während die einen tanzend in ihre Krapfen beißen, beobachten die anderen, wie Wagen im gemäßigten Tempo durch die Olchinger Straßen zuckeln. Wie seit Jahren ist auch der Motorsportclub Olching vertreten. Eine überdimensional große, gelb gefärbte Schnecke mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht und riesigen Glupschaugen blickt auf die Zuschauer herab. Auf dem Rücken trägt sie ein braunes Haus mit der Aufschrift "Stadtentwicklungsplan". Hinter ihr verbirgt sich der eigentliche Wagen auf dem zahlreiche als Blumen verkleidete Menschen ausgelassen tanzen. Das Gefährt wird von einem Traktor gezogen, auf dessen Dach sich ein großes blaues Schild befindet mit der Aufschrift: "Im Schneckentempo geht´s voran bei Olchings Stadt-Entwicklung".

Höhepunkt des närrischen Treibens: In einem Faschingsauftritt steckt eine Menge Arbeit, wie unschwer an den aufwendigen Kostümen vieler Teilnehmer des Olchinger Faschingszuges zu bestaunen ist.

In einem Faschingsauftritt steckt eine Menge Arbeit, wie unschwer an den aufwendigen Kostümen vieler Teilnehmer des Olchinger Faschingszuges zu bestaunen ist.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Es geht um die offenen Baustellen in Olching wie beispielsweise der Paulusgraben oder der Nöscherplatz", erklärt Peter Hermann, der vor allem für das Lackieren der Schnecke verantwortlich war. Seit Anfang Dezember haben die Wagenbauer an ihrem Projekt getüftelt und wollen damit die schleppend vorangehende Stadtentwicklung anprangern. Vor allem die Planungen rund um die Paulusgrube, die Olchings neues Stadtzentrum werden soll, laufen seit Jahren. Für diese Idee zeichnet die fünfköpfige Jury, unter anderem mit Bürgermeister Andreas Magg und Stellvertreterin Maria Hartl, den Wagen mit dem ersten Platz aus. Der zweite Platz geht an die Gruppe "Frischauf Graßelfing" mit dem Motto "Kochstudio Berlin" und den dritten Platz ergattern die Faschingsfreunde Spechtranch mit ihrem bootförmigen Wagen und dem Motto "Westumgehung: Fährverkehr statt Straße". Damit widmen sie sich dem Thema der Südwestumfahrung.

Höhepunkt des närrischen Treibens: Todesgrüße aus Lateinamerika: Diese Truppe hat den mexikanischen Tag-der-Toten-Brauch aufgegriffen und ins Olchinger Faschingstreiben gebracht.

Todesgrüße aus Lateinamerika: Diese Truppe hat den mexikanischen Tag-der-Toten-Brauch aufgegriffen und ins Olchinger Faschingstreiben gebracht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Besonders Themen, die speziell den Landkreis betreffen, kommen bei der Jury und den Besuchern an. "Regional find ich gut", erzählt der im kuschligen Kuheinteiler mit lila Flecken kostümierte Werner Knorr. Aber nicht nur die Wagen lassen ihn jedes Jahr zurückkehren. "Ich komme hierher, seitdem ich denken kann, weil mir vor allem die Stimmung und die Atmosphäre gut gefällt", erzählt der Olchinger. Auch die unter einer blonden Perücke versteckte Andrea kann das nur bestätigen: "Der Flair ist einfach wunderbar." Die anderen Fahrzeuge begeistern ebenfalls, wie das Gefährt der Faschingsgilde Olching. Passend zu ihrem Motto "Die magische Nacht" haben die Wagenbauer eine riesige rauchende Wunderlampe auf ihrem Wagen platziert. Und auch die Fußgruppen ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Die Ampernixen aus Olching haben sich in ein Raupenkostüm geschmissen. Mit roten Perücken stecken die Damen in giftgrünen Spieltunneln, die als Raupenpanzer gedacht sind und ergattern damit den ersten Platz der Laufgruppen.

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