Historie:Reise in die Vergangenheit

PUCHHEIM: Die neuen Infotafeln für den Puchheimer Geschichtspfad

Johann Aichner und Marianne Schuon, die neue Vorsitzende des Vereins, mit den fertigen Tafeln.

(Foto: Leonhard Simon)

Der Verein D'Buachhamer vollendet den Puchheimer Geschichtspfad. Im Stadtgebiet verweisen 24 Tafeln auf historische Stätten und Ereignisse

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Puchheimer Geschichtspfad ist komplett. An 24 Stationen können sich Einheimische und Auswärtige nun über die Vergangenheit der Kommune und ihrer Bewohner informieren. Zusammen mit dem Team des Vereins d'Buachhamer um Johann Aichner wird Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) am Samstagvormittag bei einer kleinen Feier am Grünen Markt die zwölf Tafeln enthüllen, die in Puchheim-Bahnhof aufgestellt werden.

Die erste bekannte Urkunde, in der Puchheim erwähnt wird, stammt aus dem frühen Mittelalter und wird auf die Zeit um 770 geschätzt. In den folgenden elf Jahrhunderten spielte sich das Leben im heutigen Altdorf ab. Dort hat der Verein im vergangenen Sommer die ersten zwölf Tafeln zur Geschichte aufgestellt. Der Pfad endet am Laurenzer Weg, wo ein Schild auf ein römisches Gut verweist.

In Puchheim-Bahnhof wird der Weg an der evangelischen Kirche fortgesetzt. Die Tafel verweist auf die Historie der Gemeinde und ihrer Kirche. Die weiteren Stationen südlich der Gleise beschäftigen sich mit der Siedlung im Moor, die seit 1870 entstand und heute das Zentrum der Stadt bildet, mit der alten Schule, der politischen Gemeinde, dem Kulturzentrum Puc und der katholischen Pfarrei. Eine Tafel ist der Hausmüll-Fabrik und der Deponie gewidmet, die von 1898 bis 1949 in Betrieb waren. Deren Existenz prägt die Geschicke der Stadt bis heute nachhaltig insofern, als bei Bauten immer wieder Altlasten auftauchen und die Münchner Familie, die am 1. April 1933 das Geschäft übernahm, bis heute als Großgrundbesitzer bei vielen Projekten in Puchheim beteiligt ist.

Eine wichtige Rolle spielt die Bahnlinie. Seit 1896 war Puchheim eine Haltestelle. Aichner erinnert daran, dass Kommunen, Unternehmer und Grundherren lange über den Verlauf der Gleise südwestlich von München stritten. Zuerst erhielt 1862 die Stadt Landsberg eine Konzession für eine direkte Verbindung von München über Puchheim und Alling. Schließlich bekam der Brucker Magistrat Oberwasser und die Strecke wurde über den Markt geführt. Hätte die bayerische Regierung anders entschieden, hätten die "Grattler im Moor", wie sie von den Bauern im Altdorf von Puchheim geschmäht wurden, den Anschluss an die Moderne verpasst. Vielleicht wäre Alling heute Kreishauptstadt.

Nördlich der Gleise widmet der Verein seine Tafeln dem Flugfeld Puchheim, dem Kriegsgefangenenlager sowie dem Russenfriedhof, wo vor allem Opfer der Spanischen Grippe ihre Grabstätte fanden. Die fliegenden Kisten auf dem ersten Flugplatz in Süddeutschland lockten ab 1910 die Massen an, dort wurden erste Rekorde aufgestellt und Überlandflüge gestartet. 1913 starteten sechs Piloten zu einem zweitägigen Rundflug um München, bei dem bis zu 146 Kilometer zu bewältigen waren. Die Tafel zum Kriegsgefangenenlager steht am Gedenkstein. Erinnert wird auch an 53 Russen, die im Mai 1919 dem Terror der Regierungstruppen zum Opfer fielen und in Gräfelfing erschossen wurden.

Insgesamt drei Jahre lang haben die Aktiven des Vereins an dem Projekt gearbeitet. An den Tafeln in Puchheim-Bahnhof waren noch andere beteiligt, die jeweils Experten für ihre Themen sind, wie Erich Hage, Marianne Schuon und Agnes Hinterberger. Die Stadträtin Michaela von Hagen hat Material zur Geschichte der Hausmülldeponie gesammelt. Die Gestaltung der Tafeln hat die Grafikerin Alexandra Kornacher übernommen.

Die Schilder bestehen jeweils aus Texten zur Geschichte und Bedeutung eines Objektes oder Ortes für die Entwicklung der Stadt, dazu einer Reihe von Fotos. Bei den Recherchen ist unter anderem ein Bild aufgetaucht, das die Einweihung des Friedhofes für die russischen Kriegsgefangenen 1919 zeigt, erzählt Aichner. Die Tafeln sind fortlaufend nummeriert, mit einem grünen Streifen für das Altdorf und einem blauen für Puchheim-Bahnhof versehen, wobei letztere alle etwas größer ausgefallen sind, wie Aichner anmerkt. Jede Tafel trägt einen Übersichtsplan für das Stadtgebiet, auf dem alle Standorte verzeichnet sind. Die Ständer für die zwölf Tafeln in Puchheim-Bahnhof sind aufgestellt, die Schilder werden nächste Woche montiert. Aichner schätzt, dass man mit dem Fahrrad zwei Stunden unterwegs ist, wer den gesamten Weg abfahren möchte.

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