Süddeutsche Zeitung

Hilfsangebot:Ein Nachmittag voller Spaß

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Die Caritas veranstaltet jede Woche einen Spielenachmittag für an Demenz erkrankte Menschen. Die unterhalten sich und lachen viel. Für die Angehörigen bedeutet es eine Entlastung

Von Julia Huss, Fürstenfeldbruck

Demenz greift nicht nur die kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Betroffenen an, sondern die Krankheit ist oft auch für die zunehmende Vereinsamung verantwortlich. Hinzu kommt, dass die Angehörigen mit der intensiven Pflege zum Teil schlichtweg überlastet sind. Deshalb veranstaltet die Caritas Fachstelle für pflegende Angehörige jeden Donnerstag einen "Spiel und Spaß" Nachmittag für Menschen mit Demenz, um den Erkrankten ein wenig Normalität zurückzugeben. Und um den Angehörigen ein paar Stunden Entlastung zu bieten.

Vor einigen Monaten scheiterte ein Kunstprojekt der Caritas, bei dem sich Demenzerkrankte getroffen haben, um Bilder zu malen, aufgrund der geringen Teilnehmeranzahl. Deshalb entschloss sich Elisabeth Bauer dazu, einen Nachmittag ins Leben zu rufen, der ein größeres Publikum anspricht und sich vor allem durch unterschiedlichen, gemeinschaftlichen Aktivitäten auszeichnet. Von nun an kümmern sich die Gerontologin und ihre ehrenamtlichen Helfer jeden Donnerstag um bis zu neun demenzerkrankte Gäste. Alle Teilnehmer werden in die Runde integriert und sind gemeinsam aktiv. Dadurch bekommen die Erkrankten das Gefühl, zu einer beständigen Gruppe zu gehören. Das Hauptziel dieser Betreuung sei nämlich, "dass man sich als eine Art Familie trifft und sich auf den gemeinsamen Nachmittag freut", so Bauer. Neben dem Aufbau von festen Strukturen sei es besonders wichtig, eine Verbindung zu und zwischen den Teilnehmern aufzubauen. Darum sollen sich zu Beginn alle vorstellen und jeder die Möglichkeit haben zu erzählen, was ihn interessiert oder ihm Spaß macht. Schnell fällt auf, dass Bauer ihre fünf "Gäste", wie die Betreuerin zu sagen pflegt, immer mit dem Vornamen anspricht. "Es fällt ihnen leichter sich an den Vornamen zu erinnern, der Nachname gerät viel schneller in Vergessenheit", erklärt die Organisatorin.

Neben dem Ziel, die Teilnehmer zu integrieren, versuchen die Betreuer ihre Gäste zu aktivieren und "Fähigkeiten aus ihnen herauszukitzeln", sagt Bauer. An diesem Nachmittag geht es darum, die Fingerfertigkeit zu mobilisieren. Deshalb hat die geschulte Helferin Antje Schwarzer einige Zeitungen vorbereitet, um gemeinsam Hütte und Schiffe daraus zu basteln. Alle sind mit großer Freude dabei, und wenn ein Handgriff einmal nicht klappt, sind die drei Betreuerinnen sofort zur Stelle, sodass die Erkrankten gefördert werden, aber in keinem Moment überfordert sind. Zusätzlich herrschen prinzipiell weder Zeit- noch Leistungsdruck, denn "wir lassen es uns heute richtig gut gehen", so Schwarzer. Genau das ist auch das Ziel eines älteren Ehepaares, das nicht namentlich genannt werden möchte. Der Mann hat seine an Demenz erkrankte Ehefrau an diesem Nachmittag begleitet. Gemeinsam genießen die beiden Kaffee und Kuchen und lachen herzlich, während sie versuchen, aus der vor ihnen liegenden Zeitung ein Schiffchen zu basteln. Im letzten Sommer hätte es damit angefangen, dass seine Frau immer wieder Dinge verlegte. Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Kaffeetasse auf die dafür vorgesehene Untertasse und nicht daneben zu stellen. Und auch an diesem Nachmittag fällt auf, dass die Rentnerin ihre Tasse wieder direkt neben, aber nicht auf die Untertasse stellt. Lächelnd sieht ihr Ehemann über diesen kleinen Fehler hinweg und sagt nur: "genau diese Kleinigkeiten meine ich."

"Spiel und Spaß am Donnerstag" findet jede Woche von 14 bis 17 Uhr im Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck statt. Die Kosten von 35 Euro werden unter Umständen von Pflegekasse übernommen. Anmeldungen werden mittwochs bis 12 Uhr telefonisch unter 08141/32 07 36 entgegen genommen.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2018
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