Kommunalwahl:Prinz Chaos will Bürgermeister werden

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Florian Kirner will Bürgermeister von Hildburghausen werden. (Foto: Günther Reger)

Der aus Eichenau stammende Künstler Florian Kirner ist in seiner neuen Heimat Hildburghausen am Sonntag einer von vier Kandidaten. Wählen dürfen ihn schon 16-Jährige.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wenn am Sonntag in Hildburghausen ein neuer Bürgermeister gewählt wird, dann wird ein Zugewanderter aus Eichenau auf der Kandidatenliste stehen. Florian Kirner, in Pasing vor 48 Jahren geboren, in Puchheim und Eichenau aufgewachsen und bei den Jungsozialisten politisch erwachsen geworden, strebt in der 12 000 Einwohner zählenden Stadt in Südthüringen das höchste Amt an. Der parteifreie Kirner, nicht nur im Landkreis unter seinem Künstlernamen Prinz Chaos II. bekannt, will Nachfolger des Linken Thilo Kummer werden, den eine Mehrheit der Hildburghäuser Wähler in einer Abstimmung am 26. Februar aus dem Amt wählte. Es war die zweite Abwahl eines Bürgermeisters in Hildburghausen, wo 1995 schon einmal ein CDU-Politiker gehen musste. Kirner hat bislang kein politisches Amt, ist aber als Künstler und Kulturveranstalter in der Stadt vernetzt und war bis zur Bekanntgabe seiner Kandidatur Vorsitzender des Gewerbeverbandes. Dieses Amt lässt er seither ruhen.

Aufgefallen ist die neue Heimat des Eichenauers, der dort das Schloss Weitersroda erworben hat, in jüngster Zeit weniger durch die Kultur oder die Kommunalpolitik, sondern eher durch den Bundestagswahlkreis von Hans-Georg Maaßen, den die CDU an ihrem rechten Rand loswerden wollte. Die Rechten sind überhaupt stark vertreten in der Gegend, auch im 24-köpfigen Stadtrat von Hildburghausen sitzt ein Mitglied des als rechtsextrem geltenden Bündnisses Zukunft Hildburghausen neben fünf Vertretern der AfD. Viel lieber ist den Hildburghäusern momentan ein weniger politisches, denn sanfteres Licht auf die Stadt und den Landkreis zu lenken. In zwei Jahren ist es 200 Jahre her, dass Therese von Sachsen-Hildburghausen in München Ludwig I. heiratete und zur bayerischen Königin wurde. Florian Kirner ist aktives Mitglied in der Theresiengesellschaft seiner Stadt und plant an dem Event kräftig mit.

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Kirner wird nicht allein zur Wahl stehen, er hat die amtierende Vorsitzende des Stadtrats, Kristin Obst (CDU), und ihren Stellvertreter Patrick Hammerschmidt (Pro Hildburghausen) sowie die Linke Kathrin Reinhardt aus Bitterfeld als Gegenkandidaten. Gerade die Linken sind, wie es in den lokalen Medien kommuniziert wird, nicht gut auf Kirner zu sprechen. Habe er doch zunächst Thilo Kummer bei der Bürgermeisterwahl 2020 unterstützt und sich dann gegen ihn gewandt. Die Linke schmäht Kirner als "irrlichtender Kleinkünstler". Dass Kirner für sich selbst steht und für keine Partei oder Gruppe, begründet er selbst so: "Die offiziellen Strukturen bringen nichts mehr." Damit meint er die Parteien und Wählergruppen. Er setzt lieber auf Netzwerke und verweist auf die Vernetzung von 50 Vereinen, die er als Sprecher der Gewerbetreibenden geschaffen habe.

Kirners Motivation ist, die Menschen in der Stadt, die er gern hat, wieder zu mehr Miteinander und Selbermachen zu motivieren. "Ich möchte dadurch eine Kultur der Wertschätzung wieder aufbauen", bekennt er, und in seinen diversen Wahlwerbevideos lassen sich Ansätze für diese Einstellung finden. Kirner möchte die Streitereien zwischen Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung beenden. Er ist für Sonntag guten Mutes, rechnet aber bei vier Kandidaten mit einer Stichwahl. "Ich habe ein recht gutes Gefühl, und das bekomme ich auch gespiegelt in der Bevölkerung." In der Stadt seien sich alle einig, dass er der Kandidat sei, der den engagiertesten und professionellsten Wahlkampf gemacht habe. Kirner hofft darauf, Bürger überzeugen zu können, die sonst nicht zur Wahl gehen würden. Und die Jungwähler, die in Hildburghausen bereits mit 16 Jahren ihren Bürgermeister bestimmen dürfen.

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