Heiraten:Vintage und Vanda für das Brautpaar

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Was braucht man alles, wenn man heiraten möchte? Auf der Hochzeitsmesse "Glücksmomente" in Fürstenfeldbruck präsentieren sich die Dienstleister dafür

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Zwei Tage lang haben sich Heiratswillige am vergangenen Wochenende in der Tenne im Veranstaltungsforum Fürstenfeld mit allen Details einer Hochzeit befassen können. Etwa 1400 Besucherinnen und Besucher zählte Veranstalter Manfred Jech im 20. Jahr der Publikumsmesse, die mittlerweile den Namen "Glücksmomente" trägt. Gut 50 Aussteller präsentierten sich dort den künftigen Brautpaaren.

Das Brautkleid

Im Mittelpunkt jeder Hochzeit stehen die Braut und ihr Kleid. Je dreimal an den beiden Ausstellungstagen macht eine Modenschau in der Tenne Vorschläge. Um den Laufsteg herum sitzen heiratswillige Paare, machen Fotos und Videos mit ihren Handys und begutachten die Modelle aus dem Braut- und Herrenatelier Jech aus Olching und Lisas Hochzeitsladen aus Inning. Vintage nenne sich der Trend bei den Kleidern, sagt Manfred Jech: schmale Linie, Tattoospitze, tiefer Rückenausschnitt, Farbe Ivory, also Elfenbein, nicht rein Weiß. Seit 2012 führt er zusammen mit seiner Frau Hanna ein Brautatelier, zum zweiten Mal organisiert er neben der Olchinger Hochzeitsmesse, die im Herbst stattfindet, auch jene in Fürstenfeldbruck. Jech beobachtet die Modenschau und wippt ein bisschen zur Musik. Für den Bräutigam ist auch was in Hellgrau dabei, ansonsten dominieren Anzüge in dunklen Farben, auch mit Karomuster. Zwei Stunden Beratungszeit müsse man im Laden auch für die Herren einplanen, verrät Jech, denn schließlich müsse ja alles zusammenpassen: Anzug, Fliege oder Plastron, Weste, Gürtel, Schuhe. Die meisten Brautpaare kämen mit festen Ideen, erzählt Jech noch, aber "80 Prozent von ihnen gehen mit etwas anderem raus".

Die Kirche

Ein Stand der Kirche auf der Hochzeitsmesse? "Wir finden, wir gehören dazu. Wir sind Teil dieses Tages", sagt Sabine Huber selbstbewusst. Das leuchtet ein, dennoch erwartet man die Kirchenleute nicht unbedingt an einem Messestand. Sabine Huber, evangelische Pfarrerin in Mammendorf, und Roland Wittal, Diakon der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist in Gröbenzell, sind gemeinsam dabei, ökumenisch sozusagen. Fragen der Ökumene bewegen so manches Brautpaar, dann nämlich, wenn die künftigen Eheleute unterschiedlichen Religionen angehören. Fragen gibt es vor allem organisatorischer Art. Wie läuft der Trauungsgottesdienst ab? Was kommt im Gespräch vorab auf mich zu? Kann ich den Pfarrer in eine andere Kirche mitbringen? Zumeist blieben Leute stehen, die eben solche Fragen klären wollten, bestätigen beide.

Der Blumenschmuck

Mit einem Brautstrauß in der Hand steht Susanne Beck von 1 A Blumen Beck aus Gröbenzell da und fragt: "Wollen Sie ihn mal halten?" Es ist ein Vintage-Strauß. Vintage als Stilrichtung lässt sich vom Geschmack vergangener Zeiten inspirieren, eine Art Retrolook. Das Wort ist öfter zu hören auf der Hochzeitsmesse, Vintage ist gerade "in", auch bei Blumen. Der entsprechende Brautstrauß enthalte eine Solitärblüte, dazu ausgefallene Rosensorten in Pastellfarben, eine Vanda-Orchidee mit auffälliger Struktur in Lila oder Pink. "Möglichst wild und asymmetrisch" soll der Vintage-Brautstrauß aussehen, sagt Beck, und der Unterschied zur klassischen, kugelförmigen Variante, die jeder einzelnen Blüte einen ordentlichen Platz zuweist, ist deutlich erkennbar. Becks Brautsträuße sind später auch bei der Modenschau zu sehen, danach bringt sie die Sträuße wieder persönlich an ihren Stand im oberen Stockwerk. Dort finden sich auch Beispiele für den Blumenschmuck fürs Hochzeitsauto, für das Ringekissen, für Tisch- und Saaldekoration und für die Kirche. Große Gestecke gibt es auch zum Ausleihen. Die meisten Kunden würden den Blumenschmuck für den Hochzeitstag "komplett kaufen", sagt Susanne Beck: "Dann ist das eine durchgängige Linie."

Die Torte

Das Auge isst mit, heißt es so schön, und deshalb würde man gerne sofort abbeißen von den Torten, die die Brucker Konditorei Wiedemann mitgebracht hat. Zum Beispiel vom "Dauerbrenner", wie Juniorchef Martin Wiedemann die beiden Doppelherzen nennt: Das eine ist mit Creme gefüllt, das andere zeigt einen Belag aus Himbeeren, darüber ist eine Schleife aus weißer Schokolade gebunden. Von einem anderen Exemplar verteilt Vater Johann Wiedemann kleine Stücke zum Probieren. Daneben stehen mehrere mehrstöckige Exemplare, bis zu fünf auf einer Etagère übereinander. Der "naked Cake", bei dem die Seitenwände weitgehend unverziert bleiben, ist laut Martin Wiedemann gerade "in". Ganz so nackt bleibt der Kuchen freilich nicht, es dominiert eine üppige Tortendeko aus Beeren oder Blumen. Fotos zeigen noch ein paar Sonderwünsche wie etwa eine Kuchenvariante im Dirndl- und Lederhosenlook. "Es gibt nichts, was es nicht gibt", sagt Martin Wiedemann. Sechs bis acht Wochen Vorlauf braucht er, viele Paare aber buchen schon jetzt für 2020. Und wer sucht die Torte aus? Eigentlich sei es die Frau, "die lenkt", sagt Wiedemann. Gerne komme sie mit ihrer Mutter oder ihrer Freundin an den Messestand.

Die Ringe

Das wohl wichtigste Symbol der Zusammengehörigkeit sind die Ringe. An sieben Ständen werden auf der Brucker Hochzeitsmesse Trauringe angeboten, an einem davon steht der Germeringer Juwelier Günter Luboss. Seine Mitarbeiterinnen sind in Beratungsgespräche mit angehenden Brautpaaren vertieft. Schlicht sei die bevorzugte Wahl derzeit, bei Braut wie auch Bräutigam, erklärt Luboss. Im Trend ist freilich eine Variante, die den Juwelieren nicht unangenehm ist: Die Frau bekommt zu ihrem Ehering einen sogenannten "Vorstecker" dazu, einen weiteren schmalen Ring mit Steinen. Den kann sie bisweilen abnehmen, etwa wenn er bei Alltagsverrichtungen stört. Sie kann ihn aber auch zu einem späteren Zeitpunkt bekommen oder als Abschluss einer "Trilogie" aus Verlobungsring, Ehering und eben dem Vorstecker. Dass Trauringe immer nur einmal gekauft werden, ist natürlich nicht wahr, denn manche heiraten ein weiteres Mal, oder finanzielle Gründe machten erst nach und nach ein aufwendigeres Exemplar möglich - oder so mancher kauft seinen Ehering noch einmal, weil dieser verloren gegangen ist, erzählt Luboss: "Das sind die Geschichten, die das Leben schreibt."

Die Musik

Eine Hochzeitsfeier steht und fällt auch mit der richtigen Musik. "Eine gute Stimmung, das Allgemeinwohl, das bleibt hängen", weiß Willi Stangl. Er spielt Gitarre in der Münchner Formation "Flat Out", zusammen mit seinen beiden Söhnen Daniel und Mario an Piano und Schlagzeug und dem Bassisten Toni Stocker. Seit mehr als zehn Jahren sind sie unterwegs auf Hochzeiten, auf Weihnachtsfeiern, in Biergärten. Einen kleinen Vorgeschmack geben sie zwischendurch an ihrem Messestand, ihre Musik erfüllt dann für einige Minuten die ganze Tenne. Danach sind ihre Standnachbarn an der Reihe, die sich ebenfalls musikalisch bei den Besuchern empfehlen wollen. Eine besondere Herausforderung bei einer Hochzeit ist, dass sich dort mehrere Generationen treffen, die bisweilen auch einen unterschiedlichen Musikgeschmack haben. "Flat Out" wirbt mit "Rock 'n' Roll and more" für sich, man könne alles spielen, sagt Willi Stangl, "vom Walzer bis AC/DC". Eine feste Setlist hat die Band nicht. Auf Hochzeiten müsse man als Liveband auf die Gäste eingehen können, "sehen und hören, was die Leute möchten", sagt er. Und sich dann musikalisch darauf einstellen.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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