Hattenhofen:Mehr Wasser für das Haspelmoor

Die Wiedervernässung des geschützten Lebensraumes kommt wegen langer Trockenperioden nur langsam voran.

Ariane Lindenbach

Die schmale Windelschnecke und der dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling dürften wohl nur ausgesprochenen Naturfreunden bekannt sein. Doch diese Tierarten sind äußerst selten und schützenswert. Ihnen und vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten bietet das Haspelmoor als einziges Hochmoor Oberbayerns einen Lebensraum. Damit das so bleibt und sich möglichst noch verbessert hat Hans-Jürgen Gulder, der Leiter des Brucker Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, einen Managementplan an den Grundeigentümer, die Bayerischen Staatsforsten, übergeben.

Seit 1985 ist das Haspelmoor Naturschutzgebiet, und inzwischen auch von der Europäischen Union als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ausgewiesen. Mit diesem Status muss die 157 Hektar große Fläche in ihrem Bestand erhalten und möglichst im Sinne des Naturschutzes optimiert werden. In dem vom Forstamt herausgegebenen Managementplan ist der Status Quo beschrieben und es werden Verbesserungsvorschläge gemacht.

Die Maßnahmen werden mit Petra Heber von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt abgestimmt. Da dem Freistaat, am Donnerstag bei der Übergabe vertreten durch Peter Graser von den Bayerischen Staatsforsten, 98 Prozent des Haspelmoors gehören, werden einige Verbesserungsmaßnahmen längst umgesetzt.

Dazu gehört zum Beispiel das in der Bevölkerung oft umstrittene Wiedervernässen der Moorlandschaft. Im Haspelmoor schüttet man seit rund zehn Jahren die ab dem 19. Jahrhundert für die Bahnlinie München - Augsburg und den Torfabbau entstandenen Entwässerungsgräben zu. Lautstarke Proteste der Anwohner hat es Gulder zufolge bislang nicht gegeben. Das betroffene Wohngebiet liege aber auch einige Meter höher, am Rande des Moores, und zwar an jenem Rand, von dem das Wasser abfließe.

In dem Hochmoor soll der Wasserspiegel wieder steigen, damit sich typische Arten wie die eingangs erwähnten, aber auch die Große Moosjungfer, eine Libellenart, Kiefern- oder Spirkenmoorwälder ausbreiten. "Moore sind ein wichtiger CO2-Senker", da sie das Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden, sagt Graser. Im Haspelmoor sei die Fläche aber zu klein, als dass sich das positiv auf die Klimabilanz des Landkreises auswirken würde.

Ein weiterer Vorteil eines Moores besteht Heber zufolge darin, dass es große Mengen an Wasser speichern kann. Wenn es stark oder lange regne, entlaste es benachbarte Gewässer, da diese dann weniger Niederschlagswasser aufnehmen müssen. Im Landkreis profitiert die Maisach von der Wiedervernässung des Haspelmoors.

Nur noch zwei Gräben soll Graser in den nächsten beiden Jahren schließen lassen, ansonsten ist der Teil des Wiedervernässungsprozesses schon fertig. Ganz zufrieden sind Gulder und Heber mit dem Ergebnis aber noch nicht. Junge Birken sollten nämlich gar nicht mehr in dem Gebiet vorkommen. Doch das trockene Frühjahr der letzten Jahre, wo es oft einen ganzen Monat nicht geregnet hat, lässt das Moor so weit austrocknen, dass Birken, eigentlich typisch für Niedermoore, auch in dem Hochmoor Fuß fassen können.

"Der Wald holt sich das Land zurück", sagt Gulder und verweist darauf, dass es in den letzten 20 Jahren deutlich weniger geregnet hat als im langjährigen Durchschnitt. Damit die Bäume weichen, muss Graser das Gebiet entbuschen, teils auch entlanden lassen. Andere Maßnahmen sind weniger aufwändig. Für eine Verbesserung der Lebensbedingungen des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer Falterart, genügt es bereits, die jährlichen Mäharbeiten nur noch alle zwei Jahre auszuführen.

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