Die Anwohner der Schießanlage Hattenhofen gehen gegen den Betreiber des Jagdparcours weiterhin auf die Barrikaden. Weitere Messprotokolle der Bürgerinitiative (BI) sollen belegen, dass sich der Betreiber nicht an die Vorgabe des Landratsamt Fürstenfeldbruck hält, 2200 Schuss pro Tag nicht zu überschreiten. Jetzt hat die Behörde nochmals reagiert und das angedrohte Zwangsgeld von 10 000 Euro für fällig erklärt, wie die Sprecherin des Landratsamtes, Luitgart Reigl, der SZ auf Nachfrage mitteilt. Gleichzeitig wurde ein neues Zwangsgeld in Höhe von 15 000 Euro und eine mögliche Betriebsschließung angedroht.
Damit hat das Landratsamt die nächste Sanktionsstufe vollstreckt. Im Juni wurde Florian Gmeiner, der Geschäftsführer der Schießanlage, bereits mit 3000 Euro Strafzahlung belegt. Die Schüsse sind nicht nur im nahen Hattenhofen, sondern auch im gut einen Kilometer entfernten Mammendorf deutlich zu hören. Kunden der Schießanlage sind unter anderen Jäger, Polizisten und Sportschützen. Die betroffenen Anwohner klagen seit langem darüber, dass Gmeiner mutwillig handle. "Er verstößt gegen die behördlichen und gesetzlichen Auflagen mit vollem Vorsatz, seit mehr als zwei Jahren", sagt Jörg Sändig, der BI-Sprecher.
Die neuesten protokollierten Zählungen vom 17. Juli - die BI nennt sie "Zeugenerklärungen" - hätten ergeben, dass an einem Samstag fast 3500 Schüsse, "bei durchaus widrigen Witterungsverhältnissen", abgegeben wurden. Sändig empört: "Herr Gmeiner zeigt damit und mit seinen öffentlichen Äußerungen nicht mal annähernd, dass er auch nur irgendetwas verstanden hat." Der Schießplatz-Betreiber appelliere zwar an das Verständnis für jagdliche Belange, meine aber tatsächlich nur seinen wirtschaftlichen Vorteil, so Sändig. Gmeiners Pflicht wäre es, regelkonform und unter Einhaltung aller gültiger Vorschriften zu handeln, so wie jeder andere Gewerbebetrieb auch.
Normalerweise ist Dienstag Ruhetag auf dem Schießplatz. "Auch heute wird geschossen", teilt Manfred Kistler von der BI noch mit und fordert deshalb das Landratsamt nachdrücklich auf, selbst für Kontrollen zu sorgen. "Für uns Anwohner ist es nicht möglich, das täglich zu protokollieren und den offiziellen Nachweis zu führen, speziell unter der Woche kann sich hier niemand einen Tag lang hinsetzen und Schüsse zählen", beschreibt Kistler die Lage. Der Betreiber mache zudem auf einer von ihm gegründeten Gruppe des Telegram-Messengerdienstes Stimmung gegen die Anwohner und das Landratsamt. Gmeiner rufe dort auch "seine Kunden zur Unterstützung auf". Konkret solle, so Kistler, auch auf die Politik Einfluss genommen werden. Er hoffe wohl auf Rückenstärkung der CSU-Abgeordneten, die Jäger sind, zum Beispiel die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler. Das Landratsamt scheint das Tempo zu erhöhen, um seine Anordnung von maximal täglich 2200 Schuss durchzusetzen. Die Kreisbehörde droht, "weiterhin die notwendigen Zwangsmittel" auszuschöpfen. Das bedeutet möglicherweise auch das Aus für den Schießplatz, heißt es in einer Mitteilung: "Das Landratsamt behält sich zudem vor, als weitere Maßnahme, bei weiterer Nichtbefolgung der angeordneten Schusszahlbegrenzung, die Untersagung des Betriebs auszusprechen." Schießanlagen-Betreiber Florian Gmeiner war weder telefonisch noch per E-Mail für eine Stellungnahme zu erreichen