Hattenhofen:Feste feiern

Hattenhofen bestätigt die Relativitätstheorie

Von Peter Bierl, Hattenhofen

Dass die Zeit relativ ist, weiß die Welt dank Einstein. Den Bürgern von Hattenhofen bescherte dieser Umstand zwei große Jubiläumsfeiern in einer Generation. 1981 feierte das Dorf seinen 900. Geburtstag und 2015 sehr ausgiebig das 950 Jubiläum, obwohl erst 34 Jahre vergangen waren. Ursache für diese Zeit-Anomalie ist, dass sich solche Festivitäten auf die Nennung des Ortsnamens in der ältesten bekannten Urkunde bezieht.

Im Regelfall geht es darum, dass ein weltlicher oder klerikaler Feudalherr einem anderen Haus und Hof nebst Grund und Menschen schenkte oder verkaufte. Schon das zeigt, dass der Ort älter sein muss, sonst hätte man ja keinen Besitz zu vergeben gehabt.

Die Feier Anno 1981 bezog sich auf zwei Schenkungsurkunden, in denen ein "nobile Ozzi de Hattinhovin" oder "Ozi von Hattanhoven" als Zeuge fungierte.

Dann fand Kreisheimatpfleger Toni Drexler eine Notiz des Hochstifts Brixen aus der Zeit zwischen 1060 bis 1070. Das Bistum in Südtirol gehörte im Mittelalter zu Bayern und hatte reichen Besitz zwischen Bruck, Starnberg und Eching am Ammersee, der zum Teil später vom Kloster Fürstenfeld gekauft wurde. Die Hattenhofener nutzten den Fund, nahmen einen Mittelwert, weil dieses Dokument nicht exakt zu datieren ist, und feierten ausgiebig.

Zum Auftakt kamen am Silvesterabend etwa 200 Bürger auf dem Kirchplatz zusammen, um sich gemeinsam auf Festjahr einzustimmen. Im Juni gab es eine Festwoche mit einem gelungenen Festabend in der dekorierten Maschinenhalle der Familie Waldleitner, bei dem zum Ausklang die Europahymne "Ode an die Freude" gesungen wurde, zählte zu den Höhepunkten des Festkalenders. Am nächsten Tag, einem Sonntag, wurde in der Kirche ein Festgottesdienst abgehalten. Am Nachmittag wetteiferten sechs Mannschaften von Ortsvereinen bei einem Spiel ohne Grenzen, nicht nach mittelalterlichem Vorbild, sondern nach jener legendären Fernsehreihe aus den Siebzigerjahren.

Erstmals erschien ein Buch zur Geschichte des Ortes. Die Aufsätze, die in zweijähriger Arbeit entstanden sind, behandeln den Zeitraum von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Dazu passend gab es eine Ausstellung. Aus den Erkenntnissen dieser Recherchen lassen sich sicher weitere Jubiläen destillieren.

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