Das Foyer des Graf-Rasso-Gymnasiums ist am Donnerstagabend gut gefüllt. Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen, Lehrer und Eltern sind zur Veranstaltung „Mint trifft BNE“ gekommen, bei der die jungen Leute Forschungsprojekte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) vorstellen, die sie selbst erarbeitet haben.
In diesem Jahr liegt ein großer Fokus auf dem Thema Nachhaltigkeit, das in der Schule im Entwicklungsbereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) gesondert behandelt wird. Star des Abends ist Harald Lesch, Professor für Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, bekannt von Fernsehsendungen wie Leschs Kosmos und Terra X. In seinem Vortrag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula wird er über die Besonderheiten des Planeten Erde, die Bedrohung durch den Klimawandel und die Rolle des Menschen aufklären.
Markt der Möglichkeiten
Etwa ein Dutzend Stände sind im Eingangsbereich des Gymnasiums aufgebaut. Die Mitglieder der Reparier-AG stellen ihr Können unter Beweis, indem sie mitgebrachte defekte Lampen und andere Geräte in Ordnung bringen. Auch ein kaputtes Keyboard der Schule haben sie schon repariert, mittlerweile ist es im Unterricht wieder im Einsatz. Ein 3D-Drucker und ein Lasercutter, von Schülern der achten Klasse bedient, sowie andere spannende Projekte wie ein selbst konzipiertes Kochbuch stehen auf dem „Markt der Möglichkeiten“, wie das Gymnasium ihn nennt, ebenfalls zur Schau. Die Rezepte legen einen Fokus auf gesunde Ernährung und regionale Zutaten.
Die Schülerinnen Nina, Jana und Fiona aus der elften Klasse wiederum interessieren sich sehr für vegane Ernährung und Umwelt und haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, den Einfluss von Veganismus auf globale Umweltfaktoren zu untersuchen. Dabei berücksichtigten sie Umfragen zu veganer Ernährung und Daten zum globalen Ausstoß von Treibhausgasen, zum Wasserverbrauch und Flächenbedarf bei der Produktion von Nahrungsmitteln. Ihr Fazit: Je mehr Menschen sich vegan ernähren, desto weniger wird die Umwelt langfristig belastet.
Gummiauto-Wettbewerb
Auch die Schule selbst engagiert sich für eine engere Verbindung zwischen ihren Schülerinnen und Schülern und der Natur. Wie eine Lehrerin erklärt, besitzt das Gymnasium mehrere Beete, auf denen Schülerinnen und Schüler lernen, Gemüse und Hülsenfrüchte ökologisch anzubauen. Hierbei wird die Schule vom Bildungsprogramm „Gemüse-Ackerdemie“ unterstützt. Das Angebot soll vom nächsten Schuljahr an ausgeweitet werden mit dem Ziel, möglichst viele Kinder, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern einzubinden.
Highlight des „Markt der Möglichkeiten“ ist der Gummiauto-Wettbewerb. Hier fahren Fahrzeuge um die Wette, die von Thera-Bändern, breiten Gummibändern, angetrieben werden. Die Schüler haben sie selbst gebaut. Manche sind nur 30 Zentimeter lang, andere mehr als einen Meter und sehr schmal. Im Vorwettbewerb, an dem alle Neuntklässler in den Physikstunden teilnahmen, haben sich die zwölf besten Autos für das Finale qualifiziert.
Es geht darum, die größte Weite zurückzulegen. Die Konstruktion der 15-jährigen Schülerinnen Hannah und Jennifer setzt sich klar durch. 28 Meter weit fährt der rosafarbene Flitzer durch das Foyer und einen Gang. Die nächstbesten Autos kommen auf Weiten von knapp über 22 Metern. Die Mädchen haben auf Skateboardräder ein etwa 40 Zentimeter langes Brett geschraubt, es mit einem Gewicht beschwert und mit Dämmstoff windschnittig gestaltet.
„Geschichtenerzähler“ Harald Lesch
Mit der Titelmusik des Rosaroten Panthers, gespielt von der Big Band des Gymnasiums, wird schließlich Harald Lesch in der Aula begrüßt. Schulleiter Jan Wolthuis erklärt kurz Bedeutung und Ziele des Nachhaltigkeitstags. Der Physikprofessor Lesch warnt seit vielen Jahren nachdrücklich vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels. Er tut das jedoch auf unterhaltsame, oft humorvolle Art und bezeichnet sich selbst als „Geschichtenerzähler“. Nun macht er darauf aufmerksam, wie einmal die Erde einmalig ist - ohne sie könne der Mensch nicht überleben. Über Milliarden Jahre wurde sie zu dem Planeten wurde, der sie heute ist. Notwendig dafür war das Wasser, das jedoch nicht auf der Erde entstanden, sondern „von außen geliefert“ worden sei - mit einer Art „kosmischem Zalando“.

Neben jeder Menge Fakten zur Plattentektonik gibt der Wissenschaftsjournalist einen scherzhaften Immobilientipp und legt dem Publikum nahe, kein Haus auf Mallorca zu kaufen. Denn da sich die afrikanische Platte unter die eurasische schiebt, werde das schöne Mittelmeer in einigen Millionen Jahren Geschichte sein. Dann wird es ernst. Auch von einem Haus auf den friesischen Inseln rät Lesch ab - der durch den Klimawandel steigende Meeresspiegel bedroht sie in ihrer Existenz.
Lesch klärt über den Unterschied zwischen der Erde und anderen Planeten des Sonnensystems mit ähnlichen Voraussetzungen auf. Sauerstoff-Atmosphäre und Wasser hebt er als Garanten für das menschliche Leben hervor, ebenso die Einzigartigkeit unseres Planeten. Er warnt vor den Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels und bezeichnet die Erde als „besonders wunderbar“. Den Schülerinnen und Schülern legt Lesch nahe, nach der Schule das zu tun, was ihnen Spaß macht. Aber niemals allein, denn: „Zusammen, das ist das Glück“.