Happo Schmidt ist tot:Ein bayerischer Lebenskünstler

Der Kabarettist und künstlerische Unternehmer Happo Schmidt erliegt in der Nacht zum Dienstag einer schweren Krankheit. Ein Nachruf.

Von Gerhard Eisenkolb

Starkbier FFB

Impulsiv, g'schert, aber nie verletzend: Happo Schmidt als Krügelredner beim Starkbierfest in der Fürstenfeldbrucker Marthabräuhalle.

(Foto: Günther Reger)

Happo Schmidt liebte Kuriositäten, das Hintersinnige und Zwiespältige. Er war ein aufmerksamer Beobachter und fand, dass der Bayer "per se schon ein Dadaist" sei. Der Kabarettist und künstlerische Unternehmer ist in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag in Landsberg einer schweren Krankheit erlegen. Ende Oktober hatte der Landsberieder noch im kleinen Kreis seiner engsten Freunde den 50. Geburtstag gefeiert. In der Hoffnung, wieder gesund zu werden und noch einige seiner vielen Ideen umzusetzen. Beispielsweise einen speziellen Reiseführer über die Region herauszubringen und weiterhin mit seinem Partner, dem Liedermacher Sepp Raith, auf der Bühne zu stehen mit der "Heimaturlaub"-Tournee oder dem neuen Programm "Bleima dada".

Happo Schmidt war ein lebenslustiger Universalist, der immer ein Suchender war und anderen den Spiegel vorhielt, um sie zum Lachen zu bringen, aber noch mehr, um sie zum Nachdenken anzuregen. Schmidt ist auf der Suche nach dem richtigen Leben viel und gerne gereist, vor allem nach Indien und Südostasien, wo er auch Schamanen begegnete, nur um dann seine Heimat noch besser zu schätzen. So radelte er im Sommer 2010 wochenlang durch den Landkreis Fürstenfeldbruck, um mit den Menschen zu reden und Kuriositäten aufzuspüren. Danach warb er begeistert für den Urlaub daheim und ließ andere bei 24 Aufführungen des Programms "Heimaturlaub" an seinen Erfahrungen teilhaben. Wobei keine der Aufführungen der anderen glich, dazu war Schmidt viel zu spontan.

Der Diplomingenieur hatte Verfahrenstechnik studiert und versuchte sich in jungen Jahren sogar mal als Versicherungsvertreter. Solche Betätigungen mit einem gesicherten Einkommen waren nicht seine Sache. Seine ersten öffentlichen Auftritte absolvierte er 1989 als Faschingsprinz von Fürstenfeldbruck. Dabei entdeckte der junge Prinz seine wahre Bestimmung, die Bühne, und arbeitete danach als freier Künstler. Einen Namen machte sich der spätere Kabarettist im Landkreis als Krügelredner. Seit mehr als zwanzig Jahren derbleckte Schmidt Politiker bei Starkbierfesten, ohne verletzend zu werden. Darüber, wovon er lebte, sprach Schmidt nicht einmal mit seinen Freunden. Da er vielseitig war, war er immer gut beschäftigt. Neben eigenen Auftritten organisierte er über seine Agentur "Unikum" Veranstaltungen und er vermittelte regelmäßig prominente Künstler. Er führte eine "Happo-Schmidt-Show" auf, malte und stellte seine Bilder in einem Stadl aus. Zweimal organisierte er sogar die FFB-Schau mit. Und er schrieb ein Buch mit dem Titel "Tief im Keller des Bewusstseins", einen Begleiter auf einer Reise ins Innere.

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