Handwerk:Ein Abend mit Junggesellinnen

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Beste ihrer Innungen: Schreiner Maximilian Olapinski, Bäckerin Veronika Heiß, Metzger Lukas Sandmeir, Friseurin Dana Zimmermann, Maurer Christoph Maier und Maler Michael Springer bei der Freisprechungsfeier in Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sie bauen Möbel und Häuser und mögen frische Farben, sie schneiden Haare und können gut backen. Nach ihrer Ausbildung feiern 47 junge Handwerkerinnen und Handwerker in Fürstenfeldbruck ihre Freisprechung.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

An Abenden wie diesen möchte man nicht zu feiern aufhören. Doch auch wenn die Amperland-Musikanten noch so zünftig aufspielen, als wären sie in einem vollen Wiesn-Zelt, auch wenn das Bier und der Sekt zusammen mit etwas salzigem Gebäck gut schmecken, so ist für viele junge Gesellinnen und Gesellen nach gut drei Stunden bei der Abschlussfeier in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck auch schon Schluss. Sie haben ihre Lehre absolviert, sie haben bewiesen, dass sie Möbel bauen, Haare schneiden, Brote backen, Mauern hochziehen und mit Pinsel und Farbe umgehen und nun in ihrem Handwerksberuf bestehen können. Dass die 47 Absolventen nicht bis zum Morgen weiterfeiern, hat auch damit zu tun, dass sie einen Job haben, den sie ernst nehmen.

Es ist an diesem Dienstag ein Abend der Reden und der Preisverleihungen, der ermunternden und der mahnenden Worte, und es ist auch ein Abend der Junggesellinnen. Von acht jungen Menschen, die ihre Lehre im Bäckerhandwerk in den vergangenen Jahren absolviert haben, sind vier Frauen. Veronika Heiß hat ihre Lehre bei der Bäckerei Drexler in Jesenwang gemacht. Sie wird als Beste der Bäckerinnung ausgezeichnet und bekommt mit ihrer Abschlussnote 1,2 auch einen von drei Ausbildungsehrenpreisen der Kreishandwerkerschaft Fürstenfeldbruck. Dana Zimmermann vom Friseur Fuchs in Olching hat bei den Prüfungen Bestnoten bekommen und ist Innungsbeste im Friseurhandwerk geworden. Beim Wettbewerb „Die gute Form“ der Schreinerinnung belegen Nadine Brandl und Yasmin Schuller mit ihren herausragenden Gesellenstücken die Plätze hinter dem Erstplatzierten Paul Jung und qualifizieren sich für den Landeswettbewerb. Eine Jury, unter ihnen die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler, hatte die Abschlussarbeiten von einigen Wochen bewertet.

Luitpold Prinz von Bayern hält die Festrede. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Martina Drechsler ist es auch, die in ihrem Grußwort von der großen Aufgabe spricht, die die jungen Handwerkerinnen und Handwerker nun vor sich haben. „Geben Sie ihr Wissen weiter“, empfiehlt sie ihnen zu, „qualifizieren Sie sich weiter und bleiben Sie für neue Erfahrungen offen“. Sie verbindet dies mit dem Aufruf zum demokratischen Handeln. Das mit dem lebenslangen Lernen hören die jungen Menschen, die gemeinsam mit Eltern, Freunden und ihren Ausbildern in die Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums gekommen sind, auch von Berufsschuldirektorin Andrea Reuß. Sie erwähnt die Dynamik der Arbeitswelt, in der es gelte, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern, und auch Luitpold Prinz von Bayern spielt in seiner Festrede darauf an.

Absolventen und deren Familien und Ausbilder haben sich ebenso zur Freisprechungsfeier in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums eingefunden wie Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach den üblichen Glückwünschen ordnet er in seiner prägnanten Ansprache für die Gesellinnen und Gesellen das Handwerk wirtschaftshistorisch und politisch ein. Er erinnert an das Bayern von vor über 100 Jahren, ein armes Agrarland ohne Rohstoffe, aber mit den handwerklich arbeitenden Betrieben als wesentlichem Antrieb für die heimische Wirtschaft. Auch heute noch sei das so, wie er am Beispiel von 1000 weltmarktführenden Firmen aus Deutschland belegt. Im Gegensatz dazu sei Deutschland im weltweiten Wettbewerb der Universitäten nur auf den hinteren Plätze zu finden. Die Duale Ausbildung, die die Brucker Absolventen gerade abgeschlossen haben, ist laut Luitpold Prinz von Bayern so angesehen, dass es nun unter anderem mit China Länder gebe, die diese als Vorbild nehmen. Wie seine Vorrednerinnen ermuntert auch er die jungen Leute, Kritik zu äußern und diskussionsfreudig zu sein. Beides seien wichtige Grundlagen für eine lebendige Demokratie. Sein Appell: „Hinterfragen Sie!“

Bringen Stimmung in den Saal: die Amperland-Musikanten haben sechs Auftritte und geben eine Zugabe. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Innungsbesten und ihre Ausbildungsbetriebe: Veronika Heiß (Bäckerei-Konditorei Josef und Ulrich Drexler, Jesenwang), Christoph Maier (Bauunternehmen Müller und Mair, Moorenweis), Dana Zimmermann (Friseur- und Kosmetiksalon Fuchs, Olching), Lukas Sandmeir (Landmetzgerei Huber, Jesenwang), Michael Springer (Malerbetrieb Stefan Merkl, Adelshofen), Maximilian Olapinski (Schreinerei Nikolaus Acher, Fürstenfeldbruck). Ausbildungsehrenpreis: Veronika Heiß (Bäckerin), Leon Kunkel (Straßenbauer), Alexander Schnell (Anlagenmechaniker). Wettbewerb Die gute Form: Paul Jung (Lignum Arts, Fürstenfeldbruck), Nadine Brandl (Schreinerei Maximilian Lang), Yasmin Schuller (Schreinerei Felix Sistig).

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