Gymnasium Puchheim:Nazipropaganda am Schulhaus

In Puchheim verbreiten Unbekannte regelmäßig Aufkleber und Flugblätter von rechtsextremen Organisationen. Zuletzt war das Gymnasium betroffen. Hinweise auf eine organisierte Gruppe im Ort hat die Polizei aber nicht.

Von Peter Bierl

Seit einem Jahr tauchen immer wieder Aufkleber und Flugblätter von Nazis in Puchheim auf. Beklebt wurden unter anderem Schaufenster und Plakate, aber auch in Schulen tauchte rechtsextremes Propagandamaterial auf. Zuletzt fand Rektor Georg Baptist am Gymnasium mehrere Klebezettel vom "Freien Netz Süd". Die Kripo ermittelt - allerdings nur wegen Sachbeschädigung, da keine verbotenen Symbole verwendet wurden.

Gymnasium Puchheim

Das Gymnasium in Puchheim.

(Foto: Günther Reger)

Bereits im Wahlkampf 2012 wurde ein Plakat des damaligen Bürgermeisterkandidaten Norbert Seidl (SPD) verunziert. Seidl verzichtete damals auf eine Anzeige, um den Vorgang nicht aufzubauschen, wie er sagt. Danach seien weitere Aufkleber auf diversen Plakatständern der Kommune im Stadtgebiet aufgetaucht, erzählt der Bürgermeister.

Im Januar und Februar haben Unbekannte eine größere Zahl von Flugblättern mit rechter Propaganda im Bereich am Bahnhof verteilt, eines davon klemmte unter dem Scheibenwischer des Autos von Seidls Frau. Mitarbeiter des Ordnungsamts sammelten die Flugblätter wieder ein. "Das Zeug wird möglichst schnell weggeräumt und entsorgt", sagt Seidl.

Während die Aufkleber und Flugblätter, die Seidl und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bislang entdeckten, auf die NPD sowie die "Pro-Deutschland"-Gruppe verwiesen, stammten die Aufkleber an der Mittelschule Puchheim am Gerner Platz anscheinend vom "Freien Netz", einem Zusammenschluss von Gruppen der militanten Naziszene in Bayern. Deren Sticker prangten pünktlich zum Schuljahresbeginn am 13. September an den Glastüren zum Schulhaus.

Die Täter hatten den Umstand genutzt, dass wegen Bauarbeiten der Pausenhof offenstand, berichtet Rektorin Eva Hilzinger. Von den Geschäftsleuten waren zwei Betriebe in der Lochhauser Straße betroffen, darunter die Buchhandlung, sagt Markus Limbacher, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Puchheim.

Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Dienstag, 30. April, am Gymnasium an der Bürgermeister-Ertl-Straße. Gleich am frühen Morgen entdeckte der Hausmeister die Aufkleber an einer Wand am Eingang. Schulleiter Baptist meldete den Vorfall ebenso wie seine Kollegin von der Mittelschule der Polizei. Die beiden Pädagogen gehen davon aus, dass die Täter nicht aus der Schule stammen. "Es ist der erste Fall bei uns und bisher habe ich auch keine solchen Tendenzen an der Schule beobachtet", sagt Baptist.

Der Leiter der Polizeiinspektion Gröbenzell qualifizierte sämtliche Aufkleber als "rechtes Gedankengut". Karlheinz Pangerl betont jedoch, dass sie keine verbotenen Symbole enthielten. Darum kommt als Delikt allenfalls Sachbeschädigung in Frage. Pangerl hat die Vorfälle an den Schulen an die Kripo weitergeleitet. Im Fall der Mittelschule im vergangenen Jahr konnten der oder die Täter nicht ermittelt werden. Hinweise auf eine Nazi-Gruppe in Puchheim hat die Polizei nicht. Weitere Vorfälle mit rechtem oder rassistischem Hintergrund seien ihm nicht bekannt, sagt Manuel Leupold, Fachkraft für Integration in der Stadt Puchheim.

Im Juni 2012 durchsuchte die Polizei die Wohnung eines 38-Jährigen in Germering, der ein rechtsextremes Internetforum mit betrieb. Damals erklärte der Verfassungsschutz, im Landkreis würden zwar aktive Nazis wohnen, aber kaum in Erscheinung treten, "ausgeprägte Strukturen" existierten nicht. 2007 stellte sich der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge auf dem Gröbenzeller Bahnhof einem polizeibekannten Nazischläger in den Weg, der Ausländer anpöbelte.

Zuletzt wurden 2005 gehäuft Nazi-Aufkleber, Flugblätter und Parolen im Landkreis Fürstenfeldbruck registriert. Von 2000 bis 2002 existierte bei der Polizei Fürstenfeldbruck eine Arbeitsgruppe "REEX", die zugunsten der Fahndung nach potenziellen islamistischen Terroristen aufgelöst wurde.

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