Olching:Schüler werden in 600 Container ausgelagert

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Das Gymnasium Olching ist eines von sieben Landkreisgymnasien und wurde 1972 in Betrieb genommen. (Foto: Günther Reger)

Das Gymnasium Olching soll zwei Jahre lang von Grund auf saniert werden. Die Kostenschätzung von 38 Millionen Euro ist schon obsolet. Im schlimmsten Fall könnte das Projekt 74 Millionen verschlingen.

Von Heike A. Batzer, Olching

Ein riesiges Containerdorf wird auf dem Sportplatz des Olchinger Gymnasiums entstehen. Dorthin sollen die Schülerinnen und Schüler ausgelagert werden, wenn ihr Schulgebäude zwei Jahre lang generalsaniert wird. 600 Container werden dafür nötig sein. Der Umzug der gesamten Schule in das Provisorium soll in den nächsten Sommerferien vonstatten gehen. Danach beginnt die Generalsanierung, die der Kreistag vor zwei Jahren beschloss. Schon jetzt ist abzusehen, dass das Vorhaben deutlich teurer wird als geplant. Veranschlagt wurden laut einer Machbarkeitsstudie 38 Millionen Euro. Nun liegt eine neue Kostenschätzung vor: Im schlimmsten Fall würde sich das Vorhaben auf 74 Millionen Euro verteuern.

Das Gymnasium Olching ist heuer 50 geworden und entsprechend in die Jahre gekommen. Dachabdichtung, Fassade, Schallschutz, alles renovierungsbedürftig im großen Maßstab. Nach dem Vorentwurf ergab sich nun eine neue Kostenschätzung von insgesamt 60 Millionen Euro. Weil die Baupreise aber weiter steigen und auch allgemeine Risiken eingeplant werden müssten, schlägt die Kreisverwaltung noch einmal zwischen zehn und 15 Prozent oben drauf und kommt dann auf geschätzte Gesamtkosten für Gebäudesanierung samt Containerprovisorium von 74 Millionen Euro. Damit würden sich nicht nur die ursprünglich kalkulierten Kosten verdoppeln, sondern auch jene 55 Millionen Euro getoppt werden, die vor zwei Jahren für einen möglichen Neubau errechnet wurden. Zum Vergleich: Der Neubau der Berufsschule in Fürstenfeldbruck, den der Landkreis als bislang größtes Bauprojekt seiner Schulen zuletzt stemmte, kostete um die 45 Millionen Euro.

Als Gründe für die Mehrkosten führt die Bauverwaltung die wegen der Corona-Krise und des Kriegs in der Ukraine extrem gestiegenen Baukosten an, Materialknappheit, Lieferengpässe und eine sehr hohe Nachfrage nach Containern. Zudem ergab die inzwischen durch ein Statikbüro erfolgte eingehende Untersuchung der Bauteile am Bestandsgebäude, dass die Tragstruktur des Stahlbetonskeletts in einigen Bereichen ertüchtigt werden müsse. Ebenso das Dach, damit es überhaupt Aufbauten wie Photovoltaik- oder Lüftungsanlagen tragen könne. Auch die Dachentwässerung werde deshalb aufwendiger. Erforderlich sei zudem eine sogenannte Schneewaage, die Alarm auslöst, wenn die Schneelast auf dem Dach die Grenze von 50 Kilo pro Quadratmeter erreicht.

Vor zwei Jahren war die Idee eines Neubaus geprüft und verworfen worden

Die Kreisräte hatten 2020 einer Generalsanierung den Vorzug vor einem Neubau gegeben, auch weil sie billiger erschien, schneller vonstatten gehen kann und nachhaltiger ist. Für zwei Jahre wird die komplette Schule in 600 Container ausgelagert, die dreistöckig auf- und nebeneinander auf dem Sportgelände aufgebaut werden und knapp tausend Schülerinnen und Schüler aufnehmen müssen. Das Gymnasium Olching ist nach Schülerzahlen das fünftgrößte unter den sieben Landkreisgymnasien.

Kreisschulreferent Christian Stangl (Grüne) warnte im vorberatenden Kulturausschuss des Kreistags vor einem "finanziellen Desaster, wenn es so lange braucht wie die Turnhallen in Puchheim". Die fünf neuen Halleneinheiten für Gymnasium und Realschule dort sollten längst in Betrieb sein. Da der Abriss aber länger dauerte als geplant, verschob sich alles nach hinten. Martin Runge, Stangls Kollege aus der Grünen-Fraktion, meldete im Kreisausschuss, dem zweiten Gremium, das sich mit dem Projekt beschäftigte, seine Bedenken an und fragte, ob man sich das Projekt in absehbarer Zeit überhaupt noch leisten könne. SPD-Kreisrat Andreas Magg ergriff daraufhin Partei für die Schule in der Stadt, in der er Bürgermeister ist: Das Gymnasium dort sei "über viele Jahre ein Stück weit vernachlässigt" worden, deshalb dürfe man die Sanierung jetzt nicht weiter verzögern: "Das wird auch nicht günstiger."

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Weil die Containermiete auf fast zwölf Millionen Euro geschätzt wurde, fragte SPD-Kreisrat Daniel Liebetruth nach, ob es denn nicht sinnvoller sein könne, die Container käuflich zu erwerben statt zu mieten. Die Wirtschaftlichkeit spreche dagegen, wandte Sabine Stannecker, Leiterin des Referats kreiseigener Hochbau, ein. Bei einer Standzeit von zwei Jahren rechne sich das nicht. Außerdem müssten die Container nach erfolgter Generalsanierung schnell zurückgebaut werden, um die Außenanlagen anlegen zu können. Zudem benötigte man bei einem Kauf Lagerplatz für die vielen Container.

Die Container müssen allerdings eine Raumhöhe von 2,75 Meter haben, damit die neuen Beamertafeln darin Platz finden können. Auch soll statt der standardmäßigen PVC-Bodenbeläge Linoleum verwendet werden, weil PVC im Brandfall giftige Gase entwickeln könnte. Weiterhin ist eine provisorische Stromerzeugung über zwei Interims-Trafos nötig, um die Container elektrisch beheizen zu können. Die Container sollen für insgesamt 30 Monate gemietet werden: Drei Monate vor Inbetriebnahme sind für deren Ausstattung und den schulinternen Umzug notwendig, die drei Monate nach Fertigstellung des Hauptgebäudes, um den Rückumzug abzuwickeln.

Die Container seien nicht die Preistreiber, betonte im Kreisausschuss Landrat Thomas Karmasin (CSU): "Dramatisch erhöht haben sich die anderen Kosten." Immerhin: Der günstigste Bieter für das geplante Containerdorf, der jetzt den Zuschlag erhielt, liegt mit knapp zehn Millionen Euro unter der Kostenschätzung der Architekten.

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