Gute Voraussetzungen:Vision vom zweiten Silicon Valley in Bruck

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Referent Christoph Burkhardt (rechts) ist Gründer im echten Silicon Valley und promoviert gerade an der LMU über die Evolution von Ideen. (Foto: Günther Reger)

Beim Wirtschaftsempfang des Landratsamts spricht ein Innovationspsychologe über die Zukunft der Arbeit

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Wenn er sich zwischen Kant und Darwin entscheiden müsste, sagt Christoph Burkhardt: "Warum nicht beides?" Burkhardt denkt Dinge, die für gewöhnlich nichts miteinander zu tun haben, gern zusammen. Wie Kant und Darwin. Oder auch: Das US-amerikanische Technologie-Imperium Silicon Valley und Fürstenfeldbruck. Letzteres könne problemlos ein zweites Silicon Valley werden, sagt Burkhardt. "Die Voraussetzungen sind alle da, nur das richtige Mindset fehlt noch", sagt der 32-jährige Innovationspsychologe den rund 200 geladenen Unternehmern des Landkreises beim Wirtschaftsempfang im Landratsamt. Thomas Karmasin schätzt die Position seinen Landkreises in der Weltwirtschaft etwas anders ein: "Wir sind das genaue Gegenteil von Silicon Valley", findet der Landrat. Sein Amt käme im Moment noch kaum mit Facebook zurecht. Burkhardts Vortrag sei trotzdem "sehr inspirierend". Der Redner sehe die Welt "deutlich mit anderen Augen".

Burkhardt lebt in San Francisco, zahlt für seine 30-Quadratmeter-Wohnung 3000 Dollar im Monat, ist Gründer im Silicon Valley und promoviert gerade an der LMU über die Evolution von Ideen. Seine These: Gute Ideen kommen nicht einfach so aus dem Nichts, die müssen sich entwickeln. Und dafür brauche es mehr Kooperation statt Konkurrenz. Ein Netzwerk aus Entwicklern bringe eine Idee weiter. Und gut wird die Idee laut Burkhardt erst, wenn sie den Fortschritt vorantreibt. Dass er den ökonomischen Fortschritt meint, wird erst klar, wenn er ausführlich vom Milliardengeschäft von Amazon erzählt und die neuste Entwicklung des Unternehmens, die digitale Assistenz "Alexa", als Beispiel für eine gute Idee anbringt.

"Ich habe unseren Referenten bei Youtube gefunden", sagt Barbara Magg vom Bereich Wirtschaftsförderung des Landratsamts. Ein Vortrag über Innovation sei für die Unternehmer des Landkreises genau das richtige, findet sie. Im Moment stehe man im Landkreis vor der Herausforderung, neue Wege zu gehen. Und so ein Vortrag könne motivieren. Allerdings: "spritzig muss es sein". Dass man gemeinsam mehr erreiche, als in Konkurrenz zu einander, davon ist Sonja Weyland überzeugt. Sie ist zuständig für die Wirtschaftsförderung der Stadt Olching. Sie habe sich mal während des Vortrags im Saal umgeschaut. "Viele Leute haben sich mit dieser Vorstellung eines Netzwerks sichtbar fremd gefühlt." Nicht so Johann Stürzer, Wirtschaftsreferent des Landratsamts. Er wünscht sich mehr Gemeinschaftsgefühl in der Wirtschaft. "Kooperation ist das Gebot der Stunde", sagt Stürzer. Er kenne das sehr gut aus der Landwirtschaft. Und vor Innovationen sollte man sich auch im Alter nicht verschließen, meint er.

Als Referent Burkhardt in den Zuschauersaal fragt, wer denn das intelligente Lautsprecher- und Mikrofon-System "Alexa" besitze, meldet sich Stürzer. Sein Schwiegersohn hat es Zuhause installiert. "Alexa, mach' Bayern eins an", hieße es seitdem, ganz ohne Fernbedienung. Da komme man schon ins Nachdenken. Stürzer hat nach Burkhardts Rede einen langen Abend vor sich. "Auf dem Wirtschaftsempfang geht es ja ums Netzwerken, allen Hallo sagen, Visitenkarten verteilen." Burkhardt selbst macht sich derweil auf den Weg nach Darmstadt. Dort erzählt er Bankern von Innovation.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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