Grüne wählen Kandidaten:Kopf oder Zahl

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Bei den Grünen im Landkreis wird um manchen Listenplatz für den Kreistag heftig gerungen - bis das Los entscheidet.

Von Heike A. Batzer

"Per Los ist wirklich grauenhaft", stöhnt Jan Halbauer. Die Erleichterung ist dem 29-jährigen anzusehen, als die Münze geworfen war und ihn als denjenigen bestimmte, der Platz sechs auf der Liste der grünen Kreistagskandidaten einnehmen darf. Halbauer, Teil des Kreisvorsitzenden-Duos der Grünen und Neu-Bezirksrat, hatte in Milko Tansek, einem 53-jährigen Baubiologen aus Fürstenfeldbruck, einen Gegenspieler, den sich nahezu ebenso viele Grüne auf Platz sechs vorstellen konnten. Mit nur jeweils einer einzigen Stimme mehr war Halbauer im ersten und zweiten Wahlgang von der notwendigen absoluten Mehrheit weit entfernt. Im dritten Wahlgang dann Gleichstand mit 21 Stimmen - Losentscheid.

Spitzenmann in der Mitte: Grünen-Landratskandidat Markus Rainer mit Ingrid Jaschke und Jan Halbauer. (Foto: Günther Reger)

Die Grünen frönten am Freitagabend bei ihrer überlangen Nominierungsversammlung im Räuber-Kneißl-Keller im Maisacher Bräustüberl ihrer Lust an der Kampfabstimmung. Für mehrere aussichtsreiche Platzierungen zwischen den Rängen sechs und zehn bewarben sich gleich mehrere Kandidaten, und so brachten mehrmals erst der zweite oder dritte Wahlgang die Entscheidung. Platz fünf sicherte sich Kreiskulturreferentin Christina Claus. Ihre Kontrahentinnen Rike Schiele und Lena Liesenhoff duellierten sich erneut um Platz sieben, den die Eichenauerin Schiele gewann. Liesenhoff, 27-jährige Kandidatin der Grünen Jugend aus Mammendorf, landete schließlich auf Platz neun. Auch Milko Tansek stellte sich noch zweimal und verlor um Platz acht gegen Manuel Eberhardt, holte sich dann aber Platz zehn gegen Christian Stangl.

Ohne Gegenkandidaten gingen die ersten vier Plätze an die Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer, Landratskandidat Markus Rainer, Kreisrätin Ingrid Jaschke und den aus dem Landtag abgewählten Martin Runge. Der hatte zunächst in einer Ecke des Raumes Platz genommen, aber während der sieben Minuten, die jedem Kandidaten für seine Vorstellungsrede eingeräumt wurden, wieder alt bekannten Schwung aufgenommen. Jubel löste er bei den Anwesenden mit der Ankündigung aus, nach rund 30 Jahren im Kreistag die nächsten 30 Jahre angehen zu wollen: "Ich will mithelfen, für ein gutes kommunales Wahlergebnis zu sorgen." Die Niederlage bei der Landtagswahl hat seine kommunalpolitischen Ambitionen offenbar nicht geschmälert.

Die Kommunalpolitik, betonte auch die Germeringer Bundestagsabgeordnete und Kreisrätin Beate Walter-Rosenheimer, sei ohnehin das eigentliche "Revier der Grünen". Sie kandidiere deshalb gerne auf Platz eins. Nach "zwei blöden Wahlen" gelte es jetzt, "aus dem depressiven Tief zu kommen und nach vorne zu schauen".

Mit 85 Prozent Zustimmung wurde Markus Rainer zum Landratskandidaten der Grünen ausgerufen. Rainer stellte sich als 36-jähriger Rechtsanwalt vor, der "zusammen mit meinem Mann" in Gröbenzell lebt und in Olching arbeitet. Der Landkreis werde derzeit "ohne Ideen und Visionen geführt", kritisierte Rainer. Anschließend skizzierte der geübte Schnellredner seine politischen Schwerpunkte: eine intakte Umwelt, Windkraft auch im Landkreis, gebundener Ganztagsunterricht an den weiterführenden Schulen, S-4-Ausbau, bezahlbarer Wohnraum, Ballungsraumzulage für Pflegekräfte, Wohnungen und keine Sammelunterkünfte für Asylbewerber und Mobilität rund um die Uhr auch ohne Auto. Er spüre "große Zustimmung für unsere Themen". Das Ziel müssten mehr Sitze als die derzeitigen zehn im Kreistag sein. Und: 46 Stimmberechtigte bei einer Nominierungsversammlung, "das hatten wir ja noch nie".

© SZ vom 18.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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