Gröbenzell:Zwei, die zusammenpassen

Ausstellung Whitehead

"Wüstenprojekt" (links) und "Auf Sand gebaut" heißen diese beiden Objekte, die in der Ausstellung von Brian und Anke Whitehead zu sehen sind.

(Foto: Günther Reger)

Anke und Brian Whitehead haben irgendwann festgestellt, dass sich ihre Kunst ergänzt. Als "Two of a Kind" zeigen sie die nun in Gröbenzell

Von Valentina Finger, Gröbenzell

Bei der Interpretation von Kunst sucht man stets nach etwas, das zusammenpasst. Bedeutungen hinter Bildelementen gilt es zu entziffern oder Bezüge zu anderen Werken offenzulegen. In den Arbeiten von Anke und Brian Whitehead muss man nach solchen Querverbindungen nicht lange suchen. Schon der Titel der Ausstellung "Two of a Kind", mit der sich das Künstlerpaar aus Germering derzeit im Gröbenzeller Bürgerhaus präsentiert, verweist auf das Zusammenwirken der Kunstobjekte untereinander.

Anke Whitehead malt mit Acrylfarben, Brian Whitehead fertigt Skulpturen aus Stein. Irgendwann haben die beiden festgestellt, dass das eine oft das andere ergänzt. Deswegen ist ein grün gescheckter Serpentin neben einem Gemälde präsentiert, in dem ebenfalls ein giftig-milchiger Grünton dominiert. Aber da ist noch mehr: Wie der Bildhauer seinen Stein aus einem schmalen Stamm in eine klobige Krone wachsen lässt, wirkt die abgebildete Glasscherbe durch den Lupenblick der Malerin wie ein Eisberg. Subtil und wohl ungeplant verbindet das Spiel mit Dimensionen die beiden Objekte noch enger miteinander.

Sehr durchdacht ist die Werkgruppe um Anke Whiteheads Landschaften arrangiert. Die großformatigen Wüstenbilder sind die schönsten Gemälde der Ausstellung. In den präzisen Formen trifft Natur auf Geometrie und ein taubengrauer Horizont geht in Sand- und Bronzetöne über. Brian Whiteheads Skulpturen wirken in diesem Fall wie Gesteinsproben aus jenen Gefilden. Die Applikation auf einer Arbeit aus Sandstein mag man auf den ersten Blick gar für eine Eidechse halten. Nebenan werden die Sand- von Eiswüsten abgelöst. Sie sind kühler, wässriger, blauer, zudem kantiger in der Darstellung. Diese arktische Optik ergänzen entsprechend aalglatte, schwarze Skulpturen.

Während seine Frau seit langem malt, widmet sich Brian Whitehead, der in London geboren ist, der Bildhauerei seit seinem Ruhestand im Jahr 2009. Zu sehen sind in Gröbenzell auch ein paar seiner früheren Arbeiten: auf wenige markante Gesichtsmerkmale reduzierte Steinköpfe. Die meisten seiner neueren Skulpturen sind hingegen abstrakte, sozusagen gesichtslose Gebilde.

Die Idee von "Two of a Kind", von Zweien, die zusammenpassen, findet sich nicht nur im Miteinander der beiden Künstler, sondern auch innerhalb des jeweils individuellen Schaffens. Eine weiße Skulptur aus Speckstein, die an ein menschliches Herz erinnert, ist zum Beispiel zwei anderen Arbeiten aus rotem Marmor gegenübergestellt. Die Musterung jenes Materials gleicht der Struktur von Muskelfasergewebe. Das Zusammenspiel von Liebe und Fleischeslust, Gefühl und Trieb, ist eine Assoziation, die diese Anordnung der Steine hervorruft.

Wie Brian Whitehead mit dem Kontrast aus geschliffenem Stein und rauer Naturstruktur experimentiert, spielen Strukturen auch in Anke Whiteheads Gemälden eine Rolle. Ihre Steinvariationen sind auf zartes Tuch gemalt, das die erdigen Farben herausfordert. Die Witwe des Germeringer Künstlers Herbert Lentz hat ihr außerdem Druckplatten ihres verstorbenen Mannes vermacht. Die Kratzer im Metall, Überreste von Lentz' Kunst, ergeben mit den Pinselstrichen von Anke Whitehead eine reliefartige Oberfläche. In der Mitte des Ausstellungsraums steht eine Quarzitskulptur von Brian Whitehead. Sie scheint keine passende Entsprechung im Werk seiner Frau zu haben. Doch auch sie ist mit etwas gepaart. Der grau gesprenkelte Stein ist auf einer Glasplatte platziert, in der er sich wiederum spiegelt. Er ist damit wohl sein eigenes Gegenstück.

Ausstellung "Two of a Kind", Bürgerhaus Gröbenzell, geöffnet Dienstag bis Freitag 16 bis 18 Uhr, Freitag zusätzlich 10 und 12 Uhr, Samstag/Sonntag 15 bis 18 Uhr, bis 9. Juli.

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