Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Wenn der Sieg Nebensache ist

Die Fußball-Inklusionsmannschaft des SC Gröbenzell erlebt ein spannendes Jubiläumsturnier

Von Katharina Knaut, Gröbenzell

Die Cheerleader stellen sich in Position. Die Spannung im Publikum steigt. Dann endlich kommen die Spieler. Unter den lauten Jubelrufen und schimmernden Pompons der Cheerleader laufen sie auf den Rasen. Drei Gruppen, 15 Mannschaften, ein Ziel: am Ende des Jubiläumsturnier der Inklusionsmannschaft des SC Gröbenzell als Sieger vom Platz zu gehen.

Einige Teams haben dafür einen weiten Weg auf sich genommen. Bis aus Basel sind sie angereist, um den zehnten Geburtstag der Mannschaft aus Gröbenzell zu feiern. Mit, wie sollte es anders sein, Fußball, Fußball und noch mehr Fußball. Es wird auch sofort losgekickt. Die Gäste aus der Schweiz treten gegen Olching an, Freising spielt gegen Aubing. Beide Mannshaften liefern sich zwölf Minuten lang einen erbitterten Kampf. Spannende Zweikämpfe, schnelle Pässe, die ersten Tore. Gröbenzell kann hingegen zunächst nur eine nüchterne Bilanz ziehen. In den ersten Spielen müssen sie sich geschlagen geben. Erst später wendet sich das Blatt. Der Schiedsrichter entscheidet bei einem umstrittenen Elfmeter zugunsten der Gastgeber, den der Ausführende auch prompt verwandelt. Ein Ausgleichstreffer kann kurz danach knapp verhindert werden, in der letzten Minute wird das 2:0 gesichert.

Vor den Endrundenspielen liegen die Gröbenzeller dann im guten Mittelfeld. Den Sieg können sie zum Schluss jedoch nicht davontragen. Den ersten Platz belegten die Sturmkicker des SC Niederroth, gefolgt vom Heilpädagogischen Zentrum Piding und dem FC Freising. "Das ist das klassische Beispiel, dass der Gastgeber sich zurücknimmt und den Sieg den anderen gönnt", erklärt Christian Mausbach lachend. Gewinnen spiele ohnehin nur eine untergeordnete Rolle, genau das mache den Inklusionsfußball schließlich aus. Insgesamt zieht er für den Tag ein sehr positives Fazit. Die Stimmung ist trotz des eher bescheidenen Wetters hervorragend. Sie haben auch neue Freunde dazugewonnen, denn neben den altbekannten Vereinen sei auch ein Verein aus Metten dabei gewesen, der vorher noch nie bei einem Turnier mitgespielt hat.

Gerade die Gemeinschaft und das große Zusammengehörigkeitsgefühl mache den Inklusionsfußball aus, meint Bernhard Slawinski, Kreisvorsitzender des Bayerischen Fußballvereins, der zusammen mit Frank Schweizerhoff, dem Zuständigen für Soziales, als Gast erschienen sind. In den letzten Jahren sind zu dieser Gemeinschaft auch einige dazugekommen. Vor einiger Zeit gab es außer Gröbenzell nur noch eine Inklusionsmannschaft aus Hohenbrunn. Jetzt, zehn Jahre später, gebe es in Bayern 19 Vereine mit einer Inklusionsmannschaft, allein acht davon im Großraum München. "Es ist eine große Familie", meint Slawinski. Gröbenzell habe maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen und auch er Verein selbst habe sich sehr entwickelt. Dieser Meinung ist auch Thomas Baumüller, Gesamtvorstand des SC Gröbenzell. Angefangen habe die Mannschaft mit drei Spielern. Mittlerweile werde es in den normalen Fußballmannschaften vom SC Gröbenzell als Privileg gesehen, im Inklusionsteam mitzuspielen. Allein diese Tatsache sei ein deutliches Zeichen für den großen Stellenwert, den die Mannschaft innerhalb des Vereins innehat. Auch außerhalb hat sie eine hohe Stellung. Das zeigt allein die große Unterstützung der Rieder-Jugendsozialstiftung von mehr als 200 Euro, die Bürgermeister Martin Schäfer zugesichert hat.

Dementsprechend wurde auch beim Rahmenprogramm nicht gespart. Für die Pause spielt die Trommlergruppe "Diappo" und auch zwei Jugendspieler von 1860 München sind gekommen. Der Aufwand hat sich schließlich jedenfalls gelohnt, die Gäste zeigen sich am Ende des Tages sehr zufrieden. Es gefalle ihm gut, erklärt Norris Janosch aus Oberpframmern. Die Spiele seien für seine Mannschaft zwar eher durchwachsen gelaufen, dennoch habe sich die Anreise gelohnt. "Alles ist einfach toll!"

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SZ vom 21.06.2016
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