Gröbenzell:Wahlkampf-Auftakt in der Hochburg

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Die Direktkandidatin der Grünen, Beate Walter-Rosenheimer, beim Wahlkampfauftakt in Gröbenzell. (Foto: Leonhard Simon)

Beate Walter-Rosenheimer freut sich, wieder direkt mit Menschen zu sprechen, auch wenn kaum jemand stehen bleibt

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Ein kleiner Tisch mit Beuteltee, Blumensamen, Windmühlen fürs Fahrrad und einen grünen Sonnenschirm haben die Grünen auf dem Wochenmarkt in Gröbenzell aufgebaut. Dazu wird Apfelschorle im Sektglas gereicht. Dass der Wahlkampfauftakt der Kandidatin Beate Walter-Rosenheimer für die Bundestagswahl am 26. September in Gröbenzell stattfindet, kommt nicht von ungefähr: Diese Gemeinde ist - auch dank der jahrzehntelangen emsigen politischen Arbeit von Martin Runge - die Hochburg der Partei im Landkreis Fürstenfeldbruck. Die anhaltenden Diskussionen um Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock trüben die grüne Zuversicht jedoch etwas ein.

"Es ist irrsinnig, wie sie angegangen wird", sagt Walter-Rosenheimer, die Baerbock in Schutz nimmt. Einig ist sie sich mit der Grünen-Ortssprecherin Gabriele Walter, dass es nicht unbedingt notwendig gewesen ist, dass Baerbock auch noch ein Buch veröffentlichte. "Da ist jetzt eine offene Flanke", sagt Walter-Rosenheimer. "Da wird gebohrt." Doch Walter-Rosenheimer kennt Baerbock sehr gut und ist von ihr überzeugt: "Sie wird es durchziehen, auch wenn sie jetzt keine ruhige Minute mehr hat." Walter-Rosenheimer, die als Ortssprecherin in Germering und langjährige Kreisrätin ihre politische Laufbahn begonnen hat, ist seit 2012 Mitglied des Bundestages. Wie nur wenige Kolleginnen und Kollegen des Berliner Parlaments kennt die heute 56-jährige Abgeordnete das raue Leben. Die Diplom-Psychologin hat als alleinerziehende Mutter fünf Kinder großgezogen. Häufig reichte das Geld nicht. "Ab dem 20. des Monats wurde es oft schwierig mit den Wünschen meiner Kinder", erzählt sie. Jetzt sind die vier Töchter und der Sohn 22 bis 29 Jahre alt und gehen ihrer Lebenswege. Zwei ihrer Töchter haben die Zweieinhalb-Zimmerwohnung der Mutter in Berlin quasi besetzt. Sohn Luca studiert in Bamberg und ist als grüner Bezirksvorsitzender in Oberfranken in ihre politischen Fußstapfen getreten.

Walter-Rosenheimer ist jugendpolitische Sprecherin ihrer Partei und kümmerte sich im Bildungs- und Familienausschuss des Bundestages in den vergangenen vier Jahren unter anderem energisch darum, dass psychisch erkrankte Menschen mit körperlich Erkrankten gleichgestellt werden, doch die Berliner Mühlen mahlen langsam. "Eine Kommission wurde eingerichtet", berichtet sie. "Da muss noch mehr passieren." Walter-Rosenheimer musste bei der Listenaufstellung der bayerischen Grünen kämpfen, um noch einen passablen Listenplatz zu bekommen. Schließlich hat es für Platz 19 gereicht. Bisher sind die Grünen aus Bayern mit elf Mandaten im Bundestag vertreten. 8,9 Prozent lautete das Ergebnis 2017.

Wenn sich das Resultat in etwa verdoppelt, zieht Walter-Rosenheimer wieder in den Bundestag ein. Nach heutigem Stand wird es wohl ihre letzte Wahlperiode werden. "In Gröbenzell hoffe ich auf 20 Prozent", sagt Ortssprecherin Walter. Die Grünen zeigen als erste Partei Präsenz auf dem Wochenmarkt in Gröbenzell. Das Interesse der Passanten an Politik ist zwölf Wochen vor der Bundestagswahl begrenzt. "Wichtig ist, wieder mit Menschen direkt zu sprechen", sagt Walter-Rosenheimer. Diese Lebendigkeit in der Politik habe sie in den vergangenen Coronamonaten sehr vermisst.

© SZ vom 05.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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