Gröbenzell:Volksmusik ohne Folklore

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"Dreiviertelblut" treten in der Waldorfschule auf

Von Eva Runkel, Gröbenzell

Ein Musik-Duo, das als Lustprojekt begann, dann regelrecht gezwungenermaßen zu einer Band erweitert wurde und jetzt schon mit dem dritten Album auf Tour ist: Das ist Dreiviertelblut. Hinter diesem Namen verbergen sich sieben Männer, die zusammen eine ganz eigene Art von Musik machen. "Wir werden meist als "folklorefreie Volksmusik" beschrieben", sagt Gerd Baumann, der Gitarrist der Band. Mit ihm und Sebastian Horn hat das ganze Projekt angefangen.

Vor etwa zehn Jahren begannen die beiden gemeinsam zu musizieren. Dabei ging es allerdings noch um die Aufnahme der Filmmusik für "Sau Nummer vier. Ein Niederbayernkrimi", die Baumann komponiert hatte. Erst nur aus Spaß begannen er und Horn weitere Lieder aufzunehmen. Die Reaktionen auf die Musik im Film waren so positiv, dass die Nachfrage nach Liedern stieg und schlussendlich auch der Wunsch laut wurde, "Dreiviertelblut" live spielen zu hören.

Baumann und Horn kamen dem nach, indem sie weitere Stücke aufnahmen und schließlich 2014 auf dem "Heimatsound-Festival" in Oberammergau auftraten. "Da war uns aber klar, dass wir das zu zweit nicht mehr stemmen können", erzählt Baumann. Also hätten sie befreundete Musiker gefragt und so eine Band auf die Beine gestellt. Über die Jahre habe die Besetzung etwas gewechselt, doch so, wie sie aktuell spielen, bestehe die Gruppe seit etwa einem Jahr. "Das ganze Projekt war nicht am Reißbrett geplant, sondern hat sich dann so ergeben."

Baumann leitet den Studiengang Filmmusik an der Musikhochschule München und komponiert auch weiterhin. "Das mache ich dann aber so, dass es mir auch gefällt", so Baumann. Dabei sei ihm die Bedeutung, die aus dem Wechselspiel von Musik und Text entstehe, wichtig. Das gilt auch für das neue Album von "Dreiviertelblut", mit dem Titel "Diskothek Maria Elend". Es sei keinesfalls als pures Entertainment gedacht, betont der Komponist, sondern solle "ein großer Blumenstrauß an schweren Themen mit ein bissl Blödsinn dabei" sein. Ein Blick in die Thematiken der Lieder bestätigt diese Aussage. Von sinnlichen Texten über die Frage, wohin wir alle gehen, über eine Hommage an Georg Elser, den Hitler-Attentäter, in Form eines fiktiven Liebesbriefes an dessen Frau, bis hin zu "Fake News" und dem Erlebnis, das kleine Kinder oft haben, wenn das Licht ausgeht und die Schatten plötzlich Dämonen zu seien scheinen, ist alles vertreten.

Der Sänger Sebastian Horn ist auch für die Liedtexte zuständig und singt sie alle im bairischen Dialekt. Das unterstreicht den Eindruck von Volksmusik. "Durch seine krude, morbide Fantasie hat Sebastian Horn dem Ganzen in den Texten seinen Stempel aufgedrückt", sagt Baumann. Den meisten seiner Bandkollegen gehe es wie ihm: Anfangs war es nicht geplant, aufzutreten oder auf diese Weise Musik zu machen, doch mit der Zeit habe er Gefallen daran gefunden.

Der 51-Jährige Komponist hat einen Teil seiner Jugend in Gröbenzell gelebt. Deshalb ist der Auftritt am kommenden Samstag in der dortigen Waldorfschule etwas besonderes für ihn. Horn und er werden ohne Budget spielen. Dadurch können Teile der Einnahmen den jungen Bands der Schule zugute kommen. "Es ist schön, Schülerbands da zu unterstützen, wo man groß geworden ist".

"Dreiviertelblut", Samstag, 1. Dezember, 20 Uhr, Rudolf-Steiner-Schule, Spechtweg 1. Karten 22 Euro, ermäßigt 15 Euro

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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