Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Volkshochschule erzielt im Corona-Jahr Überschuss

Staatliche Hilfen gleichen Einnahmeausfälle aus. Grünen-Gemeinderat Ingo Priebsch ist neuer Vorsitzender der Gröbenzeller VHS

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Bei den Haushaltszahlen für das Jahr 2020, die der Schatzmeister der Gröbenzeller Volkshochschule (VHS), Daniel Schneider, vorstellte, rieb sich so mancher der etwa 40 Besucher der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus verwundert die Augen. "Ich freue mich über diese Zahlen", führte Schneider in seinen Bericht ein. Denn der Überschuss von 215 000 Euro im ersten Corona-Jahr war sicherlich einer der höchsten in der VHS-Geschichte. Die Aufklärung durch Schneider und Geschäftsführerin Beate Abel-Riemensperger folgte auf den Fuß und reduzierte den Gewinn zunächst auf 115 000 und später auf immer noch beachtliche 60 000 Euro. Somit kam das Fazit von Kassenwart Schneider nicht überraschend: "Wir stehen viel besser da als andere Volkshochschulen im Landkreis." Er wurde von der Versammlung wieder in den Vorstand gewählt. Ansonsten stellt sich die ehrenamtliche VHS-Leitung personell überwiegend neu auf.

Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) erkundigte sich in der Diskussion nach dem Finanzpolster der Gröbenzeller Volkshochschule, weil auch die Gemeinde im vergangenen Jahr knapp 64 000 Euro zum Überschuss beigesteuert habe. Die Kontoguthaben der VHS betrugen, laut Schneider, Ende 2020 eindrucksvolle 500 000 Euro. "Das Polster ist größer geworden trotz der Corona-Krise", stellte Schäfer lapidar fest. Welche Auswirkungen das auf künftige Subventionen aus der eher klammen Gemeindekasse haben könnte, ließ er offen. Der Überschuss von 215 000 Euro kam auch durch üppige staatliche Ausgleichszahlungen, also durch den sogenannten "Rettungsschirm" zustande. "Der war für Volkshochschulen in Not", erläuterte Schneider. "Das sind wir nicht." Deshalb würden etwa 100 000 Euro zurückgezahlt werden. Weitere 55 000 Euro gingen bei der Volkshochschule 2020 ein, betrafen jedoch das Haushaltsjahr 2019.

155 000 Euro gespart hat die Volkshochschule an den Honoraren für die Dozenten, weil im vergangenen Jahr viel weniger Kurse stattfanden. Das korrespondierte mit viel weniger Teilnehmergebühren, die von 598 000 auf 366 500 Euro zurückgingen, aber offenbar von staatlicher Seite teilweise kompensiert wurden. Insgesamt wurden Einnahmen von 1,05 Millionen und Ausgaben in Höhe von 833 000 Euro verzeichnet. In normalen Zeiten hat die Volkshochschule Gröbenzell etwa 15 000 Teilnehmer pro Jahr. "2020 waren es sicherlich 50 Prozent weniger", sagte Geschäftsführerin Abel-Riemensperger. Auch für das laufende Jahr werden weniger Teilnehmer Kurse belegen als üblich, zumal das Sommersemester zu zwei Drittel bereits vorbei sei und die gewinnbringenden Gesundheitskurse seit November 2020 nicht stattfinden konnten und als Präsenzkurse weiterhin nicht erlaubt sind. Erst seit 7. Juni bietet die Volkshochschule wieder Präsenzkurse an, bei denen, um die Abstände einzuhalten, häufig nur vier Teilnehmer beim Fremdsprachenunterricht in einem Raum sitzen. "Wirtschaftlich ist das nicht", sagte Abel-Riemensperger, "aber für die Teilnehmerbindung ist das nötig." Mit Online-Kursen habe man Erfolg gehabt und die VHS-Gesellschaft regelmäßig per E-Mail mit Informationen versorgt. Die Kursgebühren für die Minikurse mussten um etwa zehn Prozent angehoben werden, sollen jedoch, wenn Normalität einkehrt, wieder zurückgeführt werden. Abel-Riemensperger, die seit acht Jahren im Amt ist, freut sich, dass die allermeisten Dozenten bei der Stange geblieben sind.

Wie alle Volkshochschulen musste auch die Gröbenzeller programmmäßig ständig neu planen und war stark damit befasst, Anmeldungen zu stornieren oder umzubuchen und Geld zurückzuüberweisen. Die Geschäftsführerin und ihr Team hoffen nun darauf, dass normale Zeiten einkehren. "Es gibt einen Run auf viele offene Kurse", verkündete sie der Versammlung. "Das stimmt uns zuversichtlich."

Ehe man zu den Neuwahlen kam, wurde im Bürgerhaus noch 45 Minuten lang leidenschaftlich und kontrovers über Gendersprache in der vor allem semantisch veränderten Satzung der Volkshochschule gestritten. Nach 13 Jahren verabschiedete sich Klaus Coy als Vorsitzender des Trägervereins. "Die Zukunft ist so maskiert, wie wir herumlaufen", meinte Coy und wirkte ein wenig resigniert. Er übergab sein Amt an Ingo Priebsch, Gemeinderat der Grünen. Zur Zweiten Vorsitzenden wurde Gabriele Bielefeld gewählt, Barbara Staude rückte von Platz zwei im Vorstand auf den der Dritten Vorsitzenden. Schriftführerin ist weiterhin Karin Baumüller-Soldner. Neue Beisitzerin im Vorstand ist die SPD-Gemeinderätin Andrea Schuster.

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SZ vom 15.06.2021
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