Gröbenzell:Visino-Relief sucht Standort

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Gedanken zum Gröbenzeller Visino-Relief machen sich (von links) Claudia Kapsner, Lydia Schubert, Werner Urban und Bernd Ulbrich. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gröbenhüter möchten das Werk in neuen Rathaus sehen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Auf 18,5 Quadratmetern hat der Bildhauer Arno Visino die Geschichte der kleinen Ortschaft Gröbenzell verewigt und auf dunklem Holz prägende Motive dargestellt: vom Gröbenzöllner von 1570 bis zur früheren Bahnhofswirtschaft. Das in drei Teile zersägte Werk lagert seit 20 Jahren im örtlichen Bauhof. Doch die Gröbenhüter, der Verein für den Erhalt kultureller Werte und die Erforschung der Ortsgeschichte, möchten das geschichtsträchtige Relief wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen und stellten nun einen Antrag an Gemeinderat, Bürgermeister Martin Schäfer und Kulturreferent Klaus Coy. Sie hoffen, dass für das 3,50 auf 5,30 Meter große Kunstwerk im neuen Rathaus, das derzeit gebaut wird, ein Platz findet.

Der in Vilsbiburg geborene und in Gröbenzell aufgewachsene Arno Visino hatte das monumentale Kunstwerk für den Neubau der Sparkasse 1965 angefertigt. Wie die Gröbenzeller Kunsthistorikerin Claudia Kapsner bei einem Pressegespräch hervorhebt, stellte er das Relief in sechs Monaten direkt vor Ort her. Eine genauere Betrachtung des Werks offenbart, wie detailliert sich der Künstler mit der Geschichte Gröbenzells auseinandergesetzt hat: Die zwölf Motive sind für den Ort charakteristisch. Neben dem Gröbenzöllner, der 1570 der erste dauerhaft an diesem Flecken verweilende Mensch gewesen sein dürfte, sind Torfstecher bei ihrer Arbeit abgebildet - vor gut hundert Jahren eine typische Einnahmequelle in dieser Gegend -, die katholische Kirche Sankt Johann Baptist mit ihrem Zwiebelturm (Baujahr 1925) oder auch die Haltestelle der Eisenbahnstrecke München-Augsburg mit der früheren Bahnhofswirtschaft, die Ende April als "Hexe" mit einer historischen Party und ungewissem Ausgang ihren Betrieb beendet hat. Als die alte Sparkasse 1999 abgerissen wurde, schenkte sie der Gemeinde das Relief. Doch weil sich nirgendwo ein Platz dafür fand, wurde es in drei Teile zersägt und lagert seither im Bauhof.

Im Neubau des Rathauses sehen die Gröbenhüter nun die Gelegenheit, das Relief wieder öffentlich zugänglich zu machen. Rudi Ulrich, dem Vorsitzenden der Gröbenhüter, zufolge gibt es beispielsweise die Idee, das Relief, von einer Glasplatte geschützt, im Boden zu versenken. Allerdings müsse der neue Standort von Visinos Witwe gebilligt werden.

Vor zwei Jahren hatte der Sonderbauausschuss abgelehnt, das Holzrelief im neuen Sitzungssaal an die Wand zu hängen. "Wir lassen nicht locker", kommentiert Ulrich darauf anspielend den Antrag. Johann Böhmer, Beisitzer bei den Gröbenhütern, sagt zur Planung für den neuen Sitzungssaal: Wenn aus der Wand- eine Fußbodenheizung und eine Tür etwas verschoben würde, könnte es dort hineinpassen. Nach Kapsners Vorstellung wäre auch ein Platz im Rathaus-Foyer denkbar oder, in einer Vitrine, in der Grünanlage vor dem Gebäude oder eingelassen in die Fassade.

Allerdings wollen sich die Gröbenhüter nicht zwingend auf das neue Rathaus als Standort festlegen, vor allem der Sitzungssaal hätte auch Nachteile, wie Ulrich betont: "Wir wollen es möglichst vielen Bürgern zugänglich machen, und das ist natürlich nicht im Sitzungssaal gegeben." Eine Bedeutung für Gröbenzell bescheinigt auch Kreisheimatpflegerin Susanne Poller dem Holzrelief. In einem Schreiben an den Bürgermeister und die Gemeinderäte heißt es, dass es ein identitätsbildendes Kunstwerk sei, das einen Platz im öffentlichen Raum der Gemeinde verdiene. "Es ist unbestritten, dass das nicht irgendwo vergammeln soll", sagt Bürgermeister Martin Schäfer.

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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