Gröbenzell:Virtueller Gottesdienst

Die beiden Pfarreien in Gröbenzell planen gemeinsam ein besonderes Angebot

Von Katharina Knaut, Gröbenzell

Sonntagmorgen um zehn Uhr wird das Geläut der Kirchenglocken die Straßen von Gröbenzell erfüllen. Sie werden die Gemeinden zusammenrufen, zum gemeinsamen Gebet. Allerdings nicht in die Kirchen: Aufgrund des Coronavirus sind öffentliche Gottesdienste abgesagt. Stattdessen sollen die Menschen ihn zu Hause abhalten, in einem "virtuellen Gottesdienst". Das verkünden die evangelische Zachäusgemeinde Gröbenzell und die katholische Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist in einer gemeinsamen Erklärung.

Den Ablauf und entsprechende Hinweise, Gebete, Fürbitten und Lesungstexte stellen die Pfarr- beziehungsweise Kirchengemeinde auf ihre Webseite. Je nach Bedarf können die Menschen sie herunterladen, erklärt Roland Wittal, Diakon und Pfarreibeauftragter von St. Johann Baptist. In den jeweiligen Kirchen liegen Druckversionen aus. Die Idee: Die Leute sollen sich wie im Gottesdienst zur gleichen Zeit versammeln. Nur eben nicht physisch, sondern im Geiste. "Es geht darum, dass die Menschen verbunden bleiben", sagt Wittal.

Das gilt nicht nur für den Sonntagsgottesdienst. Jeden Tag um 19 Uhr laden die Kirchenglocken zu einem gemeinsamen Abendgebet. Wie am Sonntag soll sich eine virtuelle, geistliche Gottesdienstgemeinde bilden, die für die aktuellen Anliegen in der Welt beten. Dabei gehe es nicht nur um die Lage in Deutschland, so Wittal. Manche beten auch für ihre unmittelbaren Nächsten. Auch das sei wichtig, betont der Diakon: "Es tut gut, wenn man zu verstehen gibt: Ich bete für Sie." Als Symbol für das virtuelle Zusammenkommen rufen die Pfarr- und Kirchengemeinde die Betenden auf, eine Kerze ins Fenster zu stellen. "Gerade in der Verunsicherung kann uns der Glaube Kraft und Halt geben", schreibt die Zachäuskirche auf ihrer Webseite.

Die evangelische wie auch die katholische Gemeinde arbeiten eng zusammen, betont Wittal. So kam es zur Idee der Gebetsgemeinschaft. Es gibt noch weitere Angebote: Die evangelische Kirche öffnet am Sonntag von zehn Uhr an für das persönliche Gespräch. Die katholische Pfarrgemeinde St. Johann Baptist stellt jeden Freitag einen Teil ihrer Predigtreihe ins Netz. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto "Friedensstifter". Dabei steht jeweils ein Mensch im Mittelpunkt, der für Frieden eingetreten ist, beispielsweise Mutter Theresa, Franz von Assisi oder Dietrich Bonhoeffer.

Die meisten Leute zeigten Verständnis für die Situation, sagt der Diakon. Doch nicht allen fällt es leicht: "Erst letzte Woche habe ich mit einer Frau telefoniert, die ganz verzweifelt war, dass sie nicht in die Kirche gehen kann", erzählt Wittal. Die Seelsorge, die Möglichkeit für persönliche Gespräche, soll weiter aufrechterhalten werden. Die meisten Dialoge finden von nun an jedoch telefonisch statt. Auch außerhalb der Kirchengemeinde sei ein solcher Kontakt wichtig, betont der Diakon. "Wir geben nicht das Virus weiter, sondern die Botschaft: Du bist mir wichtig."

Der virtuelle Sonntagsgottesdienst soll von zehn Uhr an stattfinden

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