Gröbenzell:Verbunden mit der Schulfamilie und der Natur

Boris Hackl

Der gebürtige Unterfranke Boris Hackl ist seit 2010 Teil der Schulleitung des Gröbenzeller Gymnasiums. Egal ob wie hier in der Mensa, in seinem Büro oder im Klassenzimmer: Er fühlt sich in seiner Rolle sichtlich wohl.

(Foto: Günther Reger)

Boris Hackl, der neue Schulleiter am Gymnasium Gröbenzell, legt Wert auf die Vermittlung überfachlicher Kompetenzen. Denn wie wichtig sie sind, durfte er bei einem Ausflug in die Wirtschaft selbst erfahren. In seiner neuen Rolle versteht er sich als Teamleiter, der engen Kontakt zu Schülern, Eltern und Kollegen pflegt

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Wenn Boris Hackl von der immensen Bedeutung überfachlicher Kompetenzen für seine Schüler spricht, dann ist das nicht einfach so dahergesagt, sondern das Ergebnis eigener Erfahrung. Denn lange bevor er 2010 als stellvertretender Schulleiter nach Gröbenzell gewechselt ist, hat er im Rahmen des Projekts "Lehrer in der Wirtschaft" ein Jahr lang bei einem Industriezulieferer gearbeitet. Anfangs sei er unsicher gewesen, ob er als studierter Deutsch- und Geschichtslehrer dort überhaupt etwas reißen könne. "Doch ich habe schnell gemerkt, dass ich mich gut einbringen kann. Es ging weniger um Fachqualifikation, als um übergeordnete Fähigkeiten, Problemlösung, Teamführung, Präsentation". Die Lehre, die der 45-Jährige aus dieser Zeit gezogen hat? Man müsse Schülern so viel wie möglich davon mitgeben.

Seit einer Woche nun ist Hackl Schulleiter des Gymnasiums Gröbenzell, als Nachfolger von Hermann Baumgartner. Fünf Jahre lang war er bereits dessen Stellvertreter. "Ich war hier von Anfang an Teil der Schulleitung. Für mich ist dieser Schritt also eine organische Weiterentwicklung. Wenn jemand im Lehrerkollegium groß wird, ist das etwas anderes, dann hat er vielleicht nicht die Distanz, die so eine Führungsrolle auch braucht." Allerdings macht er auch deutlich, dass die Zeiten, in denen der Direktor quasi ein Alleinherrscher war, längst vorbei sind. Diese Rolle würde der Teamspieler Hackl wohl auch gar nicht ausfüllen können und wollen, viel lieber schwärmt er von der Schulfamilie, von der gemeinsamen Arbeit mit den Kollegen, Schülern, Eltern. "Als Stellvertreter war es mir sehr wichtig, einen engen Draht zu den Schülern zu haben und in direkten Gesprächen den Kontakt zu halten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass das auch weiterhin so bleibt", sagt Hackl. Wie ernst er das meint, erkennt man auch daran, dass an der Wand seines Büros kein Nachdruck eines Kandinskys oder Rothkos hängt, sondern die Fotografie eines Mohnfeldes, die eine Schülerin aufgenommen hat. Und auch an seiner Pinnwand und auf den Schränken finden sich Bilder und Karten von Schülern.

Privat lebt der gebürtige Unterfranke mit seiner Familie am Ammersee. Der Umzug in die Idylle hat auch seine Freizeit verändert. "Ich habe dort einen Faible für die Gartenarbeit entwickelt. Wenn mir das vor zwanzig Jahren jemand gesagt hätte, hätte ich mir das so nicht vorstellen können", sagt Hackl lachend. Eine andere Leidenschaft, die er dort bestens ausleben kann, ist das Mountainbiken. "Das habe ich schon in meiner Zeit in Miltenberg schätzen gelernt. Einfach mit dem Fahrrad in die Natur zu fahren". Im unterfränkischen Miltenberg, 70 Kilometer westlich von Hackls Geburts- und Studienort Würzburg gelegen, hatte er seine erste Station als Lehrer. Nach seinem Jahr in der Wirtschaft hat er dort noch einen Leistungskurs Geschichte betreut, bevor er 2004 ins Kultusministerium gewechselt ist, zum "Bildungspakt Bayern", dessen Geschäftsführer er wurde. Teil seiner Arbeit war es, den Unterricht zu modernisieren, Lehrerfortbildungen zu planen und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft voranzutreiben.

"2010 wollte ich dann aber wieder zurück an die Schule. Solche Abordnungen ans Ministerium sind auch immer zeitlich begrenzt. Ich arbeite aber gerne an der Schule und fühle mich dabei sehr wohl." Eines der ersten Projekte, die er in Gröbenzell angestoßen hat, war ein schulinternes Methoden-Curriculum. Darin ist festgelegt, welche überfachlichen Kompetenzen die Schüler in welchem Fach und Jahrgang vermittelt bekommen. "Ich habe den Anstoß gegeben und dann gemeinsam mit den Kollegen ein Konzept und ein Strategieblatt entwickelt, dass jeder Schüler bekommt. Dazu gibt es einen Ordner, in dem die entsprechenden Unterlagen abgeheftet werden. Am Ende der zehnten Klasse haben die Schüler dann das Werkzeug an der Hand." Gelernt wird etwa, wie man Vorträge hält, Probleme löst, langfristige Projekt organisiert.

Zwei wichtige Aufgaben sieht Hackl in nächster Zeit auf sich und das Gymnasium Gröbenzell zukommen: Die Umstellung auf den Lehrplan-Plus, die im kommenden Jahr startet. Mit dieser vom Ministerium angestoßenen Überarbeitung des Lehrplans rückt Hackls Lieblingsthema stärker in den Fokus des Unterrichts: Die Förderung von überdauernden Kompetenzen zusätzlich zur Wissensvermittlung. Dazu kommt die Einführung einer gebundenen Ganztagsschule, deren Konzept Hackl vor wenigen Tagen eingereicht hat und die auch im kommenden Jahr starten soll.

Die Entscheidung fürs Lehramtsstudium hat Hackl früh getroffen: "In der Oberstufe war ich sehr aktiv in der kirchlichen Jugendarbeit, das hat mir viel Spaß gemacht. Außerdem hat mich Geschichte schon immer interessiert. Dass ich beides im Lehrerberuf kombinieren kann, hat mich überzeugt". Als Alternative hatte er den Plan, etwas mit Physik zu machen. "Aber ich habe immer gewusst, dass ich irgendwann entweder links oder rechts gehen muss."

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