Klassik:Verbindliche Klangideale

Wiener Mozart-Trio überzeugt in Gröbenzell

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Wenn sich ein Ensemble "Wiener Mozart-Trio" nennt, dann hat das auch programmatische Bedeutung: Die Beziehung zu Wien hat sicher mit der Herkunft der Musiker zu tun, ist aber zugleich auch ein Hinweis auf die musikhistorische Bedeutung der Stadt für diese Künstler. Die Bezugnahme auf Mozart verweist auf ein interpretatorisches Zentrum ihrer Arbeit. Diesen Anspruch löste das Familientrio mit Irina Auner (Klavier), Daniel Auner (Violine) und Diethard Auner (Violoncello) beim Konzert der Gröbenzeller Konzertreihe in der Steinerschule wunderbar ein.

Zu Beginn erklang Wolfgang Amadeus Mozarts letztes Klaviertrio in G-Dur KV 564, entstanden 1788. Für den Kopfsatz Allegro wählten die Musiker ein nicht allzu rasches Tempo, ein Merkmal, das sich auch später als Interpretationslinie verfolgen ließ. Gemäßigte Tempi ermöglichten den Zuhörern einen Zugang des Verstehens, der hier mit hoher Plausibilität der Entscheidungen einherging. Auch im Bereich der Dynamik entschieden sich die Künstler für eine nicht allzu große Breite, sicherlich in Anlehnung an die historische Situation. So hatte ihr Spiel hohe Verbindlichkeit ohne Härte, zudem war die Balance stets sorgsam austariert und mit dem meist führenden Klavier in Abstimmung gebracht. Insgesamt war eine Tendenz zur Betonung der Oberstimmen zu beobachten, so dass das Violoncello meist als Bassstütze und eher im Hintergrund wahrzunehmen war. Der zweite Satz, als Variationensatz von Mozart konzipiert, wahrte sehr geschickt die Verbindung zum schlichten Thema und unterstrich den meist figuralen Charakter der Umspielungen. Im Finalsatz, einem Allegretto, fungierte die einleuchtende Phrasierung als strukturierendes Element, wobei der spielerisch-heitere Charakter dadurch gut zum Ausdruck kam.

Beethovens Klaviertrio in c-Moll op. 1 Nr. 3 ist nur wenige Jahre nach Mozarts Werk entstanden, steht bei ihm aber eher am Anfang des Schaffens in Wien. Große Ruhe im Musizieren kennzeichnete den Eingangssatz Allegro con brio: Die ersten Takte, die in der Art einer langsamen Einleitung gestaltet sind, waren in den einzelnen Phrasen organisch gegliedert. Beeindruckend der Übergang in den von Energie und Vitalität getragenen weiteren Satzverlauf. Das Klavier agierte in den kurzen Notenwerten perlend, während dem Violoncello in der Fundierung der harmonischen Wechsel eine tragende Rolle zukam. Dennoch, und da ergab sich auch die Brücke zu Mozart, war der transparente Klangcharakter nie in irgendeiner Weise geschmälert. Im folgenden Variationensatz war die Bandbreite der Veränderungen größer als bei Mozart: Gezupfte Streicherbegleitung zu Klavierkantilenen oder ein Dialog zwischen Violine und Violoncello waren jeweils genuin richtig getroffen.

Nach der Pause war dann Robert Schumanns Klaviertrio in F-Dur op. 80 aus dem Jahr 1847 zu hören. Das Wiener Mozart-Trio blieb seiner Interpretationslinie auch hier treu und verstand das romantische Werk als Fortsetzung der klassischen Tradition. Der kompakte Klang war an keiner Stelle zu dick, so dass manche Stelle im Kopfsatz (Sehr lebhaft) eine fast barocke Stenge hatte. Gegen Ende des Satzes zogen Tempo und Dynamik kraftvoll an und bereiteten einen stimmigen Schluss. Am Ende gab es großen Beifall und eine Schumann-Zugabe. Dieser galt auch Daniel Auner, der in gut gewählten Worten jeweils Verbindungslinien und Kompositionsumstände thematisiert hatte.

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