„Die kaufe ich doch immer schon!“, sagt eine ältere Kundin auf die Frage, warum sie die Kartoffeln von „Unser Land“ in den Einkaufswagen legt. Am Unser-Land-Stand im Edeka Cakir in Gröbenzell haben sich kürzlich Vertreterinnen der Solidargemeinschaft Unser Land, regionale Lebensmittelerzeuger und Politiker getroffen. Die Verkaufszahlen der regionalen Produkte seien in den letzten Monaten zurückgegangen, unter anderem wegen gestiegener Preise, sagt Judith Schermann, Geschäftsführerin von „Unser Land“. Um die regionalen Kreisläufe wieder zu stärken, brauche es die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Regionalvermarktung, Handel, Politik und Verbrauchern.
Schermann freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Edeka Cakir. Inhaber Orhan Cakir ist auch vor Ort, er bietet viele regionale Produkte an. Am beliebtesten seien die Kartoffeln und Nudeln von „Unser Land“, aber auch Eier und Sauerkonserven würden oft gekauft, berichtet er. Schermann sagt, es sei oft schwierig, die Produkte in den Supermärkten unterzubringen, nicht nur wegen des höheren Preises, sondern auch wegen der Verfügbarkeit. Beispielsweise seien durch einen Hagelschaden große Teile eines Senffelds zerstört worden.

Die Vorräte aus der Region seien aber nicht sehr groß und könnten die Ausfälle oft nicht kompensieren, was leere Regale zur Folge habe. Zwar seien die Landkreise unter dem Dachverband „Unser Land“ gut vernetzt und oftmals ergäben sich Möglichkeiten für die Kompensation von Ernteausfällen ergeben, diese seien jedoch begrenzt. „Die Strukturen im Lebensmittelhandel erfordern eine gewisse Größe, die wir teilweise mit regionalen Produkten nicht bieten können“, sagt Schermann. Karin Sepp, Kreisbäuerin, appelliert an die Verbraucherinnen und Verbraucher. „Es muss nicht alles zu jeder Zeit verfügbar sein“, sagt sie. Wenn man mehr regionale Produkte kaufen wolle, müsse man sich damit abfinden, dass gewisse Produkte nicht das ganze Jahr verfügbar seien.
„Auflagen verursachen hohe Kosten für uns. Wir sollten weg von der maximalen Masse und etwas gegen die Dumping-Preise machen“, sagt Bauern Ferdinand Wenig. Seine Süßkartoffeln sind nun auch im Edeka Cakir verfügbar, ebenso das Stroh von Michael Klas oder Nudel von Michael Dinkel. Dinkel sagt, er habe in eine eigene Mühle investiert, auch damit er garantieren könne, dass seine Produkte aus regionalem Hartweizen hergestellt seien. Alle drei Erzeuger sind sich einig, dass oftmals Auflagen der Politik nur schwer umsetzbar seien, und die Mehrkosten hauptsächlich von den Landwirten getragen werden.
Der Landtagsabgeordnete Andreas Birzele (Grüne) äußert Verständnis für die Probleme der Landwirte. Die Bauern müssten die Preise für ihre Produkte selbst bestimmen können, nicht die großen Lebensmittelkonzerne.
„Was fehlt, ist die Alltagskompetenz und das Bewusstsein für regionale Lebensmittel. Viele kaufen einfach nur noch Fertigprodukte“, sagt stellvertretender Landrat Michael Schanderl, selbst Nebenerwerbslandwirt. Es sei auch Aufgabe der Erziehung, das Bewusstsein für regionale Produkte zu wecken und zu stärken. „Viele müssen erst wieder lernen, richtig mit Lebensmitteln umzugehen“, bestätigt Kreisbäuerin Sepp. Sie sieht die Verantwortung bei der Erziehung im Elternhaus, aber auch in Kindergarten und Schule.

„Unsere Kunden wünschen sich Regionalität und Nachhaltigkeit, aber letztendlich entscheidet doch meistens der Preis“, sagt Cakir. Bei einem kleinen Rundgang durch die Filiale zeigt Resi Gerards von Unser Land die regionalen Produkte, die teilweise in einem Extraregal zu finden sind. Besonders beliebt seien die Geschenkkörbe von „Unser Land“, sagt sie. Befüllt mit Produkten aus der Region, seien sie ein gutes Geschenk, etwa für den Besuch von Verwandten.