Gröbenzell:Ton für den Glöckner

Stummfilm Gröbenzell

"Der Glöckner von Notre-Dame" aus dem Jahr 1923 war mit einer Million Dollar Produktionskosten einer der teuersten Stummfilme.

(Foto: Veranstalter)

Stummfilm-Klassiker mit Live-Orgelbegleitung

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Andreas Benz' Leidenschaft für den Stummfilm ist fast so alt wie er selbst. Seit er als Siebenjähriger seinen ersten Schmalfilm mit Charlie Chaplin geschenkt bekommen hat, ist er dem Genre verfallen. Heute gibt der 42-Jährige seine Leidenschaft weiter - indem er alte Stummfilm-Klassiker live an der Orgel oder dem Klavier begleitet. Am Samstag zeigt er in Gröbenzell den "Glöckner von Notre-Dame" und spielt dazu an der neuen Harder-Völkmann Orgel.

Ein genaues Konzept entwickelt er bei solchen Vorführungen vorab nicht. "Ich überlege mir vorher nur, wie ich anfange, aber dann improvisiere ich. Denn jeder Raum, jedes Instrument, jedes Publikum ist anders", sagt Benz. Natürlich merke man sich gewisse Melodien, dennoch sei jede Vorführung ein Unikat, selbst den gleichen Film begleitet er jeweils unterschiedlich. Auf Literatur aus der Entstehungszeit kann er dabei nicht zurückgreifen. Zum einen gibt es diese kaum und wenn doch, dann ist sie eher für große Orchester ausgelegt und nicht für einen Musiker am Tasteninstrument.

Wie er überhaupt auf die Idee gekommen ist, alte Stummfilme zu begleiten? "Ach, das ist fast zwangsläufig passiert. Ich liebe diese Filme und ich habe Musik studiert. Dann habe ich irgendwann mal aufgeschnappt, dass es spezielle Filmorgeln gibt. Und dann habe ich halt angefangen." Die alte Filmorgel, die er sich damals nach dem Studium gekauft hat, restauriert er bis heute. Und sie war es auch, die ihn nun nach Gröbenzell geführt hat. Denn für die Reparaturarbeiten hat er sich für einige Teile an einen Spezialisten gewandt - die Orgelbauer von Harder-Völkmann in München. Eben jenes Haus, das auch die Orgel im Stockwerk gebaut hat. So ist es dann zum Kontakt gekommen. Auf das Instrument freut sich Benz besonders. "Ich durfte die Orgel schon mal anspielen und finde, dass sie ein hochinteressantes und spannendes Instrument ist. Es bietet sehr viele Möglichkeiten und ist unglaublich intensiv. Ich werde mir vor dem Konzert am Samstag noch richtig viel Zeit nehmen und alles anschauen", erzählt Benz.

Ernste Filme, wie der am Wochenende gezeigte "Glöckner von Notre-Dame", seien dabei leichter zu begleiten, als etwa die großen Slapstick-Klassiker des Stummfilms. "Ernste Filme kann man ganz gut mit klassischer Musik untermalen, während man bei den Slapstick-Nummern eher zurückhaltend sein muss und einfach den Rhythmus des Films treffen muss. " Von den Besuchern bekomme er oft die Rückmeldung, dass sie an den Stummfilmen gerade das Langsame schätzten, die ausgeprägte Mimik der Darsteller. Eben dass sie nicht so hektisch sind, wie das moderne Kino.

Stummfilm "Der Glöckner von Notre-Dame" mit Live-Orgelbegleitung von Andreas Benz, Samstag, 18. März, von 20 Uhr an im Stockwerk Gröbenzell. Karten gibt es für 19,60 Euro.

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