Bücherflohmarkt in Gröbenzell:Tausende Bücher warten auf neue Leser

Lesezeit: 3 Min.

Manfred Arnold und Ulrike Michel erwarten wieder Tausende Besucher zum Gröbenzeller Bücherflohmarkt  in der Paul-Barth-Halle. (Foto: Carmen Voxbrunner ´)

Stöbern für den guten Zweck: Der Gröbenzeller Bücherflohmarkt bietet eine bunte Auswahl an Second-Hand-Schätzen. Der Erlös fließt in gemeinnützige Projekte.

Von Katarina Bergmann, Gröbenzell

Wer auf der Suche nach günstigen Büchern ist, hat am Wochenende beim Gröbenzeller Bücherflohmarkt wieder die Gelegenheit fündig zu werden. Bereits am Mittwoch um acht Uhr in der Früh begann das Team mit dem Aufbau: Tische wurden in die Halle getragen und aufgestellt. Gegen 9.30 Uhr rollte der erste Lastwagen mit Bücherkisten an – insgesamt mehr als 2000 Kisten, die zuvor in angemieteten Räumen in Olching vorsortiert wurden. Dieses Jahr seien es an die 100 000 Bücher, sagt Ulrike Michel, Vorsitzende des Vereins „Gröbenzell hilft“, der den Flohmarkt organisiert: „Die wirkliche Menge kann keiner mehr zählen.“

Mehr als 2000 Kisten voller Bücher werden in die Paul-Bart-Halle gebracht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Damit sich die Besucher besser orientieren können, wurden alle Tische mit Genre-Beschriftungen versehen. Der Schwerpunkt liegt auf Romanen, aber auch Kinderbücher, Thriller, Fachbücher, fremdsprachige Literatur und vieles mehr werden angeboten. Neben Büchern können Besucher auch CDs, DVDs, Schallplatten sowie Brett- und Gesellschaftsspiele finden. Wer es eilig hat, kann die Schnellkasse in der Halle nutzen – eine spezielle Kasse für Besucher mit weniger als zehn Büchern.

Raritäten und Antiquitäten in Nebenraum

Das älteste Buch stammt aus dem Jahr 1785. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch über den Landkreis hinaus bekannt und geschätzt sei die immer weiter wachsende Raritätensammlung des Bücherflohmarkts, erzählt Silvia Meier, eine der Veranstalterinnen. Hier werden seltene und antiquarische Bücher angeboten, die zuvor sorgfältig recherchiert und mit Online-Preisen verglichen wurden. „Früher ohne das Internet konnte man die Preise nur schätzen, heute haben wir ein eingespieltes Rechercheteam“, erklärt Meier. Das älteste Buch stamme diesmal aus dem Jahr 1785. Und selbst seltene Stücke würden hier noch unter Marktwert verkauft: Laut Meier nehmen sie den Mittelwert der online gefundenen Angebote und davon nur 40 Prozent.

Ein Stück Zeitgeschichte

Dass besonders in alten Büchern immer auch ein Stück Zeitgeschichte steckt, weiß jeder, der schon einmal eine vergilbte Eintrittskarte als Lesezeichen oder eine Widmung für einen Unbekannten in einem gebrauchten Buch gefunden hat. Auch bei der diesjährigen Buchsortierung wurde dies durch einen Fund besonders deutlich. Lisa Röhrl, eine der ehrenamtlichen Helferinnen, machte beim Sortieren eine besonders bewegende Entdeckung: Ein Exlibris mit den Namen Martin und Gabriele Rosenthal. Sie habe die Namen gegoogelt und sei dabei auf deren Geschichte gestoßen: Nach ihren Recherchen lebten sie Anfang des 20. Jahrhunderts, haben Kunst und Literatur gesammelt und sind auf einer Deportationsliste der Stadt München vermerkt. „Es war meine erste direkte Begegnung mit dem Holocaust durch ein Buch. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen“,  erzählt sie. Kurz zuvor sei sie noch bei der Großdemo gegen Rechtsextremismus auf der Theresienwiese gewesen. Deshalb sei ihr Fund für sie „wie eine Botschaft“, dass Demokratie und Menschenrechte nicht selbstverständlich seien, erzählt Röhrl bewegt. Zum Verkauf stehe das Exlibris jetzt natürlich nicht mehr. Sie möchte nun versuchen, mögliche Familienangehörige zu finden, um das kleine Schriftstück zurückzugeben.

Soziale Projekte und Nachhaltigkeit im Fokus

100 Prozent des Reinerlös der verkauften Bücher gehen laut der Vorsitzenden Ulrike Michel an karitative Projekte. „Wir versuchen, alle Gruppen der Gesellschaft zu unterstützen“, sagt Michel. Circa 20 Projekte seien es dieses Jahr, darunter regionale sowie internationale Hilfsprojekte. Mit dabei sind zum Beispiel die Tafel Puchheim, der Verein Brücke, die Seniorenhilfe Lichtblick und ein Projekt für Kinderhilfe in Haiti. All das sei nur möglich, durch die vielen Ehrenamtlichen, die sich für den Flohmarkt einsetzten. Ungefähr 100 Ehrenamtliche engagierten sich dafür, sagt Sonja Wanner vom Flohmarktteam. „Die Leute organisieren sich selbst, wer Zeit hat, der kommt“, sagt sie.

Mehr als 100 Helfer sind beim Aufbau und Sortieren beschäftigt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Außerdem stehe das Projekt unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Nicht verkaufte Bücher werden nicht entsorgt, sondern an einen Händler weitergegeben, erklärt Ulrike Michel. Laut Sonja Wanner bleibt aber meist nicht mehr als ein Drittel der Bücher übrig.

Verpflegung und Anreise

In diesem Jahr wurde laut Wanner außerdem das kulinarische Angebot erweitert: Neben selbstgebackenem Kuchen von Kindergärten, Schulen und Privatpersonen soll es auch warme und herzhafte Speisen im Eingangsbereich geben, da das Restaurant Wildmoos im Gebäude geschlossen ist. Sitz- und Verweilmöglichkeiten soll es dann im Wintergarten des ehemaligen Restaurants geben.

Auf 100 000 schätzen die Veranstalter die Zahl der angebotenen Bücher. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aufgrund der erwarteten 6000 Besucher und einer Baustelle empfiehlt Ulrike Michel die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Weg von der S-Bahn-Station zum Flohmarkt soll am Wochenende ausgeschildert sein. Parkmöglichkeiten seien in der Umgebung aufgrund eines Halteverbots begrenzt, weshalb Fahrgemeinschaften oder das Parken außerhalb in Erwägung gezogen werden sollten, so Michel. Außerdem lohne sich der Besuch nicht nur direkt zur Eröffnung am Samstagmorgen, denn besonders gefragte Bücher würden auch extra für Sonntag zurückgehalten, erklärt Sonja Wanner: "Wir haben auch dann noch besondere Bücher in petto."

Der Gröbenzeller Bücherflohmarkt findet am Samstag, 8. März, von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag, 9. März, von 10 bis 16 Uhr in der Paul-Barth-Halle in Gröbenzell statt. Weitere Infos unter www.groebenzeller-buecherflohmarkt.de.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Theaterpremiere
:90 Minuten Gossip am Felsvorsprung

Die Neue Bühne Bruck zeigt mit „Die Steilwand“ ein unterhaltsames und zugleich psychologisch vielschichtiges Stück, das die Freundschaft zwischen vier Frauen beleuchtet.

Von Katarina Bergmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: